Implantologie 21.02.2011
Natürliche Ästhetik durch Erhalt von Hart- und Weichgewebe
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Nach Zahnverlust determiniert der Wunsch des Patienten, möglichst schnell und am Vorbild der gesunden Natur funktionell und ästhetisch versorgt zu werden, die Richtlinie für unser therapeutisches Konzept.
Die Sofortimplantation stellt eine einmalige und nicht wiederkehrende Chance dar, Knochen und keratinisierte Gingiva zu erhalten und damit die Basis für eine Rot-Weiß-Ästhetik zu schaffen, die einen implantatgetragenen Zahnersatz ermöglicht, der sich ohne jegliches Fremdkörpergefühl harmonisch in das stomatognathe System einfügt. Dies bildet die Basis für den Langzeiterfolg und eine hohe Patientencompliance gleichermaßen.
Darstellung des Therapieprotokolls anhand eines klinischen Fallbeispieles
Bei einer 42 Jahre alten Patientin erfolgte eine Sofortimplantation in Regio 12 nach endodontischem Misserfolg mit Wurzellängsfraktur. Nach gewebeschonender Extraktion mittels Periotom (Abb. 1) wird die knöcherne Integrität der bukkalen Lamelle geprüft (Abb. 2), eine wesentliche Voraussetzung zur Erzielung der ästhetischen Osseointegration im krestalen Kieferkammbereich.
Abb. 1 Atraumatische Extraktion mittels Periotom. Abb. 2 Bidigitale Überprüfung der fazialen Knochenlamelle von vestibulär und palatinal mit chirurgischem Löffel. Abb. 3 Leicht palatinal orientierte Stufenfräsung.
Die Aufbereitung der Knochenkavität unter Schonung der fazialen Knochenwand mit leicht palatinaler Achsneigung (Abb. 3) schließt sich an. Vor der Implantatinsertion wird im Sinne des In-Process-Controllings die Kongruenz des geplanten Implantates (Frialit-2 4,5/15) mit der Knochenkavität durchgeführt. Da sich im palatinalen und mesialen Bereich ein Spaltraum von 1,5mm zeigt, wird zur Stabilisierung des Bindegewebes im Bereich der Crista zygomatico-alveolaris eine Knochenspanentnahme durchgeführt und der Defekt augmentiert (Abb. 4 und 5). Die Insertion eines kleiner dimensionierten Gingivaformers (Ø 3,8) beendet den minimalinvasiven chirurgischen Eingriff mit offener Einheilung und Implantatinsertion ohne Lappenbildung, eine Notwendigkeit zur Vermeidung von Resorptionen durch Deperiostierung des Knochens. Die provisorische Versorgung mit der ehemaligen Zahnkrone, welche adhäsiv an den Nachbarzähnen fixiert wird, verhindert zusätzlich ein Kollabieren der marginalen Weichgewebsstrukturen (Abb. 6).
Abb. 4 Select abutment zur Überprüfung der Kongruenz von Implantat und knächernen Strukturen. Abb. 5 Ernten von Knochenspänen mit dem Hohlmeißel.
Abb. 6 Offene Einheilung mit Gingivaformer 3,8. Abb. 7 Adhäsiv befestigte provisorische Krone.
Nach achtwöchiger unbelasteter Einheilung erfolgt die Abdrucknahme für die definitive prothetische Versorgung und die röntgenologische Kontrolle der Osseointegration. Die zementierte Keramikverblendkrone fügt sich harmonisch in den vorhandenen Zahnbestand ein (Abb. 7). Maßnahmen wie Bleaching oder Korrekturen der Nachbarzähne mit Veneers waren von der Patientin in der Planungsphase nicht erwünscht. Die ästhetische Restauration kann durchaus eine natürliche Form des implantatgetragenen Zahnersatzes darstellen und die ursprüngliche Individualität erhalten bleiben. Das Vorhandensein von papillären Strukturen und die visuelle Unauffälligkeit waren in diesem Fall der primäre Patientenwunsch, den es zu realisieren galt. Die klinische sowie röntgenologische Implantatkontrolle zwei Jahre post implantationem zeigt eine ästhetische Osseointegrationszone mit Erhalt der bukkalen Lamelle und einer stabilen reizlosen periimplantären Weichgewebsmanschette.
Autoren: Dr. Fred Bergmann, Dr. Andreas Sahm; Viernheim