Wissenschaft und Forschung 20.05.2025
Intervallfasten könnte helfen, Zahnfleischentzündungen zu reduzieren
Die Studie wurde von Forschenden der Charité, Universitätsmedizin Berlin in Deutschland durchgeführt. Sie verglichen zwei Arten des Fastens, zeitlich beschränktes Essen und das Bahá’í-Trockenfasten, das dem Fasten im Ramadan ähnlich ist, mit einer normalen Ernährung. Die Studie ergab, dass beide Fastenformen dazu beitrugen, Anzeichen von Zahnfleischentzündungen zu reduzieren. Außerdem wurden weitere Parameter wie Blutzucker, Körpergewicht und Entzündungswerte im Körper verbessert. „Diese Studie liefert frühe Hinweise darauf, dass Fasten Entzündungsreaktionen im Zahnfleisch dämpfen kann, was wichtige Auswirkungen auf die allgemeine Mundgesundheit und Krankheitsprävention haben könnte“, kommentiert Dr. Christina Pappe, federführend bei der Studie. „Während Mundhygiene (Zahnseide und Zähneputzen) die Grundlage der parodontalen Pflege bleibt, legen unsere Ergebnisse nahe, dass die Ernährung, insbesondere Fastenprotokolle, bestehende Präventionsstrategien ergänzen könnte.“
Die Studie umfasste 66 gesunde, nicht rauchende Erwachsene ohne Vorgeschichte von Zahnfleisch- oder allgemeinen Gesundheitsproblemen. Die Teilnehmenden wurden einer von drei Gruppen zugeteilt:
- Zeitlich beschränktes Essen (TRE): 16 Stunden tägliches Fasten mit einer 8-stündigen Essensphase
- Bahá’í-Trockenfasten: kein Essen oder Trinken von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
- Kontrollgruppe: keine Ernährungseinschränkungen
Um eine Entzündungsreaktion hervorzurufen, wurden die Teilnehmenden gebeten, einen Teil ihres Mundes neun Tage lang nicht zu putzen, während sie ihre zugewiesene Ernährungsweise beibehielten. Das Hauptergebnis, das gemessen wurde, war, wie stark das Zahnfleisch blutete, wenn es sanft mit einer zahnärztlichen Sonde geprüft wurde, ein zentrales Zeichen für Zahnfleischentzündung.
Nach 9 Tagen stieg das Zahnfleischbluten um:
- 14,6 % in der TRE-Gruppe
- 14,9 % in der Kontrollgruppe
- Nur 5,4 % in der Bahá’í-Fastengruppe
Eine Flüssigkeit, die Zahnfleischentzündungen anzeigt, genannt gingivales Sulkusfluid, stieg nur in der Kontrollgruppe an und blieb in beiden Fastengruppen gleich. Nach 19 Tagen hatten beide Fastengruppen ein geringeres Körpergewicht und verbesserte Blutzuckerwerte. Die Bahá’í-Fastengruppe zeigte zudem niedrigeren Blutdruck und niedrigere Werte von C-reaktivem Protein, einem Marker für Entzündungen im ganzen Körper.
Zahnfleischentzündungen betreffen nicht nur den Mund. Studien haben gezeigt, dass es Zusammenhänge zwischen Parodontitis und chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht gibt. Die Behandlung von Parodontitis kann zum Beispiel den Blutzucker verbessern. Umgekehrt kann die Verbesserung systemischer Gesundheitswerte direkte Auswirkungen auf das Zahnfleisch haben. Die vorliegende Studie unterstützt die Annahme, dass bei der Behandlung von Parodontitis auch Lebensstilfaktoren wie die Ernährung berücksichtigt werden sollten. Außerdem zeigt die Flüssigkeit GCF nicht nur an, dass eine Entzündung vorliegt. Sie versorgt auch Bakterien, die weiteren Schaden im Zahnfleisch verursachen können. Ein niedriges Niveau dieser Flüssigkeit könnte dazu beitragen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder sogar zu verhindern.

„Fasten schien das Zahnfleisch vor Entzündungen zu schützen, selbst wenn Teilnehmende einen Teil ihres Mundes nicht putzten“. „Das legt nahe, dass Fasten ein nützlicher Teil eines gesunden Lebensstils sein könnte, um die Gesundheit des Zahnfleischs zu unterstützen.“
Professor Lior Shapira, der wissenschaftliche Vorsitzende des EuroPerio11, kommentierte die Studie: „Diese Studie eröffnet eine spannende neue Richtung in der Forschung. Sie zeigt, wie Essgewohnheiten wie Intervallfasten die Gesundheit des Zahnfleischs beeinflussen könnten.“ Er fügte hinzu, dass die Ergebnisse ermutigend seien und auf eine mögliche Rolle des Fastens bei der Steuerung von Entzündungen hinwiesen, nicht nur im Mund. Gleichzeitig betonte er, dass es sich um eine kurzfristige Studie an gesunden Personen handelte. Die Bahá’í-Teilnehmenden wurden nicht zufällig zugeteilt, was mit der religiösen Natur des Fastens zusammenhängt. Es sind somit weitere Studien nötig, bevor konkrete klinische Empfehlungen ausgesprochen werden können. Für den Moment fügt sich die Studie in die wachsende Zahl von Erkenntnissen ein, dass Lebensstilentscheidungen einschließlich der Ernährung eine ergänzende Rolle für die Mundgesundheit spielen können.
Quelle: EFP.org