Branchenmeldungen 23.02.2024
„Die digitale Transformation ist ein unumkehrbarer Weg“
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Zahntechnikermeister Jürgen Sieger, wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung „Digitale Dentale Technologien (DDT)“ am 12. und 13. April 2024 in Dortmund, spricht zur digitalen Transformation in Labor und Praxis, deren Chancen sowie Risiken und die Vorteile von Labor- und Praxisteams bei einer Teilnahme am Kongress.
Wie stehen Sie zur digitalen Transformation und inwieweit hat diese Einfluss auf den prothetischen Workflow?
Die „digitale dentale Transformation“ findet seit über 20 Jahren statt. Anfangs wurde sie von vielen nicht bemerkt, die Systeme wurden für zu ungenau gehalten oder aus anderen Gründen ignoriert. Heute ist die digitale Transformation ein unumkehrbarer Weg, den jeder geht und gehen muss, um zukunftsfähig zu sein. Wir haben schnell erkannt, dass digitale Arbeitsprozesse neue Chancen bieten und sie in unserem Betrieb zunehmend eingesetzt. Heute haben wir sehr gute Konstruktions- und Fertigungsprozesse, die dafür sorgen, dass der prothetische Workflow in vielen Bereichen hervorragende Ergebnisse liefert. Außerdem erschließt uns die Digitaltechnik neue Materialien und Fertigungsverfahren. Und ganz wichtig: Die digitale intraorale Abformung ist endlich in nennenswertem Umfang im Einsatz. Der so optimierte digitale Workflow, kombiniert mit handwerklichen Fähigkeiten, ist die Grundlage für zeitgerechte prothetische Lösungen. Nicht, dass wir früher keine gute Prothetik gemacht haben, aber der höhere Personal- und Materialeinsatz ist für viele Patienten heute einfach nicht bezahlbar.
Wie schätzen Sie die bisherigen und zukünftigen Auswirkungen von KI je nach Aufgabenstellung und Datenlage ein?
In unserem Labor für digitale Zahntechnik haben wir in den Konstruktions- und Fertigungsprozessen die KI eigentlich noch nicht bewusst wahrgenommen. Die Konstruktionsvorschläge, die uns unsere verschiedenen Softwares machen, sind noch ziemlich schematisch und uniform. Wir müssen also noch sehr viel nacharbeiten, um erstklassige Konstruktionen zu erhalten. Für die Zukunft erwarten wir aber, dass uns die dentale KI, dem allgemeinen Trend folgend, bei verschiedenen Aufgaben helfen kann. Ich bin sicher, dass Firmen, die Scanner und Datentransferleistungen anbieten, auf den riesigen Datenpool zugreifen werden, der – hoffentlich anonymisiert – eine KI füttern kann. Auch kieferorthopädische Daten sind nicht zu verachten. Die Ergebnisse werden sich standardisiert, an der natürlichen Zahnform orientiert, als Durchschnittszahn präsentieren. Ich glaube, dass damit ein großer Teil der Konstruktion akzeptabel erledigt werden könnte. Und es steht uns frei, diese Vorschläge zu individualisieren und abzuwandeln. Wir sind hier erst am Anfang einer spannenden Softwareentwicklung. Zur Auswertung von Röntgenbildern und DVT-Daten kann man heute schon sagen, das KI sehr hohe Erkennungsraten hat und dem Anwender perfekt zuarbeiten kann.
Worin bestehen Chancen und Risiken, auch im Hinblick auf die Implementierung neuer Technologien im eigenen Labor – Stichwort: Mitarbeiter?
Allumfassender Einsatz von Digitaltechnik löst viele unserer dringenden Probleme. Die Hilfsmittel für Konstruktion, Kommunikation und offene Arbeitsprozesse sind vorhanden und haben sich in den letzten Jahren optimal weiterentwickelt.
Chancen:
Die Kommunikation zwischen Praxis und Labor wird schneller, visualisierbar und weniger zeitintensiv. Die Praxis kann ihren Patienten bessere Prothetik anbieten. Viele Patienten sind dankbar für den Einsatz, zum Beispiel der digitalen intraoralen Abformung. Digital arbeitende Betriebe bieten attraktive, innovative, zukunftssichere und saubere Arbeitsplätze, die nicht nur von Berufseinsteigern bevorzugt werden. Die digitale Technik versetzt uns in die Lage, kontinuierlich gute Qualität zu liefern, sie steigert die Leistungsfähigkeit des Betriebs und natürlich auch die Wirtschaftlichkeit. Das ist die Voraussetzung dafür, dass gute, leistungsgerechte Löhne gezahlt werden können. Wir haben zu wenig zahntechnische Mitarbeiter, wenn wir in Zukunft handwerklich analog arbeiten wollen. Nur die Digitalisierung hilft uns hier weiter.
Risiken:
Die Digitalisierung gibt es nicht umsonst. Oft muss man tief in die Tasche greifen, um die digitale Transformation des eigenen Betriebes voranzubringen. Eine falsche Investition in diesen Bereich kann einen Betrieb auch ruinieren. Digitaleinsteigern kann ich nur sagen, man muss anfangen und sich damit beschäftigen. Viele haben es geschafft, mit Digitaltechnik erfolgreich zu sein.
Warum sollten Labor- und Praxisteams gemeinsam die DDT in Dortmund besuchen?
Beim Start der DDT vor 16 Jahren war es eine reine Technologie-Show für Zahntechniker und die Industrie. Im Laufe der Jahre sind immer mehr Zahnärzte auf uns aufmerksam geworden. Heute wenden wir uns verstärkt an Labor- und Praxisteams. Egal, ob Sie noch auf der Suche nach dem richtigen Weg sind, digital auf dem Laufenden bleiben wollen oder Infos direkt von der Industrie benötigen: Die DDT bietet Ihnen an zwei Kongresstagen konzentrierte Informationen in einer umfangreichen Industrieausstellung. Am Freitag finden, von der Industrie ausgerichtet, intensive Workshops zu diversen Themen mit detaillierten Informationen aus erster Hand statt. Im Main-Forum am Samstag erwarten die Teilnehmer hochkarätige Vorträge mit abschließender Diskussion, auch zum Thema künstliche Intelligenz im dentalen Arbeitsprozess.
In diesem Sinne, wir sehen uns in Dortmund!
Information:
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