Wissenschaft und Forschung 25.04.2012
Wissenschaftler entdecken Ursache für Parodontitis
Forschungsergebnis birgt neue Therapieansätze für die Behandlung von chronisch-entzündlichen Krankheiten wie Parodontitis
Prof. Triantafyllos Chavakis von der Medizinischen Klinik III des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden sowie vom Institut für Physiologie der Medizinischen Fakultät der TU Dresden entdeckte im Verbund mit internationalen Forschern die Ursache für Parodontitis. Demnach ermöglicht die verringerte Bildung eines Proteins den Entzündungsprozess. Die Forschungsergebnisse werden in der Mai-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Immunology publiziert.
Die
meisten Erwachsenen leiden an Parodontitis, einer chronischen Entzündung
des Zahnhalteapparates. Etwa zehn bis 15 Prozent der Betroffenen - zu
denen vor allem ältere Menschen gehören - haben eine schwere Form der
Krankheit. Parodontitis führt langfristig zu Knochenverlust, außerdem
hat die chronisch-entzündliche Krankheit einen entscheidenden Einfluss
auf die allgemeine Gesundheit. Sie erhöht das Risiko für Diabetes
mellitus, chronische Lungenerkrankungen, Atherosklerose, und
möglicherweise auch für rheumatische Arthritis.
Das Team vom Dresdner Mediziner Prof. Dr. Triantafyllos Chavakis hat nun
gemeinsam mit dem Team von Prof. Dr. George Hajishengallis von der
University of Louisville, School of Dentistry, im Tiermodell
herausgefunden, dass Parodontitis mit einer verringerten Bildung des
Glykoproteins Del-1 verbunden ist. Prof. Chavakis: „Mit zunehmendem
Alter erhöht sich die Anfälligkeit für chronische Entzündungen wie
beispielsweise die Parodontitis. Bei dieser Entzündung wandern
sogenannte neutrophile Leukozyten (weiße Blutkörperchen) aus der
Blutbahn an den Entzündungsherd. Diese Entzündungsreaktion wird durch
eine komplexe Kaskade von weiteren Prozessen angetrieben.“
Die Forscher fanden heraus, dass das Protein Del-1 die Adhäsion
(Anlagerung) der neutrophilen Leukozyten an das Endothel (Gefäßzellen)
verhindert. Die Herunterregulation von Del-1 im Maus- sowie im humanen
Periodontium (Zahnhalteapparat) ermöglicht die Entzündungskaskade.
„Bislang war viel über Prozesse bekannt, die zur Leukozytenadhäsion
führen aber wenig über körpereigene Prozesse, die die
Leukozyten-Adhäsion und -Wanderung hemmen. Im Mausmodell zeigte sich
nun, dass die verminderte Expression von Del-1, die im Alter vorkommt,
die Gewebsentzündung und den entzündlichen Knochenschwund fördert.
Ähnlich wurde verminderte Del-1 Expression im humanen Parodontitisgewebe
gefunden. Somit ist der Zusammenhang zwischen der körpereigenen Bildung
von Del-1 - am Beispiel der Parodontitis im Zahnhalteapparat - wichtig
für die Verhinderung eines Entzündungsprozesses“, so Prof. Chavakis. Im
Mausmodell zeigte sich ebenfalls, dass lokal verabreichtes Del-1 die
Leukozytenansammlung und den Knochenverlust verhindert. Triantafyllos
Chavakis: „Die Substanz Del-1 wird damit zum vielversprechenden
therapeutischen Ansatz in der Behandlung der Parodontitis und vielleicht
auch bei anderen entzündlichen und autoimmunen Erkrankungen.“
Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden