Cosmetic Dentistry 28.02.2011
Zahnästhetik – eine Frage des Alters?
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Ästhetische Versorgungen mittels Veneers und vollkeramischen Kronen gehören zum Alltag der zahnärztlichen Tätigkeit. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob das Alter der Patienten hierbei eine Rolle spielt. Kann man über Sinn und Unsinn von ästhetischen Veränderungswünschen bei älteren Patienten diskutieren? Ein Fall aus unserer Praxis mit einem klaren Statement.
Bei dem Thema Veneers, assoziiert man automatisch minimale Zahnkorrekturen bei jüngeren Patienten, die darüber hinaus keinen weiteren Therapiebedarf haben. Minimalinvasive Veränderungen bei ästhetisch hohen Ansprüchen sind die Regel. Was häufig nicht in Betracht gezogen wird, ist die steigende Nachfrage auch älterer Patienten nach Ästhetik und jugendlichem Aussehen. Diese Tatsache spiegelt sich nicht nur in dem nach wie vor boomenden Markt der Kosmetikindustrie bei der Klientel 50+ wider, sondern auch immer mehr in dem allgemeinen Wunsch nach „geraden und weißen“ Zähnen.
Durch die immer älter werdende Bevölkerung steigt auch die Zahl der körperbewussten, gesunden und bis ins hohe Alter aktiven Senioren. Gerade diese Gruppe ist es, die sich ihrer Vitalität sehr wohl bewusst ist und einen Großteil des Ersparten oder der Rente für Wellness im übergeordneten Sinne ausgibt. Nun kann man über die Definition von Wellness natürlich streiten, aber wir wagen mal zu behaupten, dass auch wir Zahnärzte Wellness vermitteln. Dies wird leider häufig nicht deutlich.
Einigen Zahnärzten ist noch nicht bewusst, welchen Stellenwert schöne Zähne für viele Patienten haben und sehen sich in erster Linie in der Rolle des Behandlers von Krankheiten. Dennoch ist die Zahnärzteschaft im Wandel, auch wenn dieser sich langsamer vollzieht als von vielen erwartet. Eingelaufene Pfade verlässt man eben schwer und viele junge Zahnärzte schaffen es häufig nicht, ihren eigenen Weg zu gehen. Auf Nummer sicher spielen ist die Devise. Die Angst, Patienten zu verlieren, ist groß. Da wird nicht selten schon mal auf die eine oder andere Innovation verzichtet, wenn man eine alteingesessene Praxis übernommen hat. So sind es noch nicht allzu viele Zahnärzte, die die Bedeutung von Wellness, Marketing und Kosmetischer Zahnheilkunde in einer immer älter werdenden Bevölkerung begriffen haben.
Aber wie wirkt sich dies auf die konkrete Patientenbehandlung aus? Wir hören so häufig von unseren Patienten, dass ihr vorheriger Zahnarzt, mit dem sie eigentlich ganz zufrieden waren, diese oder jene „moderne“ Behandlungsmethode ablehnt. Erstaunlicherweise gerade bei älteren Patienten scheinen einige Kollegen eine „ästhetische Hemmschwelle“ zu besitzen. Es ist tragisch, einen Patienten mit seinen individuellen Wünschen alleine zu lassen. Noch unverständlicher ist aber eine manchmal völlige Ignoranz der zeitgemäßen Möglichkeiten und das prinzipielle Ablehnen von Bleaching, Veneers etc. Ein Patientenverlust aus diesen Gründen ist sinnlos und für uns unverständlich.
Für uns zählt nie das Alter eines Patienten. Es gibt keinen Grund bei einer 65-jährigen Patientin ein Bleaching abzulehnen, wenn diese es möchte. Unser hier vorgestellter Fall zeigt in kurzen Zügen eine solche höchst ästhetische Versorgung des Ober- und Unterkiefers. Grund für den Wechsel der Patientin zu uns war der Wunsch nach Verbesserung der ästhetischen Ausgangssituation, die zwar funktionell in Ordnung, jedoch ästhetisch nicht den persönlichen Wünschen der Patientin entsprach. Zahnfehlstellungen, nur teilweise verblendete Brücken und altersgemäß verfärbte Zähne waren der Patientin Grund genug, eine Veränderung anzustreben (Abb. 1).
Den nicht allzu dramatischen Ausgangsbefund sieht man in Abbildung 2, 3 und 4. Bei den Zahnfehlstellungen kam eine KFO aufgrund der langen und in dem Alter unsicheren Behandlungsprognose für die Patientin nicht infrage. In Anbetracht des Alters der Patientin (65) verständlich. Das ausführliche Procedere überspringen wir an dieser Stelle, da wir über unser Vorgehen bei solchen Fällen in den letzten Ausgaben der „cosmetic dentistry“ bereits veröffentlicht haben. Es sei nur am Rande erwähnt, dass eine ausführliche Vorplanung von großer Bedeutung ist. In diesem Fall wählten wir eine Kombination aus Veneers und vollkeramischen Kronen und Brücken (Zirkon). Das Keramikinlay an Zahn 25 wurde mit Empress versorgt. Drei Keramiksysteme gleichzeitig zu verwenden ist sinnvoll, wenn es um die Einzelindikation geht. Schwierig und nur mit Erfahrung zu meistern ist die Problematik der in Nuancen abweichenden Farbgebung. Hier unterscheiden sich die Systeme voneinander und es ist nicht leicht, die exakte Farbgebung beim Wechsel von Veneers auf Zirkonkronen zu erzielen. So kann es bei solch direkt benachbarten Zähnen häufig zu Farbunterschieden kommen.
Die Abbildungen 5, 6 und 7 zeigen die finale Restauration in der Übersicht. Die ästhetische Optimierung ist nicht von der Hand zu weisen. Herausragende Textur der keramischen Oberflächen und eine lebendige Farbgebung von A2 über A1 bis zur Transpa ermöglichen ein natürliches Erscheinen der Restaurationen. Auch die Zahnform wurde durch leichte Abrundungen an den Inzisalkanten an ein jugendliches Erscheinungsbild angepasst. Im abschließenden Vorher-Nachher-Vergleich (Abb. 8 und 9) kommen die ästhetischen Korrekturen zum Tragen. Man muss sich bei der Betrachtung dieses Falles immer das Alter der Patientin und ihr außergewöhnlich junges Erscheinungsbild vor Augen halten.
Epikrise
Wir sind der Auffassung, dass eine altersbedingte Diskriminierung der Patienten auf dem Gebiet der Ästhetik völlig indiskutabel ist. Jeder Patient hat das Recht auf die Verwirklichung eigener Wünsche und deren Umsetzung. Selbst wenn ein Zahn im Grunde gesund ist, aber in Form und Farbe dem Patienten nicht gefällt, ist eine Therapie angezeigt. Als Dienstleister sind wir dem Patienten verpflichtet und nur in wirklich skurrilen oder nachweislich schädigenden Therapiewünschen gefordert Einhalt zu gebieten. Was zählt ist das individuelle Wohlbefinden der Patienten, ungeachtet des Alters.