Branchenmeldungen 01.12.2016
Prof. Marc Schmitter: Ästhetik und Funktion aus einer Hand
Prof. Marc Schmitter ist der neue Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Uniklinikums Würzburg. In seinen Spezialgebieten verbindet er das Know-how zu ästhetisch hochwertigen Restaurationen mit Expertenwissen zu Funktionsdiagnostik und -therapie.
Seit Anfang Oktober dieses Jahres leitet Prof. Marc Schmitter (45) die Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Uniklinikums Würzburg (UKW). Er löste Prof. Ernst-Jürgen Richter ab, der nach über 20 Jahren auf dieser Position in den verdienten Ruhestand ging. „Würzburg war aus mehreren Gründen mein absoluter Standortfavorit für eine Professur“, zeigt sich der neue Klinikdirektor glücklich. So seien alleine die bauliche Situation und die technologische Ausstattung des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kiefergesundheit (ZMK) exzeptionell. „Seit der im Jahr 2012 abgeschlossenen, umfassenden Sanierung zählt die Würzburger Universitäts-Zahnklinik zu den modernsten Einrichtungen dieser Art in Deutschland“, ist sich Prof. Schmitter sicher.
Auch privat ist Würzburg für ihn geradezu ideal. „Die Lage der Stadt
passt sehr gut zu unserem familiären Wunsch nach einem Lebensmittelpunkt
im Süden Deutschlands“, berichtet der verheiratete zweifache Vater.
Außerdem kenne und schätze er Würzburg von Kindheitsbeinen an durch
Besuche bei Verwandten im nahegelegenen Grünsfeld.
Zahnmedizinische Karriere in Heidelberg
Das Zahnmedizinstudium absolvierte der gebürtige Esslinger an der
Universität in Tübingen. An das Staatsexamen im Jahr 1997 schloss sich
eine gut zweijährige Tätigkeit in einer Zahnarztpraxis in Neumünster bei
Kiel an – „um eine fundierte Entscheidung zwischen einer
Hochschulkarriere und der Arbeit als Niedergelassener treffen zu
können“, wie er heute sagt. Die Entscheidung fiel – speziell wegen der
universitären Möglichkeiten zu Forschung und Lehre – zugunsten der
Klinik aus, konkret für die Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der
Universität Heidelberg. Ab dem Jahr 2000 stieg er hier vom Assistenzarzt
zum Leitenden Oberarzt im Jahr 2006 auf. In der Neckarstadt leitete
Marc Schmitter die Arbeitsgruppen für Funktionsdiagnostik und -therapie
sowie für Vollkeramik. Außerdem führte er die Sektion „Werkstoffkunde“.
Bei einem zwischengeschalteten, vierteljährigen Aufenthalt an der
University of Washington in Seattle/USA im Jahr 2007 rundete er seine
Fähigkeiten in Forschungstechniken ab. Im Jahr 2008 wurde der engagierte
Mediziner in Heidelberg zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Als
nächster großer Karriereschritt folgte der Ruf nach Würzburg.
Sich ergänzende Forschungs- und Behandlungsschwerpunkte
Die Forschungs- und Behandlungsschwerpunkte von Prof. Schmitter sind zum
einen vollkeramische Werkstoffe für ästhetisch hochwertige
Restaurationen und zum anderen craniomandibuläre Dysfunktionen. Unter
letzteren versteht man die Fehlregulation der Muskel- oder
Gelenkfunktion im Kiefer- und Gesichtsbereich. „Die Kombination dieser
beiden Schwerpunkte erlaubt es mir, in der Zahnprothetik Ästhetik und
Funktion zu vereinen“, erläutert Prof. Schmitter. Dies komme zum
Beispiel bei der Behandlung von Bruxismus, einem seiner Spezialgebiete,
zum Tragen. Rund 14 Millionen Deutsche sind von diesem unbewussten
Zähneknirschen und -pressen betroffen, Tendenz steigend. Die Schäden
reichen von einer übermäßigen Abnutzung bis hin zum Brechen an sich
gesunder Zähne. Weitere Symptome können Kiefer- und Gesichtsschmerzen
sein. „Neben dem Einsatz von modernsten Therapiemethoden, wie
Biofeedback-Verfahren, ist es hier wichtig, die betroffenen Zähne zwar
möglichst ästhetisch zu rekonstruieren, aber unbedingt unter Beachtung
aller funktionellen Aspekte“, betont Prof. Schmitter.
Dass der Zahnprothetiker mit seinen Schwerpunkten an hochrelevanten
Themen arbeitet, belegen auch seine Erfolge beim Einwerben von
Fördermitteln: Schon drei seiner bislang eingereichten Projekte wurden
durch die Deutsche Forschungsforschungsgemeinschaft bewilligt.
Viele Ideen für interdisziplinäre Kooperationen
Für seine weiteren wissenschaftlichen Arbeiten freut sich Prof.
Schmitter über die sich in Würzburg abzeichnenden interdisziplinären
Kooperationsmöglichkeiten. So habe es schon vor seinem Arbeitsbeginn am
UKW sehr gute Gespräche mit den anderen Ordinarien der Würzburger
Zahnklinik gegeben. „Spannende Anknüpfungspunkte – sowohl beim
Zahnersatz, wie auch bei Kiefergelenkerkrankungen – sehe ich zum
Beispiel bei dem deutschlandweit einmaligen, von Prof. Jürgen Groll
geführten hiesigen Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der
Zahnheilkunde“, umreißt der neue Klinikdirektor. Wobei er seine
Kooperationsideen nicht auf das ZMK beschränken möchte. So könnte
beispielsweise mit Blick auf die psychosomatischen Aspekte des Bruxismus
auch die Neurologische Klinik des UKW ein wertvoller Partner sein.
Neue Ansätze in der Lehre geplant
Neben Klinik und Forschung liegt Prof. Schmitter auch der dritte Teil
des „akademischen Dreiklangs“, die Lehre, sehr am Herzen. Belegt wird
dies unter anderem dadurch, dass er schon zweimal mit dem von der Kurt
Kaltenbach Stiftung gestifteten Dental Education Award für herausragende
Arbeiten in der universitären zahnmedizinischen Lehre ausgezeichnet
wurde. Auch in Würzburg will Prof. Schmitter innovative Ansätze in der
Lehre verfolgen. So sollen nach seinem Wunsch demnächst in der
vorklinischen Ausbildung spezielle Scanner zum Einsatz kommen, mit denen
von Studierenden an Modellen erstellte Zahnpräparationen automatisiert
digital bewertet werden können. „Diese Geräte können die Anleitung und
Führung durch eine erfahrene Ärztin oder einen erfahrenen Arzt um eine
zusätzliche, schnelle und vor allem auch objektive Bewertung ergänzen“,
erläutert Prof. Schmitter. Außerdem plane er, die Lernform des
Problemorientierten Lernens (POL) in kleineren Gruppen zu
implementieren.
Der Klinikleiter nutzt seinen Neubeginn in Würzburg auch, um die regionale Bevölkerung aufzurufen, die Behandlungsangebote des ZMK noch stärker als bislang zu nutzen: „Unsere Patienten müssen keine besonders schweren oder exotischen Fälle sein und sie müssen auch nicht extra von einem Niedergelassenen an uns überwiesen werden! Alle, die zahnärztlichen Therapiebedarf haben, können sich hier vorstellen und werden nach neuesten Erkenntnissen behandelt.“
Quelle: Universitätsklinikum Würzburg