Branchenmeldungen 21.02.2011

Satire, wo man sie nicht vermutet

Die Zahnärztlichen Nachrichten Schwaben (ZNS), ein „Körperschaftsorgan“ des
öffentlichen Rechts, reagiert mit Hintersinn auf den ganz normalen Wahnsinn
in der Gesundheitspolitik.


Eigentlich sind „Organe“ von Körperschaften des öffentlichen Rechts trockene Mitteilungsblätter, die zwar für die Mitglieder informativ sind, aber ansonsten als nicht besonders attraktiv gelten. Beim Zahnärztlichen Bezirksverband Schwaben (ZBV Schwaben) ist das seit wenigen Jahren anders. Die über 1800 schwäbischen Zahnärztinnen und Zahnärzte freuen sich Monat für Monat auf die Karikatur, die die Titelseite der Zahnärztlichen Nachrichten Schwaben (ZNS) ziert. Hier werden gesundheits- und berufspolitische Themen „überspitzt“ dargestellt. Seit kurzem sind die Karikaturen in einer Ausstellung in der Geschäftsstelle des ZBV Schwaben in Augsburg zu sehen. Macher hinter den Werken: der Karikaturist, Bildhauer und Comic-Zeichner Horst Wendland aus Amberg/Buchloe.

Die Themen der Titelblätter sind breit gestreut und haben immer einen aktuellen Hintergrund. So nahmen die ZNS bereits die fröhlich im Topf des Gesundheitsfonds rührende Angela Merkel aufs Korn, die beinahe über die Dienstwagen-Affäre stolpernde Ulla Schmidt war Thema, aber auch ihr Nachfolger Philipp Rösler musste schon als Crash-Test-Dummy fungieren. Natürlich geht es auch immer wieder um Themen, die die Zahnärzte in ihren Praxen betreffen: die seit über 20 Jahren nicht angepasste Gebührenordnung wurde beispielsweise mit dem Praxisschild „Preise wie vor 20 Jahren“ satirisch angeprangert, Innenminister Schäuble „holzte“ seinerzeit auf dem Weg zum Datenspeicherungsgesetz auf einem Elefanten durch die Zahnarztpraxis.

Gerade der Datenschutz ist immer wieder Thema, geht es doch – bei Lauschangriff, Datenspeicherung oder bei der anstehenden elektronischen Gesundheitskarte – um die Sicherheit hochsensibler Patientendaten. Nicht selten bleibt dem Betrachter der Karikatur das Lachen im Hals stecken, beispielsweise bei dem Patienten, der, entblößt und ängstlich, seine Krankengeschichte von vielen Augen ausgespäht sieht - frei nach Orwells beklemmendem Zukunftsroman 1984: „Big brother is watching you!“ Den ZBV Schwaben treibt bei aller Satire auch die Sorge um das Bewahren von Arzt- und Patientengeheimnis um.

Aber nicht nur Gesundheitspolitiker sind „Opfer“ der Karikaturen in den Zahnärztlichen Nachrichten, das wäre zu eindimensional. Auch bayerische zahnärztliche Berufsvertreter kriegen ihr „Fett weg“, besonders dann, wenn es um die eilfertige und voreilige Umsetzung von Vorschriften geht, die den reglementierungsgeplagten Zahnarzt unnötig belasten oder wenn sie einsame und nicht nachvollziehbare Entscheidungen aus dem Elfenbeinturm verkünden: Stichwort Zertifizierungswahn, zusätzliche Praxispauschale, Röntgenverordnung und Selektivverträge. „Diese bildlich dargestellte Satire ist das Salz in der Suppe und hilft, vieles mit einem Augenzwinkern besser zu bewältigen“, sagt Christian Berger, 1. Vorsitzender des ZBV Schwaben. Der Karikaturist Horst Wendland lege mit seiner nuancierten Darstellung den Finger in die Wunde von Gesundheits- und zahnärztlicher Berufspolitik.

Quelle: ZBV Schwaben, 10.06.2010


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