Branchenmeldungen 28.02.2011

23. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Dentomaxillofaziale Radiologie



23. Jahrestagung der  Schweizerischen Gesellschaft für Dentomaxillofaziale Radiologie

Foto: © SGDMFR

„Bildgebende Diagnostik in der täglichen Praxis“ lautete das Thema der Jahrestagung, die einen Tag vor dem SSO-Kongress in Basel stattfand. Dr. Bendicht Scheidegger fasst seine Erkenntnisse zusammen.

Präsident PD Dr. Karl Dula, ZMK Bern, be­grüsste die Referenten und Teilnehmer zur Jahrestagung. 13 Referenten – plus 5 Referenten im Nachwuchswettbewerb – aus den verschiedenen Fachgebieten widmeten sich in ihren Vorträgen der „Bildgebenden Diagnostik“.

Den Auftakt gestaltete PD Dr. Luca Remonda, Inselspital Bern, mit seinem Gastvortrag „Akuter Schlaganfall: Die Rolle der Neuroradiologie in der Diagnose und Therapie“. Nach der Einleitung in die Materie präsentierte der Referent eindrückliche Darstellungen der Ischämie von Hirnarealen nach einem Infarkt sowie die Thrombolyse mittels Mikrokatheter und Fibrolytikum oder -entfernung mittels Aspiration.

Der erste fachspezifische Vortrag von Dr. François Gabioud, Carouge, behandelte die aktuellen Möglichkeiten der bildgebenden Verfahren, deren Einsatzgebiete und Aspekte des Strahlenschutzes.

Die Bitewingaufnahme zusammen mit der klinischen Inspektion bestätigte Dr. Klaus Neuhaus, ZMK Bern, als Mittel der Wahl zur Kariesdiagnostik, wobei das Röntgenintervall individuell auf das Kariesrisiko des Patienten abgestimmt werden muss. Ein solches Risikoberechnungsprogramm kann bei der Uni Malmö, Schweden, mit Google unter „cariogram“ in dreizehn Sprachen heruntergeladen werden.

Prof. Dr. Roland Weiger, UZM Basel, betont, dass das Erstellen einer Röntgenaufnahme das Therapieverhalten in der Endodontologie beeinflussen muss, um deren Indikation zu rechtfertigen. Hilfreich können in diesem Fachgebiet exzentrische Aufnahmen zum Freiprojizieren von Wurzelkanälen bei mehrwurzeligen Zähnen sein. DVT ist in der Endo­dontologie nur in komplexen Fällen indiziert (z. B. WB bei Dens in dente).

PD Dr. Michael Bornstein, ZMK Bern, handelte Parodontitis apicalis und zystische Läsionen in Bezug auf die bildgebenden Verfahren/chirurgische Relevanz ab. Dabei unterstrich er die Wichtigkeit der „ganzheitlichen Beurteilung aller Röntgenbilder“, da in diesem Gebiet wegen Symptomlosigkeit oft Zufallsbefunde gemacht werden. Die DVT kommt hier bei komplexen Eingriffen, in unmittelbarer Nachbarschaft von anatomisch bedeutenden Strukturen (Sinus maxillaris, N. alveolaris inferior etc.) sowie zur Beurteilung der „Knochenbreite“ in der Implantologie zum Einsatz.

Die Richtlinien und Methoden der aktuellen Diagnostik der marginalen Parodontitis standen im Mittelpunkt des Vortrags von Prof. Dr. Nicola Zitzmann, UZM Basel, wobei der Einzelbildstatus nach wie vor – aufgrund der geringen Überlagerungen – den Goldstandard zur Beurteilung des Knochenverlaufs darstellt und in der Strahlendosis mit 14 Bildern in etwa einem OPT entspricht.
Prof. Dr. Urs Brägger, ZMK Bern, führte die Karies als zweithäufigste biologische Komplikation (nach Devitalisation) bei überkronten Zähnen ins Feld. Leider ist hier die radiologische Diagnostik limitiert und die klinische Beurteilung ebenfalls schwierig.

Dr. Dr. Marc Schätzle, ZZMK Zürich, beleuchtete aus kieferorthopädischer Sicht die Bedeutung der DVT (verlagerte Zähne, Mesiodens) und appellierte mit dem Satz „ If your only tool is a hammer, everything looks like a nail“ aber auch an die Verantwortung betreffend Strahlenschutz. DVTs sollten daher aus Strahlenschutzgründen eine Ausnahme bleiben.

Bei der weiterführenden Diagnostik bevorzugt PD Dr. Dr. Gerold Eyrich, Lachen, die DVT aufgrund der verminderten Reflexionen dentaler Restaurationen dem CT. Seit der Anwendung der DVT bei unklarem Verlauf des N. alveolaris inferior konnten die postoperativen Sensibilitätsstörungen stark reduziert werden.
Dr. Dr. Heinz-Theo Lübbers, ZZMK Zürich, beantwortete die Frage: „Welcher klinische und radiologische Befund in der Zahnarztpraxis sollte zum Facharzt für Kieferchirurgie führen?“ mit dem Merksatz: „Wenn ein klinischer oder radiologischer Frakturverdacht besteht oder ein unklarer Befund vorliegt“.
Fragwürdige Fälle betreffend Implantatposition aus Nebenbefunden von DVTs zeigte PD Dr. Karl Dula, ZMK Bern. Trotzdem sollten aus Gründen des Strahlenschutzes nur wirklich indizierte DVT und CTs angefertigt werden. Es werde geschätzt, dass 29’000 zukünftige Krebserkrankungen in den USA im Zusammenhang mit angefertigten Schädel-CTs stehen könnten. Insbesondere zur Darstellung des Sinus maxillaris sowie chirurgisch komplexer Fälle sei ein DVT hilfreich.

Prof. Dr. Dr. J. Thomas Lamprecht, UZM Basel, zeigte ein­drückliche Bilder „retrograder“ Periimplantitis, z. B. wenn die anato­mischen Strukturen wie Sinus maxillaris bzw. Nasenboden nicht respektiert werden.

Zum Abschluss referierte Prof. Dr. Andreas Filippi, UZM Basel, aus seinem Gebiet – der Traumatologie. Hier ist der Einzelzahnfilm das radiologische Diagnostikmittel der Wahl, die DVT kommt bei unklarer Wurzellängsfraktur oder Dislokation mehrerer Zähne zur Beurteilung der Alveolarkammfraktur zur Anwendung. Ein initiales Einzelzahnröntgenbild ist auch bei unkomplizierten Kronenfrakturen als Baseline zur Kontrolle von Resorptionsprozessen oder Obliterationen erforderlich.

Die 23. Jahrestagung der SGDMFR war durch die erfahrenen Referenten aus Chirurgie, Parodontologie, Kronen-Brückenprothetik, Endodontologie, Kariologie, Kieferorthopädie, Traumatologie und Neuroradiologie ein abwechslungsreicher Fortbildungstag, wobei die DVT den hochinteressanten roten Faden bildete.


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