Branchenmeldungen 21.02.2011
Verband der Zahnärztinnen fordert "Abwrack-Prämie" für alten Zahnersatz
Abwrackprämie für Zahnersatz: Was auf den ersten Blick wie ein Witz wirkt, ist auf den zweiten bitterer Ernst: Insbesondere viele ältere Menschen leben mit Zahnersatz, der seit Jahren nicht optimiert, angepasst und richtig eingestellt wurde. Viele Studien haben inzwischen gezeigt, dass Mangelernährung im Alter nicht zuletzt mit unangepasstem Zahnersatz zusammenhängt. Viele vor allem ältere Menschen können sich die Kosten für einen modernen Zahnersatz aber nicht leisten, vor allem wenn er individualisiert nach modernen Gesichtspunkten angefertigt wurde.
Statt in die Automobilindustrie zu investieren, deren schiefe Marktlage - wie Wirtschaftsexperten derzeit wiederholt darlegen - nicht selten eine selbstgemachte Folge falscher Modellpolitik ist, seien Investitionen in die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung deutlich sinnvoller angelegt. Eine "Abwrackprämie" für Zahnersatz, der älter als 10 Jahre ist, führe zu einer gesundheitlichen Verbesserung der weniger betuchten Patienten, zu einer besseren Auslastung der durch die Auslandskonkurrenz enorm belasteten Zahntechnik-Labore, die durch den Schwung in neue zukunftssichere Technik investieren könnten, sowie zu einem neuen Schwung für die präventionsorientierte Zahnheilkunde in den deutschen Zahnarztpraxen.
"Für viele alte Patienten ist ihre Prothese eine Gesundheitsbelastung", so Dr. Susanne Fath, Präsidentin des Dentista - Verbandes der Zahnärztinnen, "eine Erneuerung ist eine Präventionsmaßnahme zur Vermeidung funktioneller Probleme nicht nur im Mund, sondern auch hinsichtlich der Allgemeingesundheit."
Bekanntermaßen war das deutsche Gesundheitswesen ein "Boom-Bereich", der aber mehr und mehr erdrosselt werde. Allein im zahnärztlichen Bereich werde eine ständig weiter sinkende Nachfrage nach Zahnersatz festgestellt und eine steigende Anzahl von Menschen, die sich entweder für Lücken im Gebiss entschieden oder aber ihren Zahnersatz viel zu lange tragen - mit allen zerstörerischen Konsequenzen für Zähne, Kiefer, Zahnfleisch und Knochen und nicht selten weiter darüber hinaus.
"Wie bei den Autos geht es uns nicht darum, funktionstüchtigen Zahnersatz zu erneuern - aber wenn der Staat schon Steuergelder im Land verteilt, um eine Verbesserung der Wirtschaftskraft zu erreichen, sollte er diejenigen nicht vergessen, die tatsächlich einen großen Wirtschaftszweig darstellen." Der Gesundheitsmarkt in Deutschland macht mehreren Studien zufolge jährlich noch immer mehr Umsatz als die Automobil- und EDV-Branche zusammen und ist Arbeitgeber für rund 4,2 Millionen Menschen (und ihre Familien). Allein mit dem Blick auf Zahnersatz zeige sich: von einer Erneuerung überholter Brücken und Prothesen profitiere nicht nur der dentale Markt, sondern an vorderster Stelle entsprechend bedürftige Bevölkerungskreise. "Ein Zuschuss zur Erneuerung von überaltertem Zahnersatz - das wäre eine sinnvolle Investition mit nachhaltig positiven Folgen für die Gesundheit vieler Bürger."
Auch wenn mit einer "Zahnersatz-Abwrack-Prämie" vermutlich nicht zu rechnen sei: Der Verband will darauf aufmerksam machen, dass bei der Verteilung von Geldern zur Ankurbelung der Wirtschaft der enorme Wirtschaftszweig „Gesundheitliche Versorgung“ und nicht zuletzt die zahnmedizinische Versorgung Bedürftiger von der Politik erneut schlicht übergangen wurde.
Quelle: Dentista Club, 7.2.2009