Patienten 01.12.2021
„HIV-positiv oder nicht: Wir behandeln alle Patienten gleich“
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Im Szenekiez rund um den Berliner Nollendorfplatz behandelt das Praxisteam Lipp und Lutz Zahnärzte regelmäßig HIV-positive Patienten – DH Stephanie Schulz, FZP Kathrin Bauer und ZMP Nicole Eichhorn standen für ein Kurzinterview bereit.
Mit welchen Erfahrungen aus anderen Praxen kommen HIV-positive Menschen zu Ihnen?
Kathrin Bauer: Es kommt vor, dass Neupatienten bei der Terminvereinbarung fragen, ob wir sie behandeln, weil sie HIV-positiv sind. Wir können nicht nachvollziehen, dass es heutzutage noch Praxen gibt, die aus „Hygienegründen“ HIV-positiven Patienten die Behandlung verweigern, zusätzliche Schutzkleidung tragen oder Termine nur am Sprechstundenende vergeben, damit nach den HIV-Patienten das Zimmer ganz besonders gründlich gereinigt werden kann ...
Wie nehmen Sie den Betroffenen die Scheu?
Kathrin Bauer: Für uns sind es Patienten wie alle anderen auch. Wir behandeln HIV-positive Patienten einfach ganz normal. Bei uns braucht sich niemand scheuen, zu sagen, dass er HIV-positiv ist. Stellen wir uns doch mal vor, ein Patient kommt zu uns, der von seiner Infektion gar nichts weiß oder es wissentlich nicht sagt. Deshalb wird die Zimmer- und Instrumentenaufbereitung bei allen Patienten gleichermaßen gehandhabt.
Was konkret macht Ihre Praxis anders?
Stephanie Schulz: Das Prozedere ist bei allen Patienten gleich: Sie kommen in die Praxis, nehmen im Wartezimmer (bei den anderen Patienten) Platz und füllen einen Anamnesebogen aus. Zu Beginn der Behandlung werden der Grund des Zahnarztbesuchs und die Anamnese besprochen. Es werden ein Zahnstatus erstellt und das weitere Vorgehen geklärt. Zusätzliche Schutzvorkehrungen vor bzw. nach der Behandlung sind nicht nötig.
Welche Patienteninformationen wie aktuelle Werte über Viruslast, Helferzellen- sowie Thrombozytenzahl sind für Ihre Praxis tatsächlich wichtig und haben Einfluss auf die zahnärztliche Behandlung?
Nicole Eichhorn: Diese Werte sind schon interessant und wichtig, vor allem im Hinblick auf Parodontitis. Die meisten Patienten sind durch ihre Medikation sehr gut eingestellt, sodass die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt. Sollte es dennoch z. B. zu einer Stichverletzung kommen, sind diese Werte auch sehr nützlich.
Sollten HIV-positive Personen öfter zum Recall kommen?
Stephanie Schulz: Es ist eher entscheidend, wie die Mundhygiene und der Gingivastatus des Patienten ist, und nicht, ob er HIV-positiv ist.
Was möchten Sie gern anderen Praxisteams mit auf den Weg geben, die immer noch mit Unsicherheiten auf HIV-positive Patienten reagieren?
Nicole Eichhorn: Die Praxen sollten sich genauer zu diesem Thema informieren und Fortbildungen besuchen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Kontakt:
Lipp und Lutz Zahnärzte
Nollendorfplatz 8-9
10777 Berlin
Tel.: +49 30 3212069
www.lipp-lutz.de
Dieser Beitrag ist in Zahnärztliche Assistenz erschienen.