Branchenmeldungen 02.03.2020
Die DGZI stellt sich vor: Im Gespräch mit Dr. Rolf Vollmer
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Implantologie e.V. (DGZI) stellen sich in einer mehrteiligen Interviewserie die Protagonisten persönlich vor. In dieser Ausgabe stellt sich Dr. Rolf Vollmer, 1. Vizepräsident und Schatzmeister, den Fragen.
Herr Dr. Vollmer, Sie sind seit vielen Jahren als Vizepräsident der DGZI tätig. Wie kam es zu diesem Engagement?
Seit 7. Juli 1992 bin ich stolzes DGZI-Mitglied. Mein Eintritt erfolgte über den Kontakt mit einem Aachener Kollegen, der aus den USA die Idee der Studiengruppen mitgebracht hatte und dabei war, eine kleine Gruppe mit DGZI-Mitgliedern im Kölner Raum zu gründen. Das Konzept sollte in Deutschland jedoch etwas anders sein – nicht so kommerziell orientiert, wie es in den USA gehandhabt wurde. Die Idee war es, kleine Lehr- bzw. Lerngruppen zu bilden, welche sich monatlich treffen, um eigene Behandlungsfälle zu diskutieren und, damals noch mit Dias, kleine Vorträge zu halten.
Innerhalb der DGZI wurde dann ein sogenanntes Referat für Studiengruppen gegründet, welches ich mit dem Kollegen Stephan Hausknecht aus Aachen mehrere Jahre betreute. Am 30. September 1996 wurde ich zum 1. Vizepräsidenten und Schatzmeister der DGZI gewählt, nachdem mein Vorgänger, Bernhard Hölscher, diese Aufgabe nicht mehr ausüben wollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon sehr viele Kontakte innerhalb der DGZI-Kollegenschaft, und es war mir ein großes Anliegen die DGZI, die zu diesem Zeitpunkt auf stabilen finanziellen Füßen stand, weiterhin erfolgreich zu führen, zu verwalten und weiterzuentwickeln – was mir bis dato auch gelungen ist.
Was sind Ihre Aufgaben in diesem Zusammenhang?
Mein Kernaufgabengebiet sind die Finanzen und Mitgliederverwaltung. Das bedeutet, regelmäßige Updates der Mitgliederdateien sowie die Verwaltung der Mitgliederbeiträge durch Aufstellung der Haushaltspläne. Des Weiteren bin ich für die finanzielle Abwicklung des seit mittlerweile 20 Jahren sehr erfolgreich stattfindenden Curriculums Implantologie zuständig. Hier gilt es, mit den anderen Vorstandsmitgliedern dafür zu sorgen, das Curriculum immer auf dem aktuellsten Stand der implantologischen Möglichkeiten zu halten.
Das Update Implantologie wird im Vorstand besprochen und die Ideen entsprechend umgesetzt. Außerdem betreue ich seit vielen Jahren die Mitglieder im Ausland. Wir haben gute Beziehungen zu den Ländern im arabischen Raum, und das Interesse dieser Kollegen an unseren Fortbildungsmaßnahmen ist sehr groß. Leider ist jedoch in den letzten Jahren, durch die politische Situation, der rege Austausch zwischen uns und den erwähnten Ländern nur noch bedingt möglich. Weiterhin versuche ich mit meinen Kollegen des Vorstands die Kontakte zu unseren Partnergesellschaften in den USA und Japan, aber auch in kleineren Ländern wie Georgien aufrechtzuerhalten.
Was bietet die DGZI ihren Mitgliedern?
Die DGZI bietet ihren Mitgliedern modernste Curricula auf dem neuesten Stand. So haben wir zum Beispiel das Blended Learning Konzept in unser Curriculum seit circa fünf Jahren integriert. Auch das eigene E-Learning Programm gehört seit anderthalb Jahren zur DGZI. Mittlerweile ist dieses Programm auch in englischer Sprache vorhanden und entspricht unserem Guide Book Implantologie.
Circa 1.300 Fragen können auf einfache Art und Weise sowohl mit Computer als auch mit Handy bearbeitet werden und erleichtern den Kollegen das Training in der Theorie. Die DGZI vergibt entsprechende CME-Punkte – getreu dem Punktekatalog der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK) sowie den Richtlinien der Bundeszahnärztekammer. Die Lehrbücher sind analog oder digital als Lernprogramm erhältlich. Die Kollegen, die das einjährige Curriculum absolvieren möchten, bekommen diese zu Beginn ausgehändigt.
Auch unsere nationalen sowie internationalen Fachzeitschriften erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Auswahl der Fachartikel erfolgt mit größter Sorgfalt durch die Vorstandsmitglieder. Ein besonderes Highlight stellt allerdings unser Jahreskongress dar. Mit Strategievorträgen, Übertragungen von Live-Operationen und Table Clinics wird dem Informationsbedürfnis des niedergelassenen Implantologen in jeder Hinsicht Rechnung getragen. Moderne Tools und innovative Präsentationstechniken, wie eine internetbasierte Digitale Poster-Präsentation, runden das Konzept des Jahreskongresses ab.
Welche DGZI-Highlights und -erfolge sind Ihnen bisher in besonderer Erinnerung geblieben?
Ich erinnere mich mit großer Freude an die Kongresse zu den 30. und 40. Jahresjubiläen unserer Fachgesellschaft zurück und bin schon auf den 50. Jubiläumskongress, welcher am 6. und 7. November 2020 in der Hansestadt Bremen stattfindet, sehr gespannt. Besonders begeistert bin ich davon, dass die DGZI, welche ich damals mit rund 900 Mitgliedern übernommen habe, mittlerweile insgesamt über 4.000 Mitglieder im In- und Ausland zählt. Ebenso erfreulich ist es, dass es der DGZI gelungen ist, die internationalen Beziehungen, welche zeitweilig abgebrochen waren, wieder erfolgreich in den USA und Japan sowie vielen anderen Ländern aufzubauen.
Neben Ihrer Tätigkeit als Vizepräsident der DGZI sind Sie vor allem Implantologe. Wie hat sich Ihre Kerndisziplin in den vergangenen Jahren verändert?
Insgesamt hat sich natürlich in den letzten zehn Jahren durch die Digitalisierung und den digitalen Workflow sehr viel getan. Auch der Einsatz der dreidimensionalen Computerdiagnostik (DVT) trägt sicherlich dazu bei. Mittlerweile ist es möglich, sehr genaue Planungen, Bohrschablonen und Kiefer herzustellen. Aber auch die Materialien haben sich geändert. In der Prothetik werden verstärkt Materialien eingesetzt, die mithilfe der CAD/CAM-Technik bearbeitet bzw. gefräst werden können. Dadurch ist es möglich, zumindest kleinere Rekonstruktionen komplett aus Keramik herzustellen. Was die Implantatmaterialien angeht, so sind in den letzten Jahren die Keramikimplantate populär geworden. Ich persönlich habe mit Keramikimplantaten angefangen und bin später zu Titanimplantaten übergegangen. Die weiteren Entwicklungen diesbezüglich werde ich genau beobachten, um ein endgültiges Fazit zu ziehen.
Welchen Stellenwert hat eine Fachgesellschaft wie die DGZI in der modernen Zahnmedizin?
Ich sehe die DGZI als älteste europäische Fachgesellschaft für Implantologie auch in der Zukunft an oberster Position. Es ist zu betonen, dass der Vorstand der DGZI immer versucht, den Kontakt zu der Basis und den Mitgliedern aufrechtzuerhalten, was anderen Fachgesellschaften, die eher hochschulorientiert sind, nicht so gut gelingt. Wir werden uns in Zukunft verstärkt den jungen Studiengruppen widmen. Hier gibt es viele positive Ansätze, sowohl in Hamburg als auch in Köln. Einige Studiengruppenleiter gehören ebenso dem erweiterten DGZI-Vorstand an, ebenso wie ein Vertreter der Zahntechniker. Die DGZI ist als eine Praktikergesellschaft im Jahr 1970 von Prof. Dr. Dr. Hans L. Grafelmann gegründet worden – zuerst gegen große Widerstände der Hochschullehrer. Die Universitäten sind später auf den fahrenden Zug aufgesprungen, um entsprechende elitäre Gesellschaften zu gründen. Die DGZI ist aber schon längst keine reine Praktikergesellschaft mehr – sie verbindet Wissenschaft und Praxis miteinander. Es wurden in den letzten Jahren verschiedene wissenschaftliche Projekte initiiert, u. a. Studien zur Hitzeentwicklung beim Bohren des Implantatbetts, zur Alveolar Rich Preservation und auch eine Finite-Elemente-Studie zu aktuellen Themen wie dem All-on-4 Konzept nach Prof. Dr. Paolo Maló. Bei allen Neuerungen, die es mittlerweile in der Implantologie gibt, sollte jedoch die Zusammenarbeit zwischen dem zahnärztlichen Behandlungsteam sowie dem Zahntechniker weiter gestärkt werden, denn nur so können die oben erwähnten modernen Techniken auch optimal genutzt werden.
Herr Dr. Vollmer, vielen Dank für das interessante Gespräch.
Quelle: DGZI
Foto Teaserbild: DGZI