Branchenmeldungen 13.08.2012
Drastischer Anstieg von Diabetes-Fällen bis 2030 erwartet
Derzeit wird in Deutschland der Anteil der Erwachsenen mit bekanntem Typ 2 Diabetes auf sieben bis acht Prozent geschätzt. Anhand neuer epidemiologischer Daten eines nationalen Forscherverbunds, an dem das DDZ beteiligt ist, und der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes muss im Jahr 2030 in der Altersklasse der 55 bis 74-Jährigen von 3,9 Millionen Personen mit Typ 2 Diabetes ausgegangen werden. Gegenüber heute bedeutet das einen Anstieg um mehr als 1,5 Millionen Personen. Würde allein nur jede zweite Person mit Prä-Diabetes dauerhaft an Maßnahmen zur Prävention teilnehmen, ließen sich bis zum Jahr 2030 mehr als 370.000 Diabetes-Fälle vermeiden.
Laut
einer aktuellen Prognose der Internationalen Diabetes Föderation (IDF)
zur Entwicklung des Diabetes wird in Deutschland die Anzahl der
Erwachsenen mit Diabetes im Jahr 2030 um 580.000 Personen auf insgesamt
5,6 Millionen ansteigen. Bei dieser Schätzung wurde allerdings nur die
Veränderung der Demographie mit einbezogen. Eine aktuelle Untersuchung
des Instituts für Biometrie und Epidemiologie des Deutschen
Diabetes-Zentrums (DDZ) – jetzt erschienen in der Fachzeitschrift
European Journal of Epidemiology - berücksichtigt zusätzlich die
Neuerkrankungsraten und Sterblichkeitsdaten für Personen mit Typ 2
Diabetes und Diabetes-Vorstufen in der älteren Bevölkerung. Hierzu wurde
im Vorfeld auf Basis eines Zusammenschlusses großer
bevölkerungsbezogener Studien aus verschiedenen Regionen Deutschlands
(DIAB CORE Verbund, Kompetenznetz Diabetes) die Anzahl der Personen mit
Typ 2 Diabetes erhoben. Zusammen mit der offiziellen
Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes und der
Neuerkrankungsrate für den Diabetes lässt sich unter Einbeziehung der
Sterberate die Anzahl der erkrankten Personen für die kommenden Jahre
schätzen. Wendet man die Methode des DDZ auf das Jahr 2030 an, erhält
man eine weit höhere Anzahl an Erwachsenen mit Diabetes als von der IDF
prognostiziert. Allein in der Altersgruppe der 55 bis 74-Jährigen ergibt
sich gegenüber heute ein Anstieg um mehr als 1,5 Millionen Personen auf
insgesamt 3,9 Millionen. Den deutlichsten Zuwachs mit fast einer
Millionen Personen erhält man bei den Männern. Bei den Frauen ergibt
sich ein Anstieg um etwas mehr als 0,5 Millionen Personen.
Die Prognose des DDZ umfasst auch Präventionsmaßnahmen bei
Risikofaktoren des Typ 2 Diabetes. Würden 50 Prozent der Personen mit
einem Prä-Diabetes (grenzwertig erhöhte Glukosewerte) erfolgreich und
dauerhaft an Maßnahmen zur besseren Ernährung und Gewichtsreduktion
teilnehmen (wie im Finnischen Diabetes-Präventionsprogramm) ließe sich
der starke Anstieg gegebenenfalls bremsen. Von den prognostizierten
Zuwächsen könnten 210.000 Diabetes-Fälle bei Männern und 160.000 Fälle
bei Frauen vermieden werden. Würden sogar drei von vier der Personen mit
Diabetes-Vorstufen mitmachen, stiegen diese Zahlen auf 300.000 Männer
und 225.000 Frauen.
Der vom DDZ vorhergesagte Trend bei den Diabetesfällen wird auch durch
die neuesten Daten der DEGS-Studie des Robert-Koch-Instituts (Studie zur
Gesundheit Erwachsener in Deutschland) bestätigt. Angesichts dieser
Entwicklung ergibt sich die dringliche Aufgabe, effektive Programme zur
Prävention zu organisieren. Die aktuelle DDZ-Studie zeigt, dass die
Teilnahmebereitschaft für Präventionsprogramme in der Bevölkerung ein
zentraler Faktor für den Erfolg solcher Maßnahmen darstellt, was bei
Planung berücksichtigt werden sollte.
Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) gehört der
„Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL) an. In der
Leibniz-Gemeinschaft sind derzeit 86 Institute vereint. Die
wissenschaftlichen Beiträge des DDZ sind auf die Ziele der Verbesserung
von Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Diabetes
mellitus und seiner Komplikationen sowie der Verbesserung der
epidemiologischen Datenlage in Deutschland ausgerichtet. Das DDZ
versteht sich als deutsches Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes,
indem es Ansprechpartner für alle Akteure im Gesundheitswesen ist,
wissenschaftliche Informationen zu Diabetes mellitus aufbereitet und für
die breite Öffentlichkeit bereitstellt. Das DDZ ist Partner im
Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).
Quelle: Deutsches Diabetes Zentrum