Branchenmeldungen 23.08.2011
DMP Typ-1-Diabetes: Neue Leitlinien des IQWiG
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat am 22. August 2011 die Ergebnisse einer Recherche evidenzbasierter Leitlinien zur Behandlung von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 vorgelegt. Ziel des Berichts ist es, aus aktuellen, methodisch hochwertigen Leitlinien diejenigen Empfehlungen zu identifizieren, die für die geplante Überarbeitung des entsprechenden Disease-Management-Programms (DMP) von Bedeutung sein könnten. Demnach muss das DMP an keiner Stelle zwingend überarbeitet werden. Allerdings identifizierte das IQWiG verschiedene Aspekte, die ergänzt und spezifiziert werden könnten.
Evidenz ausführlich dokumentiert
Empfehlungen zu DMP zu erarbeiten und abzugeben, gehört zu den im Gesetz
(Sozialgesetzbuch V) festgeschriebenen Aufgaben des IQWiG. Im jetzt
abgeschlossenen Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) haben
die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler systematisch nach neuen
Leitlinien gesucht, deren methodische Qualität bewertet und daraus
relevante Empfehlungen zu Diagnose und Therapie von Diabetes mellitus
Typ 1, zu dessen Begleit- und Folgeerkrankungen sowie zur Kooperation
von Versorgungssektoren zusammengestellt. Zudem haben sie dokumentiert,
wie hoch die Leitlinienautoren die Belastbarkeit der Empfehlungen
einstufen. Erneut überprüft wurden die Quellen der Empfehlungen
allerdings nicht. Darin unterscheiden sich die Leitlinienbewertungen von
den Nutzenbewertungen des Instituts.
Keine Widersprüche zwischen DMP und aktuellen Empfehlungen
Eingeschlossen wurden insgesamt 23 deutsche und internationale
Leitlinien, die Empfehlungen zur Behandlung von Typ-1-Diabetes
enthalten. Wie die Auswertung ergab, stimmen die Empfehlungen mit den
Vorgaben des DMP weitgehend überein. Inhaltliche Widersprüche zu den
Anforderungen des DMP gibt es keine. "Patientinnen und Patienten mit
Diabetes mellitus Typ 1 können also sicher sein, dass das derzeitige DMP
in allen wesentlichen Punkten dem aktuellen Stand des medizinischen
Wissens entspricht", betont IQWiG-Leiter Prof. Dr. med. Jürgen Windeler.
Einige mögliche zusätzliche Empfehlungen für das DMP identifiziert
Allerdings fanden sich in diesen Leitlinien zu insgesamt 8
Themenbereichen Empfehlungen, aus denen sich nach Prüfung und Diskussion
Aktualisierungs- und Ergänzungsbedarf des deutschen DMP Diabetes
mellitus Typ 1 ergeben könnte.
So empfehlen Leitlinien beispielsweise ein höheres Niveau des
Blutzuckerspiegels (Anhebung des HbA1C) bei Patienten, bei denen gehäuft
Unterzuckerungen (Hypoglykämien) auftreten, sowie Ernährungsberatung
und -therapie. Beides ist in der Rechtsverordnung zum DMP Diabetes
mellitus Typ 1 aber bisher noch nicht enthalten. Und während letztere
derzeit nur die Diagnostik und Behandlung der diabetischen Retinopathie
erwähnt, enthalten Leitlinien darüber hinaus Empfehlungen für die
Therapie des klinisch relevanten Makulaödems. Diese drei genannten
Aspekte der Behandlung könnten künftig zusätzlich im DMP berücksichtigt
werden.
Aufgabe des Instituts ist es, zunächst Unterschiede zwischen den
Empfehlungen der Leitlinien und dem DMP zu identifizieren. Die Prüfung,
ob diese Unterschiede tatsächlich zu einer Überarbeitung des DMP
Diabetes mellitus Typ 1 führen sollten, liegt dann beim G-BA.
Zum Ablauf der Berichtserstellung
Die vorläufigen Ergebnisse, den sogenannten Vorbericht, hatte das IQWiG
im November 2010 veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. Nach dem
Ende des Stellungnahmeverfahrens wurde der Vorbericht überarbeitet und
als Abschlussbericht im Juni 2011 an den Auftraggeber versandt. Die
schriftlichen Stellungnahmen werden in einem eigenen Dokument zeitgleich
mit dem Abschlussbericht publiziert. Der Bericht wurde gemeinsam mit
externen Sachverständigen erstellt.
Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)