Branchenmeldungen 10.04.2011
Abnehmbare Prothetik und Sofortbelastung aus klinischer Sicht
Konstruktionselemente auf Implantaten, welche Versorgungsmöglichkeiten gibt es heute und wie sehen die klinischen Ergebnisse aus?
Die Roadshow CM-Views 2011 von Cendres+Métaux, Bereich Dental, konnte in zwölf Schweizer Städten um die 580 Fachpersonen in ausgesuchten Lokalen begrüssen. Davon waren gut vierzig Prozent Zahnmediziner/innen und sechzig Prozent Zahntechniker/innen.
Am 23. Februar war die CM-Views in Egerkingen zu Gast. Über 60 Zahnärzte und Zahntechniker kamen, um die Referenten Mathias Fäh, Produktmanager für abnehmbare Prothetik und Dr. Dr. Norbert Enkling, OA an der Klinik für zahnärztliche Prothetik der ZMK Bern, zu hören.
Beat Dörfler, Verkaufsleiter Schweiz, begrüsste die Gäste und gab einen kurzen Einblick in die Geschichte des Unternehmens. Gegründet 1885 als Edelmetallschmelzerei, entwickelte sich das Unternehmen unter dem späteren Namen Cendres+Métaux zu einem führenden Anbieter in den Sparten Dental, Medical, Jewellery, Watches und Refining.
Produktmanager Mathias Fäh erklärte die verschiedenen Konstruktionselemente für die abnehmbare Prothetik in der Implantologie. Zum Einstieg präsentierte er ein paar Zahlen zum globalen Implantatmarkt: Weltweit kann der Zahnarzt unter etwa 600 Systemen auswählen, jedoch dominieren fünf grosse Hersteller 2/3 des Marktes in dem 2010 etwa 3,5 bis 4 Millionen Implantate gesetzt wurden. Nach wie vor gehen die Analysten von einer jährlichen 10 bis 15-prozentigen Wachstumsrate aus.
Sind Konstruktionselemente noch zeitgemäss? Die Frage lässt sich ähnlich schlüssig beantworten ob jemand lieber Cabrio fährt oder ein festes Dach bevorzugt. Nach Auffassung des Referenten sprechen mehr Argumente für abnehmbar, da geringerer chirurgischer und zeitlicher Aufwand, bessere Planbarkeit, einfacher zu reinigen, flexibler anpassbar und leichter zu reparieren.
Anschliessend ging Mathias Fäh auf die verschiedenen Systeme ein und begann mit dem seit den 1950iger Jahren bewährten Swiss-Dalbo-System nach Dr. Dalla Bona, welches nach wie vor weltweit führend ist. Im Mittelpunkt des Abends stand aber die neue Stegversorgung SFI-Bar (StressFree-Implant Bar). Dieses System lässt sich Chairside oder im Labor verarbeiten. Hierbei handelt es sich um ein modulares Konzept (2-6 Implantate) mit einer einfachen teleskopischen Verbindung, das sich durch hohe Wirtschaftlichkeit auszeichnet. Die vorfabrizierten Teile aus Titan erlauben eine kürzere Behandlungszeit und benötigen kein grosses Instrumentarium. Der Hauptvorteil liegt wohl in der Zeitersparnis von 80 bis 90 Prozent bei der Herstellung der Stegpatrizen. Die Stege lassen sich spannungsfrei verarbeiten und sind im Unterkiefer mit 2 Implantaten für die Sofortbelastung frei gegeben. Zusammenfassend lässt sich sagen, der SFI-Bar erhöht die Indikationsbreite für Stegversorgungen auf Implantaten, reduziert das Risiko von Implantatverlusten und dank vorfabrizierter Teile reduziert sich die Verarbeitungszeit wesentlich. Die mit dem SFI-Bar kompatiblen Implantatsysteme (inkl. Adapter) können auf der laufend aktualisierten Website www.sfi-bar.com eingesehen werden.
Mit seinem Referat „Die Sofortbelastung von zwei interforaminalen Implantaten über einen direkt hergestellten Steg: SFI-Bar“ begann Dr. med. dent. Norbert Enkling den zweiten Teil des Abends. Mit einer randomisierten klinischen Studie an Klinik für Zahnärztliche Prothetik an der ZMK Bern untersuchten Dr. Dr. Enkling et.al. das klinische Verhalten des SFI-Bar auf zwei interforaminalen Implantaten unter Sofort- und unter Spätbelastung. Dabei wurden je 17 Probanden einmal sofort nach der Implantatinsertion mit dem Steg belastet, die andere Gruppe wurde erst drei Monate nach Insertion mit dem Steg belastet. In beiden Gruppen wurde der Steg am Patientenstuhl individualisiert und zusammengefügt und die Gold-Matrize in die bestehende Prothese direkt einpolymerisiert. Es gab keine Modellgussverstärkung.
Die klinischen Ergebnisse können sich sehen lassen: Es gab keine technischen Komplikationen und zwar in beiden Gruppen. Weder Steg noch Implantat oder eine Prothese frakturierte. Die Implant-Überlebensrate betrug 100% und alle Implantate waren osseointegriert, ebenso war das Weichgewebe um den SFI-Bar perfekt abgeheilt. Die Untersuchung der mikrobiologischen Besiedlung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Jedoch lässt sich schon heute folgendes feststellen: Die Besiedlung findet in allen drei Bereichen statt – Implantat-Innenraum, periimplantären Sulkus und im Steg-Innenraum. Die Besiedlung war aber gering und klinisch nicht relevant.
Aufschlussreich war auch die Untersuchung der Mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität (OHRQoL). Die Messung erfolgte über standardisierte Fragebögen, wobei die Langversion verwendet wurde. Dabei werden Items wie funktionelle Einschränkungen, Schmerzen, psychisches Unbehagen, physische und soziale Beeinträchtigungen und weitere Punkte berücksichtigt. Es war eine positive Veränderung aller Parameter in beiden Gruppen feststellbar. In der Sofortbelastungsgruppe jedoch signifikant, was darauf zurückzuführen ist, dass der schnelle Prothesenerhalt und die bessere Nahrungsaufnahme sich als Therapierfolg unmittelbar niederschlugen. Die Beisskraft verdoppelte sich im Laufe der Zeit und die Kaueffizienz nahm zu.
Im Anschluss an die Vorträge gab es bei einem Apéro noch reichlich Gelegenheit zum Gespräch mit den beiden Referenten, die für ihre praxisnahen Referate den verdienten Applaus erhielten.