Branchenmeldungen 04.10.2024
3 Fragen an ... die Präsidentin der DMG Katrin Schaudig
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Im März dieses Jahres fand in Berlin ein parlamentarischer Abend zum Thema „Deutschland braucht eine Menopause-Strategie – England macht es vor!“ statt, an dessen Diskussion unter anderem Dr. Katrin Schaudig, Gynäkologin und Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft, teilnahm.
Dr. Schaudig, wo steht Deutschland beim Thema Menopause?
Fest steht: England ist schon viel weiter als Deutschland. Dort gibt es seit 2021 ein Gesetz zur Versorgung von Frauen in dieser Lebensphase und eine eigene Frauengesundheitsstrategie. Auch hierzulande wird ein entsprechendes Konzept für die derzeit rund neun Millionen Frauen in den Wechseljahren gebraucht. Konkret hat sich politisch bislang dazu nichts bewegt. Durch diverse Sitzungen und unsere Aufklärungskampagne „Wechseljahre. Wissen macht cool“ ist jedoch die Aufmerksamkeit in allen medialen Bereichen schon mal enorm gewachsen.
Welche Maßnahmen braucht es, um das Thema voranzubringen?
Der Politik muss klar werden, dass die Menopause auch ein wirtschaftliches Thema ist und Frauen in ihren Berufen gehalten werden müssen. Zudem muss sie ihren Auftrag erkennen, auch generell die Versorgung von Frauen in dieser Phase sicherzustellen – da ist noch sehr viel Luft nach oben. Aber auch die ärztliche Ausbildung muss sich weiter verbessern. Die Wechseljahre und generell Frauenhormone kommen im Medizinstudium zu wenig vor. In der Facharztausbildung kommt es extrem drauf an, in welcher Institution sie stattfindet: Viele Ärztinnen und Ärzte hatten gar nicht die Möglichkeit, in diesem Bereich Erfahrungen zu sammeln. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) arbeitet daran, dass die Ausbildung im Bereich der Hormone sichergestellt und verbessert wird. Auch die DMG setzt sich für eine stärkere Verankerung im Ausbildungskatalog ein und bietet Curricula dazu an.
Wechseljahre meets Arbeitsbedingungen für Frauen – in welcher Verantwortung sollten sich Unternehmen sehen?
Unternehmen sollten mehr Aufklärungs- und Beratungsangebote für ihre Arbeitnehmerinnen schaffen. Hier braucht es weitere Aufklärung in Unternehmen für einen offenen und wertfreien Umgang mit dieser Lebensphase: Dies kommt den Frauen selbst zugute, aber ist auch angesichts des Fachkräftemangels wirtschaftlich unverzichtbar. In den Betrieben bewegt sich langsam auch etwas: Die DMG bekommt immer wieder Anfragen für Vorträge in Unternehmen, die zum Beispiel Gesundheitstage für ihre Arbeitnehmenden ausrichten. In großen Unternehmen könnten Beratungsstellen eingerichtet und Frauen Coachings angeboten werden. Frauen aufzuklären und ihren Mut für den weiteren Berufsweg zu stärken, kann schon sehr viel Positives bewirken.
Die Deutsche Menopause Gesellschaft e.V. (DMG) mit Sitz in Marburg ist mit weit mehr als 3.000 Mitgliedern weltweit eine der größten Menopause Gesellschaften.
Weitere Infos auf:
www.menopause-gesellschaft.de
Dieser Beitrag ist in der ZWP spezial erschienen.