Wissenschaft und Forschung 05.02.2015
Forschung: Landwirtschaft hat zu schiefen Zähnen geführt
Vor 12.000 Jahren entstand die Landwirtschaft und eröffnete der Menschheit die Möglichkeit Nahrung anzubauen, ohne diese vorher erlegen zu müssen. Durch die veränderte Ernährungsweise schrumpfte der Kiefer und machte heutige kieferorthopädische Behandlungen notwendig.
Diese Erkenntnis entstammt den Untersuchungen des University College Dublin (UCD), der Israel Antiquity Authority und der State University von New York in Buffallo, die jüngst im Journal PLOS ONE vorgestellt wurden. Das Forscherteam hatte 292 Skelette von Menschen analysiert, die vor 28.000 bis 6.000 Jahren lebten.
Dabei hätten sie einen klaren Unterschied zwischen den Kieferknochen nomadisch lebender Jäger und Sammler sowie viel später lebenden Populationen von Farmern gefunden, erklärt Professor Ron Pinhasi von der School of Archaeology and Earth Institute am UCD. Die Jäger und Sammler hätten eine „perfekte Harmonie“ zwischen der Zahngröße sowie der Länge und Form ihrer Kiefer aufgewiesen. Bei den Landwirten hingegen führte die Änderung in der Ernährungsweise zu Veränderungen in Größe und Form der Kiefer. So sei die Zahngröße zwar gleich geblieben, der Kiefer jedoch schmaler geworden, hätte seine Form geändert und somit die schiefe Ausrichtung der Zähne hervorgerufen, so Professor Pinhasi.
Das Team führt dieses Ergebnis auf die veränderte Ernährungsweise zurück: Während die Jäger und Sammler harte Lebensmittel wie ungekochtes Gemüse und Fleisch zu bewältigen hatten, wechselten Landwirte zu Kost, die besser gekocht und zubereitet werden konnte – wie Getreide und Bohnen. Dadurch mussten die Menschen weniger kauen und benötigten keinen mächtigen Kiefer mehr.
Der Kiefer schrumpfte, die Zähne blieben und führten zum heutigen „train-track-Trend“ – dem Wunsch gerade Zähne zu haben. Ungewöhnlich ist das nicht mehr, leidet doch einer von fünf Menschen an einer zu engen Zahnstellung.