Branchenmeldungen 14.03.2011
BDIZ EDI: Kurze und angulierte Implantate auf dem Prüfstand
6. Experten Symposium des BDIZ EDI stellt alle bisherigen Teilnehmerrekorde ein
Das 6. Experten Symposium des BDIZ EDI in diesem Jahr in Köln widmete
sich einem spannenden Thema: Implantate ohne Augmentation und dabei
insbesondere den kurzen und angulierten Implantaten, die als Alternative
zur aufwändigen chirurgischen Lösung gelten. Aber können sie halten,
was die Hersteller versprechen? Über 300 Teilnehmer – und damit so viele
wie noch nie in der nun sechsjährigen Geschichte des Experten
Symposiums – warteten gespannt auf Antworten des Referententeams, das
auch in diesem Jahr von Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller, Vizepräsident
des BDIZ EDI und Spiritus rector des Symposiums und seiner Themen,
zusammengesetzt worden war.
Traditionell erarbeitet die Europäische Konsensuskonferenz (EuCC) unter
Federführung des BDIZ EDI am Vortag einen Konsensus zur Thematik. Die
Empfehlungen der EuCC und die Aussagen der Referenten des Symposiums
waren kongruent – insofern dürfte das Konsensuspapier, das am Stand des
BDIZ EDI auf der IDS erhältlich sein wird, ein echter Leitfaden für die
Praxis sein.
Die wichtigste Erkenntnis, die die Teilnehmer mit nach Hause nahmen: Der
Erfolg kurzer (< 9mm) und angulierter Implantate basiert – mehr als
beim Einsatz „normal“ langer Implantate – auf einem äußerst
disziplinierten Einhalten des chirurgischen und prothetischen
Protokolls. (Referenten Dr. Reinhold Rathmer, Prof. Dr. Mauro Marincola,
Prof. Dr. Hubert Nentwig, Dr. Paul Weigl). Auch die präimplantologische
Diagnostik ist im Vergleich zur Insertion von "normalen" Implantaten
noch wichtiger (Dr. Rathmer, Dr. Wolfgang Bolz, Dr. Stefan Wentaschek).
Als ebenso erwiesen stellten die Referenten heraus, dass der Einsatz
von kurzen und angulierten Implantaten nicht für den Anfänger geeignet
ist, sondern langjährige Erfahrung des Implantologen voraussetzt.
Sind kurze und angulierte Implantate künftig die Antwort zur Vermeidung
einer Augmentation? Die Referate von Prof. Dr. Dr. Joachim Zöller und
Prof. Dr. Fouad Khoury zeigten, dass die Operationstechniken bei den
augmentativen Verfahren in den vergangenen Jahren weiterentwickelt
wurden und durch die 3D-Diagnostik und Verfahren wie Tunneltechnik oder
modifizierte operative Verfahren des Bone-Splittings oder der
Kieferhöhlenbodenanhebung einem minimalinvasiven Anspruch gerecht werden
(Priv.-Doz. Dr. H.J. Nickenig) und die Belastung für den Patienten
dadurch in den vergangenen Jahren erheblich reduziert wurde. War die
Augmentation mit Beckenknochen noch vor wenigen Jahren an einen
stationären Aufenthalt gebunden, so ist dies heute in den meisten Fällen
ambulant durchführbar.
Eine Therapiealternative zu Augmentation und kurzen Implantaten stellte
Prof. Dr. Manfred Wichmann in einem sehr überzeugenden Vortrag über
herausnehmbaren Zahnersatz vor. Der prothetische Ersatz von Hart- und
Weichgeweben ist heute auf einem solch hohen Niveau, so erfuhren die
Teilnehmer, dass es auch dem Fachmann schwer fallen dürfte, Natur vom
Zahnersatz zu unterscheiden.
Als Fazit nahmen die Teilnehmer mit nach Hause, dass aufgrund der
publizierten (retrospektiven) Erfahrungswerte über kurze und angulierte
Implantate, die im Schnitt nicht älter als fünf Jahre sind, und aufgrund
fehlender hoher Evidenz (Grad 3) der Goldstandard heute immer noch der
Einsatz von Standardimplantaten im ggf. augmentierten Knochenlager ist.
Das Konsensuspapier über kurze und angulierte Implantate ist am Stand
des BDIZ EDI auf der IDS in Köln, Halle 11.2, Gang O, Stand 059
erhältlich.