Branchenmeldungen 28.02.2024
An der ETH Zürich wird gezielte Zusammenarbeit gelehrt
Die Beziehung zwischen Patient und Arzt spielt für die Gesundheit eine Schlüsselrolle. Trotzdem ist sie nicht die einzige relevante Beziehung. Auf ihrem Weg zur Genesung treffen Patienten auf viele Gesundheitsberufe, die alle ihre je unterschiedlichen Kompetenzen, Techniken und Methoden zu ihrem Wohl einsetzen.
Im Prinzip ist der Patient in ein Netzwerk von Medizinal- und Gesundheitsfachpersonen eingebunden, das ihn betreut. Studien zeigen, dass die Qualität der Patientenversorgung und die Patientensicherheit steigen sowie die Kosten sinken, wenn die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen reibungslos funktioniert. Da viele Leistungen im Gesundheitswesen zunehmend ambulant statt stationär erbracht werden, also ohne Übernachtung im Spital, wächst die Bedeutung von ganzheitlichen, berufsübergreifenden Behandlungen.
Teamarbeit als Vorbild
In der Praxis ist eine integrierte und gut aufeinander abgestimmte Patientenversorgung jedoch nicht durchgehend die Regel. Überlastung, fehlende Koordination und Fachkräftemangel färben auf die Zusammenarbeit ab. Auf Patienten wirken die Abläufe mitunter widersprüchlich und undurchschaubar. Für erkrankte Menschen gibt es auch nicht verschiedene, berufsspezifisch definierte Arten der Gesundheit, sondern nur eine, nämlich die eigene.
«Behandlung ist Teamarbeit und muss aus der Perspektive der betroffenen Patientinnen und Patienten erfolgen», sagt Jörg Goldhahn, Studiendirektor des 2017 eingeführten ETH-Bachelors in Humanmedizin und Professor für Translationale Medizin, die sich mit der Anwendung von Forschungsergebnissen in der Patientenversorgung befasst. Gemeinsam mit den Verantwortlichen der ETH-Pharmazieausbildung, dem Berner Bildungszentrum Pflege, einer Höheren Fachschule für Pflegefachpersonen und dem Kantonsspital Uri entwickelte das ETH-Projektteam Medizin ein neues Ausbildungsmodul, das die interprofessionelle Zusammenarbeit aus der Sicht der Patienten in den Vordergrund rückt.
Die gemeinsame Lehrveranstaltung vermittelt Medizin-, Pharmazie- und Pflegestudierenden einen Einblick in die Arbeitsweise und die Kompetenzen der anderen Gesundheitsberufe und zeigt ihnen, welche Rolle und Verantwortung sie in der Patientenversorgung wahrnehmen. «Indem die Medizin-, Pharmazie- und Pflegestudierenden miteinander, voneinander und mehr übereinander lernen, erkennen sie, dass sie die verschiedenen Stationen der Patientenversorgung nicht isoliert betrachten müssen, sondern umfassend und aus der Perspektive der Patienten», sagt Claudia Schlegel. Sie ist Co-Leiterin des Lernbereichs Training und Transfer am Berner Bildungszentrum Pflege und hat als Mitglied des Projektteams des ETH-Medizinbachelors die interprofessionelle Lehrveranstaltung massgeblich mitentworfen.
Mit Blick auf die Ausbildung der Ärzte sagt Jörg Goldhahn: «Sie werden in Zukunft noch mehr als heute in interprofessionellen Teams arbeiten. Darauf wollen wir sie möglichst früh im Medizinstudium vorbereiten.»
Quelle: ETH Zürich
Dieser Beitrag ist in der Dental Tribune Schweiz erschienen.