Branchenmeldungen 04.10.2024

„Wir bringen verschiedene Stärken mit ins Leistungsteam“



„Wir bringen verschiedene Stärken mit ins Leistungsteam“

Foto: John N – stock.adobe.com /KI-Generiert

Seit dem 1. September steht der gematik eine neue Geschäftsführung vor. Das Besondere daran: Ab sofort ist eine Frau darin vertreten. Während Dr. Florian Fuhrmann als Vorsitzender der Geschäftsführung die Bereiche Strategie und Standards, Recht und Finanzen verantwortet und Dr. Florian Hartge die Bereiche Produktion, Sicherheit und Betrieb führt überblickt Brenya Adjei die Ressorts Personal, IT und Kommunikation. Wir sprachen exklusiv mit der studierten Medienmanagerin über ihre neue Position und mehr.

Frau Adjei, was hat Sie motiviert, sich für die neue gematik-Geschäftsführung zur Verfügung zu stellen?

Das Thema digitale Transformation hat mich bereits in meinen vorherigen beruflichen Stationen begleitet. Das Zusammenspiel zwischen etablierten Prozessen und der Öffnung zu neuen Technologien hin fasziniert mich. Die gematik befindet sich aktuell an einem spannenden Punkt in ihrer Entwicklung zur künftigen Digitalagentur. Die Aufgabe, im Team die digitale Transformation im Gesundheitswesen mit allen Beteiligten zu gestalten, um langfristig eine gute Gesundheitsversorgung in Deutschland zu ermöglichen, hat mich gereizt. Dass mit meiner Person auch eine Frau im Leitungsteam der gematik ist, empfinde ich als wichtiges Zeichen. Grundsätzlich, aber auch mit Blick auf das Gesundheitswesen, ist die Anzahl an Frauen in Führungspositionen immer noch ausbaufähig. In den letzten Jahren hat sich zwar einiges getan, allerdings gibt es doch noch vergleichsweise wenig Frauen mit Führungsverantwortung im Gesundheitsbereich.

Welche Stationen in Ihrer Biografie haben Sie auf Ihre neue Arbeit vorbereitet?

Es ist der Mix an beruflichen Erfahrungen: In meiner Zeit vor der gematik habe ich z. B. bei einem mittelständischen Unternehmen für Sicherheitstechnologie die Digitalisierung der Customer Experience verantwortet. Hier waren mein Team und ich ganz nah dran an den Bedürfnissen der Kunden. Digitalisierung entfaltet dann ihren Mehrwert, wenn man die Workflows und Bedarfe der Nutzerinnen und Nutzer kennt und identifiziert, an welchen Stellschrauben digitale Anwendungen analoge Prozesse optimieren und perspektivisch ablösen können. Auch bei der gematik ist die Nutzerzentrierung die Leitplanke, die die Zusammenarbeit von Dr. Fuhrmann, Dr. Hartge und mir maßgeblich bestimmt. Wenn es um Fragen der Positionierung und strategischen Ausrichtung der gematik geht, kann ich meine Expertise an Agentur- und Kampagnenerfahrung ins Team einbringen. Seit mehr als 15 Jahren berate und begleite ich Organisationen. Ich komme also mit vielen Learnings aus anderen Branchen, aber auch mit einem frischen Blick von außen – was gerade für Transformationsprozesse sehr wertvoll ist.

Welche kurz- wie längerfristigen Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt?

Im gematik-Leitungsteam bringen wir verschiedene Stärken ein und können unsere Expertisen sinnvoll ergänzen. Jeder hat seinen eigenen Zuständigkeitsbereich, aber natürlich stimmen wir uns eng untereinander ab. Die Weiterentwicklung der gematik zur Digitalagentur und den Ausbau zu einem agilen und innovationsgetriebenen Unternehmen gehen wir gemeinschaftlich an.

Überzeugende Anwendungen und Produkte werden nur entstehen, wenn wir die Nutzenden ganz klar in den Mittelpunkt stellen. Und Digitalisierungsprojekte dieser Größenordnung funktionieren nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Der Fokus unserer Arbeit liegt deshalb in dem Austausch mit allen Beteiligten. Aktuell laufen die Vorbereitungen zur ePA für alle auf Hochtouren. Uns ist wichtig, die Nutzerinnen und Nutzer einzubinden und alle Akteure zusammenzubringen. Wir bieten z. B. Informationsveranstaltungen zur neuen ePA für verschiedene Zielgruppen an: Gemeinsam mit der KZBV und BZÄK haben wir kürzlich beispielsweise ein Event für Zahnarztpraxen mit mehr als 6.000 Teilnehmenden veranstaltet. Das bestärkt uns, den Dialog weiterhin in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen.

Stichwort Cyberangriffe: Wie stellt die gematik sicher, dass sensible Daten von Patienten auch gegen zunehmend ausgeklügelte Angriffe sicher sind?

Die gematik ist zuständig für den Betrieb der Telematikinfrastruktur (TI,) dem sicheren Datennetz im Gesundheitswesen. Die in der TI verarbeiteten Daten sind durch ein mehrstufiges Sicherheitskonzept geschützt. Auf diese Daten dürfen auch nur berechtigte Berufsgruppen zugreifen. Bei der Entwicklung und Konzeption von Anwendungen wird Datenschutz und Sicherheit von Beginn an mitgedacht und spielt eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus ist wichtig, dass Zahnarztpraxen sich um ihre IT-Sicherheit vor Ort kümmern und auf dem aktuellsten Stand halten. Dazu gehört z. B. die regelmäßige Installation von Sicherheitsupdates.

Digitalisierung braucht Interoperabilität zwischen diversen digitalen Anwendungen – welche Lösungen planen Sie, um dies voranzubringen?

Dass alle Nutzer auf Basis eines gemeinsamen Standards miteinander kommunizieren können, ist von zentraler Bedeutung. Bei der gematik ist das Thema Interoperabilität im Kompetenzzentrum für Interoperabilität im Gesundheitswesen (KIG) angesiedelt. Wir haben durch das Digitalgesetz (DigiG) drei neue Hebel dazubekommen: Der erste ist, dass wir Standards erarbeiten dürfen, wenn wir das als notwendig betrachten. Neu ist auch, dass wir Dritte beauftragen können, Spezifikationen – „Baupläne“ für Anwendungen – auszuarbeiten. Das dritte Werkzeug ist die Konformitätsbewertung, um die Implementierung der verbindlichen Standards zu prüfen. Die Konformitätsbewertung ist für alle verbindlich festgelegten Standards verpflichtend. Das erste Konformitätsbewertungsverfahren wird im Kontext der ePA für alle und elektronischen Medikationsliste (eML) in 2024 durchgeführt. So werden wir sicherstellen können, dass die Praxis- und Krankenhaussoftware mit Blick auf die Grundfunktionalitäten der neuen ePA interoperabel sind.

Dieser Beitrag ist in der ZWP Spezial erschienen.

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