Branchenmeldungen 03.01.2012
DMP Typ-2-Diabetes: Neue Leitlinien zeigen Änderungsbedarf auf
Das
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
hat am 3. Januar 2012 die Ergebnisse einer Recherche evidenzbasierter
Leitlinien zur Behandlung von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2
vorgelegt. Ziel des Berichts ist es, aus aktuellen, methodisch
hochwertigen Leitlinien diejenigen Empfehlungen zu identifizieren, die
für die geplante Überarbeitung des entsprechenden
Disease-Management-Programms (DMP) von Bedeutung sein könnten. Demnach
muss das DMP an keiner Stelle dringend überarbeitet werden. Allerdings
identifizierte das IQWiG verschiedene Aspekte, die ergänzt und
spezifiziert werden könnten.
Evidenz ausführlich dokumentiert
Empfehlungen zu DMP zu erarbeiten und abzugeben, gehört zu den im Gesetz
(Sozialgesetzbuch V) festgeschriebenen Aufgaben des IQWiG. Im jetzt
abgeschlossenen Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) haben
die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler systematisch nach neuen
Leitlinien gesucht, deren methodische Qualität bewertet und daraus
relevante Empfehlungen zu Diagnose und Therapie von Diabetes mellitus
Typ 2, zu dessen Begleit- und Folgeerkrankungen sowie zur Kooperation
von Versorgungssektoren zusammengestellt. Zudem haben sie dokumentiert,
wie hoch die Leitlinienautoren die Belastbarkeit der Empfehlungen
einstufen. Erneut überprüft wurden die Quellen der Empfehlungen
allerdings nicht. Darin unterscheiden sich die Leitlinienbewertungen von
den Nutzenbewertungen des Instituts.
Keine Widersprüche zwischen DMP und aktuellen Empfehlungen
Eingeschlossen wurden insgesamt 35 deutsche und internationale
Leitlinien, die Empfehlungen zur Behandlung von Typ-2-Diabetes
enthalten. Wie die Auswertung ergab, stimmen die Empfehlungen mit den
Vorgaben des DMP weitgehend überein. Inhaltliche Widersprüche zu den
Anforderungen des DMP gibt es keine. "Patientinnen und Patienten mit
Diabetes mellitus Typ 2 können also sicher sein, dass das derzeitige DMP
in allen wesentlichen Punkten dem aktuellen Stand des medizinischen
Wissens entspricht", betont IQWiG-Leiter Prof. Dr. med. Jürgen Windeler.
Einige mögliche zusätzliche Empfehlungen für das DMP identifiziert
Allerdings fanden sich in diesen Leitlinien zu insgesamt 8
Themenbereichen Empfehlungen, aus denen sich nach Prüfung und Diskussion
Aktualisierungs- und Ergänzungsbedarf des deutschen DMP Diabetes
mellitus Typ 2 ergibt oder zumindest diskutiert werden könnte.
So empfehlen Leitlinien beispielsweise zusätzliche Medikamente. Das gilt
unter anderem für die topische Anwendung von Isosorbiddinitrat und
Capsaicin-Spray zur Behandlung der schmerzhaften diabetischen
Neuropathie. Zur Vorbeugung und Behandlung des diabetischen Fußsyndroms
raten Leitlinien dazu, den Gefäßzustand mittels Knöchel-Arm-Index zu
überprüfen.
Aufgabe des Instituts ist es, zunächst Unterschiede zwischen den
Empfehlungen der Leitlinien und dem DMP zu identifizieren. Die Prüfung,
ob diese Unterschiede tatsächlich zu einer Überarbeitung des DMP
Diabetes mellitus Typ 2 führen sollten, liegt dann beim G-BA.
Zum Abschlussbericht.
Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)