Praxismanagement 05.03.2012
Krise – und jetzt?
Kein Zweifel. Es ist Krise. Und wenn Krise ist, sind die Retter am Zug. Wenn Griechenland und weitere Schuldensünder in Richtung Staatsbankrott abdriften, spannt die EU-Kommission Rettungsschirme auf. Wenn Uncle Sams Steuereintreiber die Schweizer Banken unter Druck setzen, wird der Ruf nach rettendem Einschreiten durch den Bund laut. Wenn der starke Schweizer Franken unserer Exportindustrie aufs Gemüt und die Erträge schlägt, hofft man auf rettende Interventionen der Nationalbank. Erlitte der private Konsum in der Schweiz aufgrund der serbelnden Konjunktur dramatische Einbussen, träfe es auch die Zahnarztpraxen. Was läge in diesem Fall näher, als einen Rettungsschirm für notleidende Zahnärztinnen und Zahnärzte zu fordern?
Zum Glück gibt es auch andere Optionen. Krise könnte auch Denkanstoss sein. Anlass zur Reflexion. Zur Besinnung auf das, was man tut, weshalb man es tut und wie man es tut. Fredmund Malik, Wirtschaftswissenschafter und Leiter des renommierten Beratungsunternehmens Malik Management in St. Gallen, spricht in diesem Zusammenhang von „Central Performance Control“. Gemeint ist ein vernetztes System von sechs Schlüsselgrössen, die den Gesundheitszustand und damit auch die Krisenresistenz eines Unternehmens definieren. Ohne dass die Reihenfolge von Belang wäre, sind dies im Wesentlichen Marktstellung, Innovationsleistung, Produktivität, Profitabilität, Liquidität und Cashflow sowie Attraktivität für gute Leute.
Wie jeder wirtschaftstheoretische Ansatz ist auch Maliks CPS nur so gut, wie er sich im wirklichen Wirtschaftsleben umsetzen lässt. Was kann eine Zahnarztpraxis damit anfangen? Zum Beispiel kann sie sich fragen, wie sie sich im Markt positionieren soll, um auch in schwierigen Zeiten Honorarerträge zu generieren. Eher mit Routinebehandlungen oder eher mit Spezialbehandlungen? Oder ob es im zahnmedizinischen Bereich innovative Entwicklungen gibt, die sie zur Verbesserung ihrer Marktposition nutzen kann. Des Weiteren kann sie sich fragen, ob das Team tatsächlich produktiv und wirkungsorientiert arbeitet und ob die Praxis eine ausreichende Profitabilität erzeugt. Also wie viel Gewinn sie einfahren muss, um auch in Zukunft noch erfolgreich zu sein. Ein Punkt, der besondere Aufmerksamkeit verdient, ist zweifellos die Liquidität: Fliessen die Honorareinnahmen im erforderlichen Mass, um die Existenz der Zahnarztpraxis nachhaltig abzusichern? Ist sie vor Debitorenverlusten wirksam geschützt? Und wenn nicht: Wer soll sich darum kümmern?
Eine Zahnarztpraxis, die sich diesen Fragen stellt und die richtigen Antworten findet, kann der Krisenstimmung zum Trotz zuversichtlich in die Zukunft schauen. Es geht hier nicht darum, die Krise in Europa und ihre möglichen Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft zu bagatellisieren. Aber die Welt wurde in der Vergangenheit immer wieder von Krisen aller Art heimgesucht. Und noch jedes Mal sind diejenigen gestärkt daraus hervorgegangen, die flexibel auf die Herausforderung reagiert und ihre strategischen Erfolgspositionen gezielt entwickelt haben. Ganz ohne irgendwelche rettenden Engel.