Branchenmeldungen 12.06.2015

MDS: Nutzen der PZR bei parodontal Gesunden fraglich!?



MDS: Nutzen der PZR bei parodontal Gesunden fraglich!?

Foto: © Aycatcher - Fotolia

Was heißt eigentlich „Der Nutzen der PZR ist bei parodontal gesunden Erwachsenen fraglich“? Dieses Thema hatte uns schon Ende 2012 beschäftigt und eigentlich war dazu alles gesagt worden. Aber der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) lässt keine Ruhe, wiederholt diese Aussage in Pressekonferenzen zur Thematik professionelle Zahnreinigung (PZR) und selbst ernannte Experten äußern sich in den Medien.

Ja, primär hat der MDS erst einmal Recht: Der Nutzen der PZR bei parodontal gesunden (jungen) Erwachsenen ist fraglich. In dieser Gruppe haben wiederholte Mundhygieneinstruktionen (MHI) den gleichen Effekt wie regelmäßige PZR mit MHI. Aber wie nützlich ist diese Feststellung? Wie groß ist der Anteil der Erwachsenen in Deutschland, die tatsächlich parodontal gesund sind? Die Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt in bedrückender Weise, dass bereits in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen etwa 80 Prozent einen CPI ≥ 3 aufweisen und somit nicht als parodontal gesund angesehen werden können. Umfang und Schweregrad parodontaler Erkrankungen nehmen mit zunehmendem Alter zu. Die Feststellung des MDS ist also für die Mehrheit der Deutschen irrelevant!

Aber warum versucht der MDS die PZR in der Öffentlichkeit in Misskredit zu bringen?

Was bedeutet PZR? Laut GOZ: „Die Leistung umfasst das Entfernen der supragingivalen/gingivalen Beläge auf Zahn- und Wurzeloberflächen einschließlich Reinigung der Zahnzwischenräume, das Entfernen des Biofilms, die Oberflächenpolitur und geeignete Fluoridierungsmaßnahmen, je Zahn oder Implantat oder Brückenglied“. Das ist alles. Eine sogenannte Prophylaxesitzung mit PZR beinhaltet laut Bundeszahnärztekammer darüber hinaus eine gründliche Untersuchung der Mundhöhle und des Zahnsystems inklusive Erfassung der Mundhygienesituation sowie vorhandener Beläge und Blutungen des Zahnfleisches und Mundhygieneinstruktionen. Bei der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) werden darüber hinaus mindestens einmal pro Jahr ein Parodontalstatus erhoben und ggf. vorhandene pathologisch vertiefte Taschen subgingival gereinigt. Die Prophylaxesitzung mit PZR und die UPT kann der MDS in seinen Stellungnahmen nicht meinen. Ein vielleicht feiner, aber wesentlicher Unterschied. Den sollten wir verunsicherten Patienten deutlich klar machen.

Allerdings muss auch allen Beteiligten klar sein, dass eine Prophylaxesitzung mit PZR bzw. eine UPT, die etwa eine Stunde dauern, zu Dumpingpreisen von z. B. 45,– € nicht zu erbringen sind. Bei einem weitgehend vollbezahnten Patienten muss eine UPT mit Erhebung des Parodontalstatus und subgingivaler Reinigung mehrerer Zähne eher das Drei- bis Vierfache kosten.

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