Branchenmeldungen 16.05.2022
50 Jahre praxistreue ZFA: „Mit 66 ist für mich noch lange nicht Schluss“
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Ob Cornelia Teichert gern Lieder von Udo Jürgens hört, wissen wir nicht, wohl aber, dass sie seit sage und schreibe fast 50 Jahren im Auftrag gesunder Zähne im Einsatz ist – und das in ein- und derselben Zahnarztpraxis im oberpfälzischen Weiden. „Mit 66 Jahren“ ist für die ZFA noch lang noch nicht Schluss – warum, erzählt sie im Interview.
Von wegen „altes Eisen“: Statt sich in die wohlverdiente Rente zu verabschieden, unterstützt Conny ihr Team der Zahnarztpraxis Dr. Schmid und Dr. Ermer weiterhin in der Prophylaxe bei der Vor- und Nachbereitung der Zahnreinigung und kümmert sich um die Aufbereitung der Instrumente – ans Aufhören denkt sie noch lange nicht.
Was fasziniert dich bis heute am Beruf der ZFA?
Ich liebe einfach den täglichen Umgang mit Menschen, die abwechslungsreichen Arbeiten und natürlich nette Arbeitgeber.
Du hast 1972 deine Ausbildung begonnen – damals noch Lehre zur Zahnarzthelferin genannt. Wie kam es zu diesem Berufswunsch?
Das war reiner Zufall: Meine damalige Handarbeitslehrerin hat mir den Tipp gegeben, dass bei Dr. Josef Schmid eine Lehrstelle als Zahnarzthelferin frei ist.
Erinnerst du dich noch an dein Vorstellungsgespräch beim damaligen Praxisinhaber?
Auf jeden Fall – ich war ja auch ziemlich nervös. Aber Herr Dr. Schmid kam sofort sehr sympathisch rüber und wir beide hatten gleich einen guten Draht zueinander.
Wie verlief die Ausbildung?
Die Ausbildung war anfangs nicht so leicht wie ich gedacht habe. Aber meine damaligen Kolleginnen waren sehr nett, hilfsbereit und geduldig mit mir. Bei der ersten Weisheitszahn-OP, der ich assistiert habe, dachte ich, ich muss sofort weg vom Behandlungsstuhl, ich kann das nicht mit ansehen … Aber mit der Zeit wurde es immer besser und auch interessanter für mich, sodass ich entschied, die Ausbildung fortzusetzen. Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut. (lächelt)
Welche Tätigkeiten gehörten seitdem zu deinem Aufgabenbereich?
In erster Linie die Assistenz am Behandlungsstuhl. Als meine Kollegin dann wegen Schwangerschaft ausfiel, wurde ich an die Anmeldung „versetzt“. Zu meinen Aufgaben gehörten ab dann auch die Abrechnung für Zahnersatz und Konservierende Zahnheilkunde sowie später die Ausbildung der Lehrlinge.
1995 übernahm Dr. Markus Schmid die Praxis seines Vaters und leitet diese seit 2015 in Form einer Zahnärztlichen Berufsausübungsgemeinschaft mit Dr. Johannes Ermer. Du wurdest direkt übernommen. Wie war das für dich?
Als 1995 der Wechsel zu Dr. Markus Schmid stattfand, war das für mich zunächst nicht so leicht. Vor allem die Arbeit am Behandlungsstuhl war für mich eine große Herausforderung. Er hatte eine völlig andere Behandlungsweise mit neuen Füllungs- und Abdruckmaterialien, und auch die Assistenz im Allgemeinen verlief nach neuem Schema. Schlussendlich fand ich aber meine Aufgabe an der Anmeldung und in der Verwaltung.
Im Jahre 2007 erkrankte ich und kam dann nach zehn Jahren wieder in die Praxis zurück. Damals in 2017 wurde eine Mitarbeiterin für kleinere Tätigkeiten und zur Unterstützung gesucht. Die Praxis kam deswegen auf mich zu. Zuerst habe ich lange und gründlich überlegt, da sich gefühlt alles in diesen zehn Jahren verändert hat. Die Praxis ist in der Zwischenzeit sehr viel größer geworden, mit vielen Mitarbeitern und umfangreichen Behandlungsmethoden. Zuerst traute ich mich nicht so recht, doch nach einigen Gesprächen und Schnupperstunden freute ich mich, wieder in der Praxis arbeiten zu können.
Was gehört bis heute zu deinen Lieblingstätigkeiten?
Meine Lieblingstätigkeiten sind nach wie vor der Umgang mit den Patienten und mein derzeitiges Aufgabengebiet.
Welche Qualifikationen hast du im Laufe deines Berufslebens absolviert?
Ich absolvierte diverse Fortbildungen in den Bereichen GOZ, der Abrechnung Konservierender Leistungen, Zahnersatz, Implantologie, Rechnungsstellung Eigenlabor. Zusätzliche Fortbildungen in den Themen Kommunikation, Gesprächsführung und zum erfolgreichen Umgang mit Beschwerden kamen hinzu. Zuletzt nahm ich an unserer Hygieneschulung teil.
Der Beruf der ZFA unterliegt einem permanenten Wandel. Welche Herausforderungen waren früher anders im Vergleich zu heute?
Früher war es schon ein total anderes Arbeiten. Vieles war einfacher gehalten. Die Bürokratie hat sich vervielfacht, für alle. Es ist komplizierter geworden und mit viel mehr Aufwand verbunden. Alles muss dokumentiert und belegt werden. Wie überall gibt es Vor- und Nachteile. Nichtsdestotrotz ist der Beruf Zahnarzthelferin, jetzt Zahnmedizinische Fachangestellte genannt, ein schöner und interessanter Beruf. Ich habe meine Entscheidung, Zahnarzthelferin zu lernen, nie bereut!
Welche Patienten sind dir während all der Jahre besonders im Gedächtnis geblieben?
Es gab viele Patienten, mit denen man ein inniges Verhältnis pflegte. Manche dieser Patienten vom Senior-Chef kommen noch heute in die Praxis und sind erfreut, ein bekanntes Gesicht zu sehen und ein paar Worte miteinander zu wechseln. Ja, es gäbe schon viel zu erzählen, aber bekanntlich haben wir ja Schweigepflicht. (lächelt)
Eine Geschichte habe ich allerdings: Ich kann mich noch sehr gut an eine liebe Patientin erinnern, mit der ich mich immer sehr nett unterhalten habe, als ich 1972 angefangen habe. Nach meiner zehnjährigen Praxispause haben wir uns zufällig wiedergesehen und sind jetzt sehr gute Freundinnen geworden! Ich könnte ein ganzes Buch über meine Arbeit als Helferin schreiben, es war und ist einfach eine schöne Zeit.
Heutzutage gehört ein Praxiswechsel oft selbstverständlich dazu – du bist „deiner“ Praxis aber stets treu geblieben. Warum?
Ich habe im Laufe der Jahre tatsächlich viele Kolleginnen kommen und gehen sehen. Ausschlaggebend für meine ganzen Jahre hier war tatsächlich die gute Zusammenarbeit mit meinem Senior-Chef, mit seinem Sohn Dr. Markus Schmid sowie Dr. Johannes Ermer und natürlich dem tollen Praxisteam. Die „Jungen“ halten einen auf Trab und man bleibt in gewisser Weise auch fit! (lacht)
Was empfindest du, wenn du an die nahende Rente denkst?
Derzeit arbeite ich auf Minijob-Basis. Krankheitsbedingt bin ich schon seit 2008 in Erwerbsminderungsrente. Somit habe ich mich schon etwas daran gewöhnt, in „Rente“ zu sein.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass ich noch eine Zeit lang weiterhin als Aushilfe in der Praxis arbeiten kann – auch wenn ich inzwischen in Rente bin. Eine Aufgabe zu haben und gebraucht zu werden, ist einfach schön. Vor allem wünsche ich dem Praxisteam und mir Gesundheit und gute Zusammenarbeit für die nächsten Jahre. (lächelt)
Danke für das angenehme Interview!
Dieser Beitrag ist in der Publikation Zahnärztliche Assistenz erschienen.