Branchenmeldungen 12.04.2024

Aromatherapie: Aus der Trickkiste einer Dentalhygienikerin



Aromatherapie: Aus der Trickkiste einer Dentalhygienikerin

Foto: Botamochy – stock.adobe.com

Als praktisch tätige Dentalhygienikerin in einer niedergelassenen Zahnarztpraxis im Raum Heidelberg möchte ich diesen Beitrag nutzen und Ihnen meine „ganz persönlichen kleinen Helferlein“ vorstellen, die ich anwende, um Ängste zu minimieren, für unsere Patient/-innen ein erhöhtes Maß an Entspannung während der dentalen Behandlung zu erzeugen sowie „positiv im Gedächtnis zu bleiben“. Ich hoffe, einige Impressionen fördern die Kreativität der Leserschaft, unterstützen im Praxisalltag und machen viele Patient/-innen zum Fan Ihrer Praxis. Es gibt keine schwierigen Patient/-innen, nur besondere und ganz besondere.

Wir kennen es alle – Patient/-innen, die schweißgebadet unsere Praxen betreten, obgleich die Behandlung noch nicht ansatzweise begonnen hat. Eine unschöne innerliche Grundstimmung, Ängste, Sorgen oder gar Panik, die aufkocht, sobald der erste Schritt in die Praxisräumlichkeiten erfolgt ist.

Wie – mit welcher ganz individuellen persönlichen Grundsituation und vor allem mit welchen Emotionen holen wir unsere Patient/-innen ab? Wie kann es uns gelingen, zu beruhigen, Ängste zu minimieren und ein positives (Praxis-)Klima zu fokussieren? Welche Tools, Techniken und Maßnahmen können uns hierbei auf ganz einfache Weise unterstützen? Fragen über Fragen, die ich nachfolgend mit Ihnen gemeinsam beantworten möchte!

Der Besuch einer Zahnarztpraxis geht für viele Patient/innen auch heutzutage leider noch immer mit einem unwohlen Gefühl im Bauch einher. Negative Erfahrungen, die man beispielsweise in seiner frühen Kindheit beim Zahnarzt gemacht hat, die viele Jahre zurückliegen und die durch den ständigen Aufruf im Gehirn doch immer wieder aufs Neue präsent sind, gehören zu den Problemen und Problemchen unserer Patient/-innen, die sich dann in unserem beruflichen Alltag widerspiegeln.

Ein offenes Ohr, ein warmherziger Umgang, Verständnis, aufmerksames Zuhören, zielführende Reaktionen und das gemeinsame Ergreifen ganz individueller Maßnahmen, alles, was eben zur Wohlfühlatmospähre beitragen kann, ist für uns in diesem Zusammenhang wirkungsvoll.

Das Kopfkino unserer Patient/-innen startet allerspätestens beim Betreten unserer Praxisräumlichkeiten. Nach meinen langen Arbeitstagen höre ich im häuslichen Umfeld von meinen Liebsten häufig „Du riechst nach Zahnarztpraxis“ … auf Rückfragen, was das denn genau für ein Geruch sei, kommen dann Antworten wie – es riecht einfach nach Desinfektionsmittel oder nach Handschuhen (Latex) … so wie es im Krankenhaus eben nach Krankenhaus riecht!

Duftnoten nach Wahl: Patientenorientierte Aromatherapie

Regelmäßiges Lüften der Praxisräumlichkeiten gehört ohnehin zu unseren täglich wiederkehrenden Ritualen. Dennoch können uns zusätzlich speziell gewählte Düfte positiv bei unserer Arbeit unterstützen. Da ich selbst kein Fan von stetig gleichbleibender Raumbeduftung via Duftdiffuser bin, einfach weil Menschen individuell sind, somit auch unterschiedliche Düfte bevorzugen und ich selbst ja auch ganztägig in dieser Beduftung arbeiten müsste, habe ich mir praktikable, einfach umsetzbare Lösungen für unseren Praxisworkflow ausgedacht.

Unsere Patient/-innen dürfen zwischen maximal zwei Duftnoten (Duftmischungen) wählen. Exemplarisch stelle ich hier die Frage: Möchten sie lieber „Waldspaziergang“ oder „Orangengarten“? Ist eine Duftnote gewählt, gebe ich nur einen Tropfen eines hochwertigen Duftöls auf ein kleines Zellstofftüchlein oder einen Mulltupfer und pinne diesen mit an den Umhang unserer Patienten. Die Nähe zur Nase und zum Kopf-Hals-Bereich ist wichtig für eine intensive Geruchswahrnehmung und die damit einhergehende Konzentration auf eine bewusste Atemtechnik.

Wichtig: Vor den oben gewählten Maßnahmen sollte in der allgemeinen Anamnese immer sichergestellt sein, dass keine Unverträglichkeiten und Allergien gegen Duftstoffe oder bestimmte Aromen vorliegen. Bei Allergikern, bestehendem Asthma, Erkrankungen der Atemwege, chronischen Kopfschmerzen oder ähnlichen allgemeinmedizinischen Einschränkungen würde ich generell auf Maßnahmen des Duftmarketings und der Aromatherapie verzichten.

Kreative Tricks für entspannte Patient/-innen

Können wir aufgrund der allgemein Anamnese nicht mit Düften arbeiten, bleiben uns andere Alternativen, die zur Ablenkung zum Einsatz kommen. Hier sind unserer Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Entspannungsmusik, Entspannungstechniken, eine beruhigende Stimmlage, Handschmeichler, Akupressurbälle oder Akupressurringe (zum Anwenden und Mitnehmen) gehören zum „Standard-Equipment“ meiner Trickschublade für besondere Patient/-innen. Allein die Grundidee und dass wir sensibel sowie ganz individuell auf unsere ängstlichen und unentspannten Patienten eingehen, wirken hier wahre Wunder. Besondere Absaugkanülen, die in ihrer Zugluft minimiert sind oder eine leisere Geräuschkulisse bei der Anwendung mit sich bringen, sind nach einer Testphase (im Praxisteam) und mit geübtem Handling praktische, aber auch sinnvolle „kleine Helferlein“, die unseren Patient/-innen und uns das miteinander Arbeiten stark erleichtern. Auch eine wohlschmeckende, angenehme Lippenpflege vor sowie nach jeder dentalen Behandlung bleibt als positiver Sinneseindruck im Gedächtnis. Denn manchmal sind es die ganz kleinen, unscheinbaren Dinge, die uns im Leben glücklich machen … oder?

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Umsetzen der Ideen und zusätzlich viele eigene kreative Impressionen, die zu Ihrem Praxiskonzept passen!

Dieser Beitrag ist im PJ Prophylaxe Journal erschienen.

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