Branchenmeldungen 10.11.2014

Neue Aspekte in der Implantologie?



Neue Aspekte in der Implantologie?

Interview mit Prof. Dr. Frank Schwarz, Präsident des 28. DGI-Kongresses

Der diesjährige Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie steht unter dem Motto „Was kommt, was bleibt? Implantologie neu gedacht“.

Herr Prof. Schwarz, der Kongress gibt den Besuchern reichlich Gelegenheit, sich über die unterschied­lichsten Aspekte – von der Implantatplanung über implantologische Versorgungskonzepte bis hin zu Komplikationen und Management zu ­informieren. Welche aktuellen Trends werden vorgestellt, oder ­anders gefragt: Was kommt, was bleibt?

Prof. Dr. Schwarz: Die Trends sind im Vorfeld immer schwer aus­zumachen – hier werden wir nach dem Kongress Genaueres wissen. Viele Kollegen haben das Gefühl, in der Implantologie sei bereits alles ­dokumentiert und gesprochen – es gäbe keine neuen Aspekte. Das ist mitnichten der Fall. Wir sind einerseits noch ein sehr junges Fach und andererseits heute in der Evidenzlage v. a. in­terdisziplinär   aufgestellt. Da erweitert die Schnittfläche mit angrenzenden   Fachbereichen aus der Zahnmedizin und Medizin ganz klar das Spektrum. Das ist Kernaspekt des Kongresses, dass wir Bewährtes auf den Prüfstand stellen und somit im Prinzip auch eine Neudefinition bisheriger Standards der Implantologie anstreben. Wo stehen wir heute in der Implantat­planung, wie weit sind die digitale ­Planung und v.a. auch die Umsetzung analog nach digital bisher gelungen und können wir das wirklich empfehlen. Es geht um die Fragestellungen der Einheilzeiten, patientenspezifischer Risikofaktoren und inwieweit sie das tägliche implantologische Indikationsspektrum beeinflussen. Welche Einflüsse haben neue Biomaterialien oder neue Implantatoberflächen? Wir werden als besonderes Highlight im Rahmen des Kongresses eine revolutionäre Form der Augmentation vorstellen, die Weltpremiere hat, d.h. es werden auch hier ganz neue Standards und ganz neue Aspekte ­definiert. Diesen Kongress sollte man keinesfalls verpassen!

Titan vs. Keramik vs. Biopolymere – werden alle Materialien auch in Zukunft bestehen?

Bei der Frage nach Implantatma­terialien und dem zahnärztlichen ­Implantat wird Titan weiterhin die Vorreiterrolle einnehmen. Es geht vielmehr um die Problematik des transmukosalen Implantatanteils. Dort stellt sich die Frage nach Veränderung der Materialien umso mehr, d.h. wie ist das Weichgewebsinterface zu sta­bilisieren, zu optimieren, und hier kann ein Wachwechsel durchaus sinnvoll sein. Das ist ein Aspekt, der auf dem Kongress ebenfalls diskutiert werden wird.

Implantate sind heute selbstverständlich. Wo geht Ihrer Ansicht nach die Entwicklung hin und sind etwa passgenaue Implantate aus dem 3-D-Drucker die Zukunft?

Beim Kongress geht es primär um eine Standortbestimmung und weniger um die Erläuterung oder ­Bewertung von Technologien für die Zukunft. Wir wollen die jetzige Entwicklung für den Praktiker ganz klar einfangen und ihm aufzeigen, welche Methoden sich bewährt haben und wo es Bedarf für eine Kursänderung gibt. Ich sehe individualisierte Bio­materialien, auch unter dem der­zeitigen Kostendruck, unter dem die Industrie steht, im Moment zwar wünschenswert aus Patientensicht, aber aus dem Zeitgeist heraus betrachtet derzeit eher noch in weiter Ferne.

In Deutschland werden pro Jahr bis zu 13 Millionen Zähne gezogen, das Potenzial für implantologisch zu versorgende Zahnlücken ist ­riesig. Wird hierzulande zu wenig im­plantiert?

Deutschland ist in Europa Spitzenreiter, was Implantatzahlen an­betrifft. Wahr ist aber auch, dass nur ein Bruchteil der entstehenden Zahnlücken implantologisch versorgt wird und nach wie vor die konventionelle Versorgung an erster Stelle steht. Es gilt, die Indikation mit Augenmaß zu überprüfen. Wir sehen aus implantologischer Sicht aber ein ganz großes Potenzial, mehr fehlende Zähne durch Implantate zu ersetzen. Auch das ist Teil des Kongresses: Standortbestimmung – für welche Indikation bieten heute Implantate einen relevanten Vorteil.

Die DGI feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Was wünschen Sie ihr für die Zukunft?

Ich wünsche der DGI weiterhin viel Erfolg, die „praktizierende Wissenschaft“ zum Nutzen ihrer Mit­glieder und zum Wohle unserer Patienten zu fördern, wie es ihr in den letzten 20 Jahren so herausragend gut gelungen ist.

Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!

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