Praxismanagement 05.08.2011

Coaching durch den Zahnarzt?



Coaching durch den Zahnarzt?

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Ständig bekommen wir Angebote zur Praxisberatung, ein Markt, der immer wichtiger für uns wird. Denn es wird von uns Zahnärzten immer mehr abverlangt in puncto Dienstleistung und Service. Neben den fachlichen Kompetenzen sollen wir nun auch noch wirtschaftliche Kompetenzen aufzeigen, die uns in unseren Studien bedauerlicherweise niemals nahegebracht wurden.

Die Zeiten ändern sich, so finden wir heute komplett geänderte Praxisstrukturen vor, als man sie vor zwanzig Jahren vorfand. Zurecht holen wir uns Hilfe ins Haus durch diverse Berater. Da stellt sich die Frage, ob wir uns nicht auch untereinander helfen können. Ist also ein Coaching durch einen Zahnarzt sinnvoll?

 Das Coaching durch einen Kollegen ist durchaus sinnvoll, und dies aus vielfältigen Gründen, so meine Antwort. Denn wer kennt die Sorgen in einer Praxis besser als wir selbst, den Arbeitsalltag mit all seinen Belastungen und Problemen? Manchmal sind die eigenen Gedanken nicht effizient, oder die Umsetzung neuer Konzepte gelingt nicht. Ein anderes Mal liegt es vielleicht an der mangelnden Akzeptanz im Team. Da liegt es nahe, für Unterstützung zu sorgen. Manche Probleme des Alltags lassen sich leichter lösen, wenn sie von einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Häufig ist der Praxisinhaber auch betriebsblind und sieht die einfache Lösung nicht. Somit halte ich das kollegiale Coaching für eine angemessene Synergie, die eigene Praxisorganisation zu verbessern und vor allem das Team auf den Erfolg einzuschwören.

Gibt es doch auch unter uns Zahnärzten Kollegen, die sich sehr intensiv mit den wirtschaftlichen Praxisdaten befassen und die auch ihre Praxisorganisation bis zur Perfektion vorangetrieben haben. Es liegt demzufolge nahe, von diesen Praxen zu lernen.

Da unsere Praxen immer mehr zu wirtschaftlichen Unternehmen geworden sind, müssen wir uns heute sehr viel mehr um die Thematiken der Praxisführung kümmern, als dies in früheren Dekaden notwendig war. Es wurden viele gesetzliche Vorschriften verschärft, welche in der Praxis eingeführt und überwacht werden müssen. Die Anhebung unserer Honorare stagnierte und zeitgleich müssen wir die Teuerungsraten der Dentalindustrie, der Energieversorger und aller anderer Zulieferer in der Praxis kompensieren. Wir benötigen heutzutage mehr Personal, weil der Verwaltungsaufwand viel größer geworden ist, und natürlich, weil wir uns auch immer mehr dem Service am Patienten widmen wollen. Heutzutage reicht es nicht mehr aus, sich darauf zu verlassen, dass genügend Patienten von alleine den Weg in unsere Praxis  finden! Unsere Patientenschaft ist sensibel und anspruchsvoll geworden, diesen Anforderungen wollen wir uns stellen.

Aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten steigern sich die Personalkosten noch weiter, dies im Grunde genommen zu Recht, denn wir wünschen doch auch zufriedene Mitarbeiter. Ohne zufriedene Mitarbeiter, besser noch glückliche Mitarbeiter, stellt sich dauerhaft kein Praxiserfolg ein, denn genau diese Mitarbeiter bringen die entscheidende Energie in die Praxis ein, die den Erfolg ausmacht. Daraus folgt, die Förderung des Teamspirits sollte zu den primären Aufgaben unserer Praxisführung gehören. Ein Betätigungsfeld, bei welchem fremde Hilfe sehr nützlich sein kann. Es stellt sich die Frage, wie schaffen es die anderen Praxen, diesen Teamspirit zu entwickeln.

Kein Wunder, dass immer mehr Berater die Zahnärzteschaft als Kundschaft entdeckt haben. Offensichtlich haben wir einen Nachholbedarf, um unsere Strukturen zu verbessern. Es lohnt sich gelegentlich über den Tellerrand zu schauen und sehen was andere Branchen machen. Ideen kann man sich überall holen.

Natürlich haben all die Rechtsanwälte, Betriebswirtschaftler, Marketingexperten und auch die Psychologen ihre Berechtigung und bringen gute Ideen und Innovationen in unseren Praxisalltag. Ein jeder dieser Coaches hat natürlich einen anderen Blickwinkel und setzt andere Prioritäten in seiner Beratung. Logische Konsequenz ist, dass die Urteile und Ideen sehr vielfältig sein werden, was mir nicht zu unserem Nachteil erscheint.

Was bisher allerdings keine Beachtung findet, ist der kollegiale Austausch. Ein Kollege, der mit hoher Wahrscheinlichkeit ähnliche Sorgen, Ängste und Probleme hatte, kann sich mit Sicherheit sehr schnell in die Situation des Praxisinhabers versetzen. Haben wir doch alle dieselben Höhen und Tiefen in der Praxis erlebt und wissen um die Belastungen für uns, unsere Psyche, aber auch unser Team. Nicht ohne Grund ist der Begriff Burn-out immer öfters im Zusammenhang mit einer Zahnarztpraxis zu hören.

Vereinzelt gibt es Qualitätszirkel, bei welchen man sich sehr intensiv austauscht, vielleicht auch über sensible Themen der Praxisführung. Weit verbreitet ist bedauerlicherweise die Denkweise, in keinem Falle etwas aus seiner Praxis preiszugeben. Dabei könnte man viele Synergien nutzen, um nicht alle Dinge alleine umsetzen zu müssen. In unserer Praxis konnten wir unsere Praxisabläufe immer und immer wieder mit vielen guten Ideen verbessern, und sehen auch in der Zukunft einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess, welchem wir uns gerne stellen. Warum also diese Prozesse nicht miteinander teilen? Viele dieser Bausteine haben sich bewährt und sind für die Teamfindungsprozesse in der Praxis enorm wichtig.

Wenn wir es mit unserem Team schaffen, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wenn wir uns mit unserem Service am und um den Patienten von anderen abheben können, dann wird unser Erfolg vorprogrammiert sein. Dies können wir nur mit einem gut ausgebildeten und hoch motivierten Praxisteam schaffen. Jeder einzelne der Belegschaft hat seinen persönlichen Anteil am Praxiserfolg. Und eben deswegen ist die Aus– und Fortbildung der Mitarbeiter ein wichtiger und fortwährender Prozess. Wir müssen sehen, dass wir unsere Praxiskonzepte stets neu anpassen und uns an den Erwartungen des Marktes orientieren. Keine leichte Aufgabe stehen doch auch all die Alltagsaufgaben auf der Agenda. Genau dass ist der Grund, weshalb es vollkommen legitim ist, externe Hilfe in die Praxis zu bitten.

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