Branchenmeldungen 07.06.2022
So wird der Zahntechniker zum Notfallmanager
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Der nachfolgende Artikel ist in der ZT Zahntechnik Zeitung 6/22 unter dem Originaltitel „Vom Zahntechniker zum Notfallmanager“ erschienen.
Digitale Entwicklungen haben – vor allem für die Zahntechnik – zu entscheidenden Veränderungen in den Prozessen geführt. Mit den Vorteilen sind digitale Fertigungsverfahren, aber auch mit Risiken verbunden, die bei der manuellen Erstellung noch keine Problematiken darstellt. Ist es daher ratsam, für Notfälle – technische Probleme, Versorgungsprobleme oder ähnliches – eine Art Notfallmanager zu benennen?
In Deutschland gibt es ca. 7.600 zahntechnische Labore mit über 65.000 Angestellten. Egal ob Zahnersatz wie z.B. Kronen, Brücken, Prothesen, Schienen, Einlagefüllungen oder Veneers zur Reparatur eines Zahns oder mehrerer Zähne, der Zahntechniker stellt dieses passgenau, nach den Vorgaben des Zahnarztes, im Labor her. Wichtig ist es, dass neben den Kenntnissen über die Funktion der Zähne und dem zahntechnischen Wissen viel handwerkliche Erfahrung in der Zahntechnik dazu gehört, um die digitalen Hightech-Technologien richtig einzusetzen. Denn digitale CAD/CAM-Technologie ersetzt nicht die klassische Zahntechnik, sondern ergänzt und unterstützt sie. In Deutschland ist die Zahntechnik daher als gefahrengeneigtes Gesundheitshandwerk eingestuft. Zudem gelten für Zahnersatz die hohen Qualitätsanforderungen des Medizinproduktegesetzes. Zahntechnische Meister-Labore müssen ihre Arbeitsergebnisse im Sinne eines in Deutschland strengen Patientenschutzes kontinuierlich überwachen und kontrollieren.“ So dürfen Zahntechniker in Deutschland nur CE-geprüfte Materialien verwenden.
Immer mehr dentale Medizinprodukte werden am Computer konstruiert und per 3D-Druck hergestellt. Manche Zahnersatzmaterialien lassen sich nur mit CAD-CAM-Technologie verarbeiten. Der 3D-Druck wird schon bald nicht mehr „nur“ zur Produktion von Hilfsstrukturen eingesetzt werden. Digitale Lösungen für die Produktdokumentation mit der Möglichkeit der Erstellung von Konformitätserklärungen vereinfacht den Freigabe- und Aktualisierungsprozess erheblich. Aber wie lassen sich die komplexen Anforderungen der MDR, die für die Zahntechnik gelten auch mit einer Notstrom-Lösung umsetzen? Eine manuelle Umsetzung ist zwar mit erheblichem Aufwand und hohem zeitlichen und personellen Einsatz verbunden – aber die Vorbereitung für den Notfall kann die Zukunft sichern.
- Die Produktdokumentation als Ausdruck bereithalten
- Formblätter für die manuelle Dokumentation anfertigen
- Datensicherung- und Lesbarkeit nach Reboot sichern
In vielen zahntechnischen Laboren gibt es eine zentrale EDV-gestützte Erfassung aller Produktinformationen für eine lückenlose Rückverfolgbarkeit. So können die Vorgaben der EU-Medizinprodukteverordnung zur Dokumentation und Chargenrückverfolgung von Medizinprodukten im Labor digital, zeitsparend und rechtssicher umgesetzt werden. Die Software speichert die Daten am besten auf dem Praxisserver oder in der sicheren Cloud, um die Chargenrückverfolgbarkeit für den Patienten zu sichern. Die europäische Richtlinie MDR stellt Anforderungen an das Risikomanagement, die Chargenrückverfolgung und die Dokumentation im Dentallabor. Dieses ist sicherzustellen, ob mit, oder ohne Strom. Denn gerade für das gewerbliche Labor, aber auch für den einzelnen Zahnarzt sind mit der MDR deutlich höhere Anforderungen an ein spezifisches Qualitäts- und Risikomanagement und die interne Dokumentation als bisher verbunden.
Aber der Zahntechniker steht auch bei den „normalen“ Lieferketten mit den Praxen, Kliniken Zahnärzten im Wettbewerb.
Die Preise gehen momentan durch die Decke. Ist es jetzt noch sinnvoll Vorräte für Hygieneartikel anzuschaffen? Auch wenn wenig Lagerplatz in den Laboren vorhanden ist, sollten FFP2-Masken, Einweghandschuhe und zugelassene Desinfektionsmittel immer für mindestens 2-3 Monate ausreichend in vorhanden sein.
Ein Grundsatz: Panikmodus vermeiden – durch Krisen gewinnen
Und wie hängt das Ganze mit dem Qualitätsmanagement eines Labors zusammen? Halten Sie stets einen schriftlichen Ausdruck mit wichtigen Notfallnummern und Verfahrensanweisungen für Ihr Laborteam griffbereit. Genauer gesagt müssen diese Unterlagen immer gut zugänglich, lesbar und ausreichend vorhanden sein. Sensibilisieren Sie das Laborteam auf mögliche Notfälle. Diese werden aufgrund stark vernetzter Lieferketten in den meisten Fällen Auswirkungen auf abhängige Bereiche haben. Sprechen Sie dieses Thema in der nächsten Besprechung an und legen Sie sich für verantwortliche Personen in Ihrem Team fest. Krisenbewertungen sollten durchgehend Bestandteil des Notfallmanagements bzw. des Qualitätsmanagements in einem Labor sein. Für die allermeisten Wirtschaftsbereiche wird es immer wichtiger werden, eine gezielte Risikoanalyse- und Bewertung zu betreiben. Das Risiko für den Schadenseintritt und das entsprechende Ausmaß, sind vom Inhaber zu klassifizieren. Dabei handelt es sich bei den erarbeitenden Maßnahmen, um ein prozessorientiertes Risikomanagement – daher sollten die Dokumentationen im praxisindividuellen QM-System hinterlegt werden.