Marketing 01.12.2022
Ein Leben für die Likes: Von der ZFA zur Social Media Managerin
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Hashtags, Reels und Storys beherrscht sie längst genauso gut wie zuvor die Handgriffe als OP-Assistenz: Die 27-jährige
„Contentmaschine“ Giulia nutzt ihr fachliches Know-how aus der Arbeit als ZFA im Implantatzentrum Herne inzwischen als Head of Social-Media-Marketing bei der Denta1 Media Digitalagentur und kennt die Algorithmen von Instagram, YouTube, TikTok und Co. ganz genau. Im Interview verrät sie Strategien und Kniffe, wie auch eure Patienten zu Fans werden.
Wieso hast du dich für den Beruf der ZFA entschieden?
Ursprünglich wollte ich Fotografin werden. Daran hat mich früher tatsächlich die viele Arbeit am Computer abgeschreckt. Ich habe mich dann für den Beruf als ZFA entschieden, weil mich die enge Teamarbeit beeindruckt hat. Wenn hier nicht alle an einem Strang ziehen, funktioniert der Praxisalltag nicht. Später habe ich dann gemerkt, wie toll es ist, Menschen helfen und ihnen die Angst vor dem Zahnarztbesuch nehmen zu können. Der Beruf als ZFA hat sich dann doch als richtige Entscheidung herausgestellt.
Was reizte dich an dem Beruf besonders?
Direkt nach der Ausbildung wollte ich unbedingt in die Prophylaxe und professionelle Zahnreinigungen durchführen. Das hat sich dann sofort geändert, als ich bei Dr. Stefan Helka im Implantatzentrum Herne angefangen habe. Hier wurde ich mit wenig Vorwissen direkt im OP eingeteilt, wo ich auch meinen festen Platz gefunden habe. Am liebsten habe ich bei OPs assistiert und die Patienten vom Anfang bis zum Ende betreut. Irgendwann kam dann noch die Tätigkeit als Hygienebeauftragte hinzu. Kurz gesagt: am liebsten OPs, vor allem große Implantationen, und die Arbeit im Steri (die eigentlich sehr unbeliebt ist).
Wann und wie begann deine private Nutzung der sozialen Netzwerke?
Privat habe ich vor allem Instagram verwendet. Einfach nur, um schöne Erlebnisse mit Freunden zu teilen und mir Inspiration von Influencern zu holen. Wann hast du mit der beruflichen Nutzung der sozialen Medien begonnen und wie verlief der Start? Facebook gab es im Implantatzentrum Herne schon vor meiner Zeit. 2017 hat Stefan mich dann aufgrund meines privaten Instagram-Profils darauf angesprochen, ob ich nicht einen Praxis-Instagram-Kanal eröffnen und pflegen möchte. Das habe ich dann auch getan – allerdings mehr schlecht als recht. Unsere Anfänge sind teilweise sogar noch online. Wenn man sich die Mühe machen möchte und im Feed ganz nach unten scrollt, findet man diese noch.
Irgendwann haben wir Instagram dann professioneller gepflegt und es kamen auch immer mehr Fälle von Patienten hinzu. Später habe ich dann auch den Facebook-Kanal übernommen.
Wie kam es dazu, dass du dich letztlich gegen die Assistenz und voll und ganz für den Bereich Social Media entschieden hast?
Letztendlich habe ich gemerkt, dass Social Media nicht mehr nur nebenbei machbar ist. Da ich immer mehr Aufgaben übernommen habe, stand ich irgendwann vor der Entscheidung: OP-Team oder Social Media? Nach einem Gespräch mit Stefan habe ich mich für das Social Media Marketing entschieden, unter der Voraussetzung, dass ich nebenberuflich ein Studium absolviere, um mir Hintergrundwissen anzueignen und einen Abschluss vorweisen zu können.
Wie hast du dich sonst in diesem Bereich fortgebildet?
Zunächst habe ich 2019 eine dreimonatige Fortbildung zur Social Media Managerin bei der IHK absolviert. 2020 habe ich dann ein Fernstudium zum Bachelor of Arts in Social Media begonnen. Dieses werde ich nächstes Jahr beenden.
Inwieweit profitierst du bei deiner jetzigen Tätigkeit von deinem fachlichen Know-how als Zahnmedizinische Fachangestellte?
Mein Fachwissen kann ich supergut in fachliche Beiträge einbringen. Auch bei Shootings ist es total hilfreich, zu wissen, worauf es im Praxisalltag ankommt. Bei externen Kunden schafft es eine gewisse Verbundenheit zu den Assistenzen vor Ort und es wirkt häufig so, als wäre das Eis sofort gebrochen. Ich bin dann „eine von ihnen“.
Außerdem bin ich im Team der Denta1 Media für viele Kollegen die Ansprechpartnerin für fachliche Fragen, die ich immer sehr gerne beantworte.
Wie unterscheidet sich deine aktuelle Tätigkeit bei Denta1 Media im Vergleich zu deinen früheren Aufgaben in der chirurgischen Assistenz?
Man muss wissen, dass es eine komplett andere Arbeit ist. Ich bin jetzt deutlich flexibler als früher, denn ich habe keine Behandler und keine einbestellten Patienten mehr, nach denen sich meine Arbeitszeiten richten. Natürlich habe ich jetzt auch feste Termine, diese kann ich mir aber sehr flexibel legen, beispielsweise Termine bei Kunden vor Ort sowie Strategiegespräche, geplante Shootings oder Drehtage. Die meiste Zeit übe ich reine Bürotätigkeiten aus, was ich früher nicht wollte. Mittlerweile macht es mir aber Spaß, Strategien für Kunden zu erstellen, mich selbst und die geplanten Meetings zu planen und zu strukturieren. Stefan sagte letztens zu mir: „Du BIST die Struktur in unseren Meetings.“ Am meisten Spaß macht mir tatsächlich die Abwechslung.
Wie kann man sich konkret einen normalen Arbeitsalltag als Social Media Managerin vorstellen?
Wenn keine besonderen Termine anstehen, findet man mich im Denta1 Media Büro oder im Homeoffice. Ich arbeite mich dann nach und nach durch die Kunden und erstelle die Beiträge. Zu Beginn eines Monats erstelle ich für alle Kunden eigene Redaktionspläne, in denen festgelegt ist, wie viele und zu welchem Thema Beiträge veröffentlicht werden. Wenn ich also einen Beitrag erstelle, suche ich mir zunächst ein passendes Bild, welches dann mit einem Overlay versehen und bearbeitet wird. Anschließend erstelle ich einen Text und lege die Hashtags fest.
Was vermisst du an dem Beruf der ZFA am meisten?
Ich würde sagen, am meisten fehlen mir die Mädels, dankbare Patienten und das geordnete Chaos in der Praxis (lacht). Der Wechsel war für mich besonders schwierig, weil das Social Media-Team zunächst sehr klein und ich ein großes Team gewöhnt war. Mittlerweile sind wir bei Denta1 Media aber elf Mitarbeitende und ich fühle mich deutlich wohler.
Könntest du dir irgendwann eine Rückkehr an den Behandlungsstuhl vorstellen?
Eine Rückkehr ist für mich aktuell ausgeschlossen. Ich weiß aber, dass ich wieder zurück in die Assistenz könnte, wenn ich unbedingt wollte. Kurz nach dem Wechsel habe ich bei Krankheitsfällen zwischendurch mal in der Prophylaxe ausgeholfen. Mittlerweile passiert das aber nicht mehr.
Social Media in Zeiten von Corona – gibt es Besonderheiten zu beachten?
Klar! Man sollte darauf achten, die Patienten zu informieren, wenn es Änderungen zu den Regelungen gibt. Ansonsten handhaben wir es so: Sind mehrere Personen auf einem Foto in der Praxis zu sehen, tragen diese einen Mundschutz. Eine Person allein auf dem Foto darf diesen gerne abnehmen. Für größere Shootings oder Drehtage machen wir vorab einen Corona-Schnelltest.
Das Format „Queens of Dentistry – Eine strahlende Karriere“ bietet Insights in den Praxisalltag einer ZFA und dem Team des Implantatzentrums Herne. Wie kam es dazu?
Dr. Stefan Helka und Philipp Poss haben schon lange vor uns regelmäßig YouTube-Videos gedreht und veröffentlicht. Wir wollten mit diesem Format das Team in den Vordergrund stellen und den Beruf als ZFA hervorheben. Also ein Format von ZFAs für ZFAs mit einem gewissen Entertainmentfaktor, aber eben auch vereinzelt Videos für Patienten. Aktuell planen wir die „2. Staffel“ Queens of Dentistry.
Stehst du selbst gern vor der Kamera oder bevorzugst du die Arbeit aus dem Hintergrund?
Sowohl als auch. Früher war ich am liebsten hinter der Kamera und habe mich sehr schwer damit getan, vor der Kamera zu sprechen. Bei dem Interview für Queens of Dentistry hatte ich super Herzrasen und war danach fix und fertig. Das ist mittlerweile schon deutlich besser geworden. Man muss Dinge eben öfter tun, um besser zu werden.
Wie kann man Kolleginnen die Scheu vor der Kamera nehmen?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Einfach machen. Es ist normal, am Anfang aufgeregt zu sein und denselben Satz fünf-mal zu wiederholen. Mit der Zeit wird man besser und sicherer.
Welche Top 5-Tipps in Sachen Social-Media-Marketing gilt es für Praxisteams zu beachten?
- Alles beginnt mit einem Ziel und einer guten Strategie. Diese Strategie sollte niemals aus den Augen verloren werden.
- Authentizität ist für mich hier der Schlüssel zum Erfolg. Habt Spaß bei der Sache!
- Vermittelt neben Einblicken in euren Teamalltag auch einen gewissen Mehrwert für die Patienten.
- Setzt auf eine gute Mischung aus Foto- und Video-Content.
- Social Media Marketing ist ein Marathon und kein Sprint. Um wirklich erfolgreich zu werden, dauert es unter Umständen Monate bis Jahre.
Welche unbedarften Fehler gilt es innerhalb einer Community unbedingt zu vermeiden?
Ein absolutes No-Go ist es, den Fans aus der Community keine Beachtung zu schenken. Wir versuchen, wirklich jeden einzelnen Kommentar zu beantworten – auch die kritischen.
Was würdest du Behandlern und ihren Teams empfehlen, die Social Media in ihrer Praxis etablieren möchten?
Auf jeden Fall anfangen! Ja, es ist viel Arbeit, aber es wird sich irgendwann auszahlen. Man sollte sich bewusst werden, welches Ziel man mit Social Media verfolgen möchte, und dementsprechend eine Strategie erarbeiten. Diese Strategie steht und fällt allerdings mit dem Team, welches nun mal den Großteil der Praxis ausmacht. Wenn Behandler darauf bestehen, das Team aber nicht dahintersteht, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt.
Wir von Denta1 Media bieten Praxen hier zwei Möglichkeiten zur Unterstützung an: Zum einen übernehmen wir den kompletten Kanal in enger Zusammenarbeit mit den Behandlern und dem Team. Von der Strategie über die Veröffentlichung bis hin zum Community Management helfen wir gerne. Zum anderen bieten wir einen Social Media-Workshop für Praxen an, die die Sache selbst in die Hand nehmen wollen, aber nicht wissen wie. Für diesen Workshop komme ich persönlich in die Praxen und schule das Team.
Vielen Dank für das Interview!
Dieser Beitrag ist in der Zahnärztlichen Assistenz erschienen.