Branchenmeldungen 26.04.2013
Zahnersatz aus dem 3D-Drucker: Houska-Preis für die TU Wien
Zahnersatz aus dem Drucker: An der TU
Wien wurden völlig neue Herstellungsmethoden für Keramik-Werkstoffe
entwickelt. Dieser Erfolg wurde nun mit dem zweiten Platz beim
diesjährigen Houska-Preis prämiert.
3D-Drucker spielen heute eine immer
größere Rolle in der Industrie. Allerdings haben herkömmliche
Druckmethoden einen ganz gewichtigen Nachteil: Entweder gibt man sich
mit bescheidener Präzision und Oberflächenqualität zufrieden, oder
man begnügt sich mit Materialien, die nicht besonders fest und
stabil sind. Die Forschungsgruppe für Additive Manufacturing
Technologies an der TU Wien hat jedoch einen Weg gefunden, beide
Anforderungen gleichzeitig zu erfüllen.
Dieser Erfolg zieht
schon seit Jahren große Aufmerksamkeit auf sich und hat bereits zu
vielen Kooperationen mit österreichischen und internationalen Firmen
geführt. Nun wurde das Forschungsteam der TU Wien mit dem zweiten
Platz beim Houska-Preis der B&C Privatstiftung
ausgezeichnet – dotiert mit 70.000 Euro.
Maßgeschneiderte
Werkstücke
Viele Objekte des täglichen Lebens werden
automatisiert in großer Stückzahl gefertigt. Manchmal müssen aber
auch Einzelstücke für einen bestimmten Zweck mit einer ganz
individuellen Form hergestellt werden – etwa seltene Ersatzteile
oder medizinische Objekte, die ganz präzise dem Körper eines
Patienten oder einer Patientin angepasst werden. Genau für solche
Zwecke ist der Einsatz von 3D-Druckern sehr hilfreich. Erst kürzlich
wurde an der TU Wien ein Christian-Doppler-Labor eingerichtet, in dem
an 3D-Druck für die Zahnmedizin geforscht wird.
„Wir
wollen glatte Oberflächen und eine Präzision im Mikrometerbereich
haben. Außerdem soll das Material fest und belastbar sein. Bisher
war das große Dilemma des 3D-Druckens, dass man diese Anforderungen
nicht beide gleichzeitig erfüllen konnte“, erklärt Prof. Jürgen
Stampfl vom Institut für Werkstoffwissenschaft und
Werkstofftechnologie der TU Wien. Er leitet das Projekt gemeinsam mit
Prof. Robert Liska vom Institut für Angewandte Synthesechemie der TU
Wien.
Punktgenaues Verfestigen mit Licht
Das
Ausgangsmaterial für den 3D-Druck ist zunächst flüssig. Durch
ortsselektive Belichtung mit speziell entwickelten Videobeamern kann
man an ganz bestimmten Stellen in dieser Flüssigkeit eine chemische
Kettenreaktion auslösen, die das Material an genau dieser Stelle
polymerisiert und erhärten lässt. „Die einzelnen Polymer-Ketten
sind allerdings nicht besonders fest miteinander verknüpft“,
erklärt Robert Liska. „Daher können diese Strukturen relativ
leicht auseinanderreißen.“
Dieses Problem konnte
allerdings gelöst werden, indem man nun Polymere verwendet, in die
von Anfang an Keramik eingebettet ist. Nach dem 3D-Druck-Prozess wird
das Werkstück erhitzt – die ungewünschten organischen Polymere
verschwinden, die Keramik-Anteile bleiben übrig und werden durch
Hitze zusammengebacken, wodurch schlussendlich ein hochfestes
Keramikbauteil entsteht.
Houska-Preis
Für seine
Forschungserfolge wurde das Team der TU Wien nun mit dem zweiten
Platz beim Houska-Preis ausgezeichnet, der mit 70.000 Euro dotiert
ist. Der erste Platz ging an die Universität Innsbruck, der dritte
ging an die JKU Linz. Der Houska-Preis ist Österreichs größter
privater Forschungsförderungspreis, vergeben von der B&C
Privatstiftung. Er soll die enge Zusammenarbeit von universitärer
Forschung und industrieller Anwendung fördern.
Quelle: TU Wien