Branchenmeldungen 04.12.2023

Probiotika für den Mund und damit für die Allgemeingesundheit

Probiotika für den Mund und damit für die Allgemeingesundheit

Foto: Joshua Resnick – stock.adobe.com

Probiotika für den Darm sind lange bekannt und in verschiedensten Formen erhältlich. Neu sind Probiotika für den Mund. Im Interview spricht Prof. Dr. Rainer Hahn, Leiter der Abteilung Prävention an der Danube Private University in Krems (Österreich) über den Stand der Forschung und die positive Beeinflussung des oralen Mikrobioms mittels oraler Probiotika und Abwandlungen wie Prä- und Postbiotika.

Herr Prof. Hahn, ApaCare steht für flüssigen Zahnschmelz. Nun greifen Sie mit OraLactin Probiotika auf. Was hat Sie dazu veranlasst?

Wir forschen seit den 1990er-Jahren an subkristallinem Hydroxylapatit und dessen Oberflächen- und Remineralisationseigenschaften an Schmelz und freiliegendem Dentin. Zusammen mit stabilisiertem freiem Fluorid kommt es zu hochaktiven Oberflächenschichten am Zahn, die die Remineralisation nachhaltig unterstützen, laut einer Nature Studie sogar Initialkaries und Hypomineralisationen reparieren, aber auch zu besonders glatten und aufgehellten Oberflächen führen. Bei freiliegenden Zahnhälsen ist besonders die anhaltend desensibilisierende Wirkung interessant. ApaCare wirkt somit am Zahn! Orale Probiotika hingegen erlauben das Management des oralen Mikrobioms. Ein ganz anderer Mechanismus, um Zahn- und Zahnbetterkrankungen vorzubeugen und deren Behandlung zu unterstützen. Mit ApaCare OraLactin kombinieren wir beides.

Was genau verstehen Sie unter Probiotika?

Probiotika sind präventive Zubereitungen wie Lutschtabletten oder Pulver-Sachets mit getrockneten, lebenden, gesundheitsfördernden Bakterien. Lange hat man geglaubt, dass man diese im Zuge einer regelmäßigen Anwendung ansiedelt und damit krank machende Bakterien verdrängt werden. Moderne Sequenzierungsstudien widerlegen dies. Meist sind es Lactobazillen in den Probiotika, die, während man z. B. die Tabletten lutscht, bakterienspezifische Botenstoffe abgeben, auch Bacteriocine, die krankheitsassoziierte Keime selektiv hemmen. Dies erklärt auch, warum man Probiotika, damit sie wirken, über eine Zeit von mindestens 14 Tagen, besser 30 Tage, regelmäßig anwenden muss. Dies, da die Regeneration eines gesunden Mikrobioms ein Entwicklungsprozess ist, der über ein gesteuertes Hemmen krank machender Bakterien Zeit braucht. Im Falle von OraLactin sind zusätzlich Bifidobakterien enthalten, die die Barrierefunktion des Saumepithels begünstigen und damit die erste Linie der Immunabwehr besonders stärken. Zudem spielen Bifidobakterien in der Prävention von Karies eine wichtige Rolle.

Prä- und Postbiotika in der Mundpflege beeinflussen die Allgemeingesundheit und verhelfen Anwendern zu einer gezielten Unterstützung gesunder Körperprozesse. © cumdente

Sind in der neuen ApaCare OraLactin Zahncreme und Mundspülung auch Probiotika enthalten?

Lebende probiotische Bakterien können nur unter Wasserausschluss stabilisiert werden. Eine Beimengung in Zahnpasten oder Mundspülungen ist nicht möglich. Allerdings konnten wir die bakteriellen Kommunikationsstoffe identifizieren und diese in Form von sogenannten Postbiotika in die OraLactin Zahncreme- und Mundspülungsformulierungen miteinbinden. Diese bakterienspezifischen Signalstoffe werden aus inaktivierten Bakterien gewonnen und hemmen analog zu den Probiotika genau die gleichen Pathobionten in der Mund- und Sulkusflora. Auch Mundgeruch verursachende Keime werden reduziert. Parallel dazu gewinnen die gesundheitsfördernden Keime Wachstumsvorteile und diese restabilisieren wichtige Nischen in der Mikroflora. Allmählich verschiebt sich die dysbiotische Flora wieder in Richtung Eubiose, mit zeitgleicher Abnahme der Gesamtbakterienzahl. Dieser Vorgang kann durch weitere präbiotische Substratzusätze in den OraLactin Zahnpasten und Mundspülungen weiter begünstigt werden. Präbiotika sind natürliche Nährstoffsubstrate auf Basis von natürlichen Ballaststoffen (Akazienextrakte) und Aminosäuren (zum Beispiel Arginin), die das Wachstum gesundheitsfördernder Keime selektiv fördern.

Was verstehen Sie unter Gesundheitsförderung? Meinen Sie damit nur Zahn- und Mundgesundheit oder etwa auch die Allgemeingesundheit?

Natürlich steht bei unseren ApaCare und OraLactin Präventionskonzepten die Zahn-, Mund- und Rachengesundheit im Vordergrund. Allerdings wissen wir neuerdings, dass im Mund, vor allem auf dem Zungengrund, wichtige Nitrat-reduzierende Bakterien siedeln, die über den von ihnen gebildeten Signalstoff Stickstoffmonoxid nachhaltigen Einfluss auf die Regulation des Blutdrucks haben, eine wichtige Rolle bei der Gedächtnisbildung sowie der Erektion spielen und auch Diabetes und Gefäßerkrankungen vorbeugen helfen. Von daher korreliert die Regeneration und Stabilisierung dieser Gruppen an Bakterien besonders nachhaltig auch mit der Allgemeingesundheit. 

Konkret, für wen empfehlen Sie ApaCare Zahncreme und für wen Apacare OraLactin?

Beide Zahncremes sind in der Grundformulierung ähnlich aufgebaut, frei von Titandioxid, Konservierungsmitteln oder Natriumlaurylsulfat und enthalten flüssigen Zahnschmelz sowie Fluorid (1.450 ppm). Damit sind beide Zahncremes für alle Altersgruppen, auch für Kinder, zu empfehlen (Kinder unter sechs Jahre erbsengroße Menge, unter drei Jahren linsengroße Menge). Wer beim Zähneputzen besonderen Wert auf die Zähne und die Kosmetik legt nimmt ApaCare. Wer mehr möchte, verwendet ApaCare OraLactin und stabilisiert oder regeneriert damit auf zusätzliche Weise eine gesunde Mundflora. Letzteres ist besonders bei Patienten in der zweiten Lebenshälfte von großem Vorteil. Natürlich auch bei Menschen, die auf ihre Gesundheit besonderen Wert legen, Risikofaktoren ausgesetzt sind, Genussmittel lieben, Medikamente einnehmen müssen oder eben von Zahn- und Mundkrankheiten betroffen sind. Wichtig: Unerwünschte Neben- oder Wechselwirkungen von Prä- und Postbiotika sind nicht bekannt.

Weitere Informationen zu ApaCare auf: www.apacare.de

Autor: Dominik Bosse

Dieser Beitrag ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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