Branchenmeldungen 14.09.2016
Computergestützte Technik beim Zahnersatz? Trends in der Dentaltechnik
Zahnärzte und Dentaltechniker stehen tagtäglich vor der Aufgabe, bei der Fertigung von Zahnersatz individuelle Lösungen für jeden einzelnen Patienten herzustellen – und dabei hohe Erwartungen hinsichtlich Ästhetik, Funktionalität, Verträglichkeit und Haltbarkeit zu erfüllen. Computergestützte Herstellungsverfahren haben das Potenzial, den Zahnärzten diese Arbeit deutlich zu erleichtern. Die wichtigsten Trends der Dentaltechnik im Überblick.
Der Wandel in der Dentalbranche von den traditionellen, manuellen Arbeitsabläufen hin zu einem vollständig digitalen Entwurf- und Herstellungsverfahren charakterisiert sich vor allem durch drei Trends: Den Scan des Zahnabdrucks, die Softwares CAD und CAM, sowie den 3D-Druck. Diese kommen unter anderem bei der CEREC-Technologie zum Einsatz. Doch was genau verbirgt sich hinter diesen Begriffen?
3D-, Intraoral- oder Abdruckscanner: Digitale Zahnabdrücke
Früher musste für das manuelle Herstellen eines Zahnersatzes zunächst ein Gebissabdruck mit Abdruckmasse angefertigt werden. Die Abdruckmasse musste der Patient zum Aushärten im Mund behalten, was viele als unangenehm empfanden: So kam es dabei oft zu Würgereiz oder Atemnot.
Inzwischen ist es jedoch möglich, digitale Zahnabdrücke zu erstellen. Eine spezielle Computerkamera kann sehr exakte Aufnahmen vom Gebiss machen. Anschließend kann ein 3D-, Intraoral- oder Abdruckscanner die Daten aufnehmen und ein sehr genaues und deutliches Bild erzeugen. Der 3D-Scanner beispielsweise kann Abdrücke als Gips- oder Wachsmodell digitalisieren. Mit dem Intraoralscanner wird der Kiefer in der Zahnarztpraxis bis auf das kleinste Detail vermessen und digitalisiert.
Die Arbeit der Zahntechniker wird durch die computergestützte Technik deutlich vereinfacht. (Bild: © Robert Kneschke – fotolia.com)
So ist die digitale Variante nicht nur für den Patienten angenehmer, sondern erleichtert auch die Arbeit der Zahntechniker: Der Abformprozess wird deutlich vereinfacht, da Abformlöffel, physischer Transport, Versand der Abformung, Expansion der Gipsmodelle entfallen. Auch die Reinigung, Desinfektion und Lagerung der Abformlöffel sowie die Anfertigung und Archivierung von Gipsmodellen ist nicht mehr nötig. Damit werden nicht nur die Arbeitsprozesse erleichtert, sondern es kommt auch zu einer erheblichen Zeitersparnis.
Digitale Planung des Zahnersatzes: Computerunterstützte Gestaltung
Nachdem der Mund in allen Details digital nachgebildet wurde, kann auch der Zahnersatz zunächst am Bildschirm gestaltet werden. Auf Basis des digitalen optischen Zahnabdrucks wird ein dreidimensionales Abbild des Gebisses erstellt, das dann auf dem Monitor gedreht und von allen Seiten betrachtet werden kann. Wichtig hierbei ist die CAD-Technik (Computer Aided Design). Diese Software wird zum Entwerfen des Endprodukts auf Basis der gescannten Daten eingesetzt. Dabei kann das virtuelle 3D-Modell sehr genau am Bildschirm erarbeitet und an das Gebiss des Patienten angepasst werden: Da das Bild dreidimensional und sehr deutlich ist, erlaubt das CAD-Verfahren eine präzisere Herstellung und Anpassung der benötigten Zahnkronen, Zahnbrücken oder Zahnimplantat-Aufbauten als bei der manuellen Variante.
3D-Drucker und intelligente Software: Computergestützte Fertigung
Mit computergestützter Technik wird Zahnersatz mittlerweile auch nicht mehr zwingend durch manuelle Herstellung gefertigt. Kronen, Brücken, Prothesen oder anderer Zahnersatz werden stattdessen durch die CAM-Software (Computer Aided Manufacturing) hergestellt. Dabei werden manche Arbeitsschritte automatisiert und erleichtern den Zahnärzten damit die Arbeit.
Eine Zahnbrücke – fertig gedruckt mit dem 3D-Drucker. (Bild: © Andy Dean – fotolia.com)
Bei der Fertigung sind Computer und intelligente Programme mit Produktionsmaschinen wie Fräsen vernetzt, um diese am Werkstück zu steuern und die Fertigungsprozesse zu überwachen. Fräsmaschinen haben inzwischen mehr und genauere Bewegungsmöglichkeiten, durch die Kopplung mit der intelligenten Software können sie außerdem besser gesteuert werden als von menschlichen Händen. Die Fertigung über die CAM-Software ist somit noch exakter als die manuelle Fertigung, so dass anspruchsvolle Versorgungen ermöglicht werden.
Zur Fertigung gehört auch der 3D-Drucker dazu, der bereits bei vielen zahntechnischen Fertigungsprozessen eine ideale Lösung darstellt, damit Dentallabore Kosten sparen können. So kann der Zahnersatz mithilfe von 3D-gedruckten Modellen hergestellt werden – egal, ob es sich um eine Zahnbrücke oder um eine Krone handelt.
CEREC-Technologie: Hochmodernes Verfahren zur Herstellung von Zahnersatz
Bei der digitalen Herstellung von Zahnersatz ist jedoch nicht nur der Fertigungsprozess wichtig, sondern es kommt auch auf die Biokompatibilität an: Das Material des Zahnersatzes muss sich also mit dem Körper vertragen. Sowohl Patienten als auch Zahnärzte setzen inzwischen auf Keramik, das besonders verträglich und ästhetisch ist. Das CAD/CAM-Verfahren eignet sich auch speziell für die Herstellung und Bearbeitung von Keramik.
So verwendet auch die CEREC-Technologie (Ceramic Reconstruction) Technik mit Computerunterstützung, um besonders präzise, schnell und individuell Zahnersatz zu fertigen: Mit dem hochmodernen CEREC-Verfahren kann ästhetischer, langlebiger und körperverträglicher Zahnersatz aus Keramik gefertigt werden. Egal, ob keramische Überkronungen, Inlays, Füllungen oder Teilprothesen: Mittels CAD/CAM wird der Zahnersatz automatisch und exakt aus einem Keramikblock herausmodelliert.
Computergestützte Implantatchirurgie
Auch im Bereich der Implantatprothetik können neue Trends verzeichnet werden. Auch die Implantatchirurgie ist inzwischen computergestützt. Mit der dreidimensionalen digitalen Radiologie (Cone Beam) und der CAD/CAM-Technologie wird der Prozess deutlich schneller. Dauerte eine implantatprothetische Therapie früher noch vier bis sechs Monate, ist sie heute bereits innerhalb weniger Stunden möglich. Durch die minimal-invasiven Methoden heilen die Implantate zudem schneller, unerwünschte Nebenwirkungen wie Schwellungen bleiben aus. Die Zeitersparnis bringt außerdem einen hohen Kostenvorteil für den Patienten mit sich. Das ist ein Faktor, den auch Zahnärzte bei der Anpassung an neue Behandlungsmethoden berücksichtigen sollten: „Seit 2005 zahlen die Krankenkassen für Zahnersatz nur befundbezogene Festzuschüsse – für eine kostengünstige, zweckmäßige Standardversorgung.“ (Quelle: https://ergodirekt.de/de/produkte/zahnzusatzversicherung.html). Patienten, die beim Zahnarzt mehr wollen oder brauchen als die von der Krankenkasse finanzierte Standardversorgung, müssen daher oft tief in die Tasche greifen. So deckt der festgelegte Zuschuss nur 50 Prozent der Durchschnittskosten einer Regelversorgung ab. Bieten die Zahnärzte jedoch computergestützte Implantatchirurgie an, reduziert sich folglich der Gesamtpreis – sowohl für die Patienten, als auch für die Krankenkassen.
Wer mehr als die Standardversorgung beim Zahnarzt braucht, muss tief in die Tasche greifen. Zahnärzte, die günstigere Behandlungsmethoden anbieten, sind also häufig erfolgreicher. (Bild: © Kalinovskiy – fotolia.com)
Gefahren des computergestützten Zahnersatzes
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: So gibt es auch beim CAD/CAM-Zahnersatz eventuelle Komplikationen und Risiken, die die Zahnärzte bedenken sollten. Auch Computer und Maschinen arbeiten nicht immer hundertprozentig genau. Der CAD/CAM-Zahnersatz erfordert meist mehrere Arbeitsschritte, bis die Fertigung abgeschlossen ist. Es sind meist mehrere vorbereitende, kontrollierende Verfahren, Fertigungsprozesse und Datentransfers nötig. Die zahlreichen Arbeitsabläufe und die Gesamtdauer des Verfahrens können Fehler mit sich bringen. Wichtig bei der Anwendung von computergestützten Verfahren in der Dentalmedizin ist daher eine ständige Qualitätskontrolle.
Fazit
Der digitale Abdruck, Scannen im Mund des Patienten, Planen des Zahnersatzes mit einer CAD/CAM-Software und Fertigung mit einer Fräsmaschine – die Digitalisierung ist auch in der Dentalmedizin angekommen. So kann Zahnersatz mittels CAD/CAM-Verfahren inzwischen mit Computerhilfe geplant, entworfen, gestaltet und hergestellt werden.
Diese neuen Technologien haben nicht nur für Patienten erhebliche Vorteile. Auch Zahnärzte profitieren von der Digitalisierung der Zahntechnik: Die Computer erleichtern den Arbeitsalltag, da manche Arbeitsschritte automatisiert werden und andere sogar wegfallen. Darüber hinaus arbeiten die Maschinen viel schneller und präziser, als es bei der manuellen Fertigung möglich wäre. Die hohen Erwartungen der Patienten an die Ästhetik, Funktionalität, Verträglichkeit und Haltbarkeit des Zahnersatzes können so viel einfacher erfüllt werden. Gerade Keramik ist ein sowohl bei Patienten als auch bei Zahnärzten beliebtes Material für den Zahnersatz und kann ebenfalls mit der CAD/CAM-Software verarbeitet werden.
Nichtsdestotrotz sollten die Dentaltechniker sich immer auch die Nachteile des computergestützten Zahnersatzes vor Augen halten. Denn auch Computern und Maschinen können mal Fehler unterlaufen – gerade, wenn so viele Arbeitsschritte zur Fertigung von Zahnersatz nötig sind. Eine permanente Qualitätskontrolle ist daher im Bereich der computergestützten Dentalmedizin unverzichtbar. Werden diese Dinge beachtet, haben die Trends der Dentaltechnik mit Sicherheit Zukunftspotenzial.