Branchenmeldungen 18.06.2024
Die Relevanz des Kostenstundensatzes im Dentallabor
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In der Welt der Dentallabore spielt der Kostenstundensatz eine zentrale Rolle. Er ist nicht nur eine wichtige Kennzahl für die Preisgestaltung, sondern auch ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und den wirtschaftlichen Erfolg eines Labors. Die Ermittlung des Kostenstundensatzes ist daher ein Prozess, der Sorgfalt und Präzision erfordert, um die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu gewährleisten.
Mehr als nur Mathematik
Die Kalkulation des Kostenstundensatzes ist ein komplexes Unterfangen, das weit über einfache mathematische Formeln hinausgeht. Es ist ein Prozess, der tiefes Verständnis für die betrieblichen Abläufe und die Kostenstrukturen eines Dentallabors erfordert. Die Kalkulation muss alle variablen und fixen Kosten berücksichtigen, die bei der Herstellung zahntechnischer Arbeiten anfallen. Dazu gehören Materialkosten, Personalkosten, Raumkosten, Instandhaltung, Werbekosten sowie Steuern, Versicherungen und Abschreibungen. Die Herausforderung besteht darin, einen Stundensatz zu ermitteln, der die tatsächlichen Kosten widerspiegelt und gleichzeitig einen angemessenen Gewinnzuschlag beinhaltet. Dieser Gewinnzuschlag ist notwendig, um Investitionen zu tätigen, Risiken abzusichern und das Unternehmen langfristig am Markt zu positionieren.
Einflussbereich und Tragweite
Der Kostenstundensatz beeinflusst nicht nur die Preisgestaltung, sondern auch strategische Entscheidungen im Unternehmen. Er hat Auswirkungen auf die Bewertung von Outsourcing-Optionen, Investitionsentscheidungen und die allgemeine Ausrichtung des Labors. Ein präzise kalkulierter Kostenstundensatz ermöglicht es, die Wirtschaftlichkeit verschiedener Produkte und Dienstleistungen zu bewerten sowie zu entscheiden, welche Arbeiten sich für das Labor lohnen und welche besser abgegeben werden sollten.
Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Klarheit in der Kalkulation des Kostenstundensatzes ist essenziell für das Vertrauen der Kunden. Ein transparenter und nachvollziehbarer Kostenstundensatz ermöglicht es den Kunden, die Preise für zahntechnische Leistungen zu verstehen. Dies ist besonders wichtig in einem Markt, in dem die Preissensibilität hoch ist und Kunden zunehmend nachvollziehbare sowie gerechtfertigte Preise erwarten. Die Optimierung des Kostenstundensatzes in einem Dentallabor ist ein mehrschichtiger Prozess, der eine genaue Analyse der betrieblichen Abläufe und Kostenstrukturen erfordert.
Hier sind einige Ansätze, die als Grundlage für die Berechnung dienen:
1. Analyse der produktiven Stunden
Die Ermittlung der produktiven Stunden ist ein entscheidender Schritt. Es müssen alle Kalendertage abzüglich der Ausfalltage wie Sonn- und Feiertage, Urlaub und Krankheitstage berücksichtigt werden. Auch Ausfallzeiten für Kulanzleistungen oder Reklamationen müssen einbezogen werden.
2. Berücksichtigung der verrechenbaren Kosten
Die verrechenbaren Kosten inklusive Materialien müssen genau erfasst werden. Hierzu zählen Materialkosten, Personalkosten, Raumkosten, Instandhaltung, Werbekosten sowie Steuern, Versicherungen und Abschreibungen.
3. Ermittlung des Minutenkostensatzes
Der Minutenkostensatz ist eine wichtige Voraussetzung für die Ermittlung des Kostenstundensatzes. Selbst kleine Abweichungen können große Auswirkungen auf den Endpreis haben. Die Gesamtkosten werden durch die produktiven Betriebsstunden geteilt, um den durchschnittlichen Kalkulationsstundensatz zu ermitteln.
4. Anpassung der BEB
Die Wahl und Anpassung der Bundeseinheitlichen Benennungsliste (BEB) ist relevant. Es sollte überlegt werden, welche BEB angewendet wird, da jede BEB Vor- und Nachteile hat, die beachtet werden müssen.
5. Planzeiten und eigene Zeiten
Für die Kalkulation werden entsprechende Planzeiten benötigt, die entweder vom Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) oder vom Labor selbst ermittelt werden. Diese Zeiten sind entscheidend für die Kalkulation des Kostenstundensatzes.
6. Optimierung der Produktivität nach Mitarbeitergruppen
Die Produktivität der Mitarbeiter sollte genau ermittelt und optimiert werden. Dazu gehört, dass jeder Gruppe ein eigener Produktivitätswert zugewiesen wird, der angibt, wie viel Prozent der Arbeitszeit die Gruppenmitglieder direkt produktiv sind.
7. Reduzierung von Materialkosten
Die Materialkosten können durch verschiedene Maßnahmen gesenkt werden, wie z. B. durch die Optimierung von Produktionsprozessen, die Reduzierung von Materialverschwendung oder die Aushandlung besserer Konditionen mit Lieferanten.
8. Effizienzsteigerung
Die Effizienz des Labors kann durch die Steuerung der Angebote und die Auswirkungen auf den Stundensatz verbessert werden. Dies beinhaltet auch die Entscheidung zwischen Planzeiten und eigenen Zeiten.
9. Kontinuierliche Überprüfung und Anpassung
Der Kostenstundensatz sollte regelmäßig überprüft und angepasst werden, um sicherzustellen, dass er die aktuellen Kostenstrukturen und Marktanforderungen widerspiegelt.
10. Nutzung externer Expertise
Die Perspektive eines externen Experten kann helfen, bestehende Schwierigkeiten zu erkennen und bisher unentdeckte Möglichkeiten zu erschließen, um den Kostenstundensatz zu optimieren. Ansonsten kann der Steuerberater das sehr schnell errechnen.
11. Berücksichtigung von Personalkosten
Die Personalkostenquote sollte im Auge behalten werden, da sie einen signifikanten Einfluss auf den Kostenstundensatz hat. Eine zu hohe Personalkostenquote kann die Rentabilität des Labors beeinträchtigen.
12. Vermeidung von Leerzeiten
Eine optimale Auslastung der Mitarbeiter und Ressourcen kann dazu beitragen, Leerzeiten zu vermeiden und den Kostenstundensatz zu senken. Durch die Implementierung dieser Maßnahmen kann ein Dentallabor seinen Kostenstundensatz optimieren und somit seine Wettbewerbsfähigkeit sowie Profitabilität verbessern.
Der Schlüssel zum Erfolg
Ein sorgfältig kalkulierter Kostenstundensatz ist der Schlüssel zum Erfolg für jedes Dentallabor. Er ermöglicht es, wettbewerbsfähige Preise zu setzen, die eigene Position am Markt zu stärken und die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu sichern. DieKalkulation erfordert eine detaillierte Analyse der betrieblichen Prozesse und Kostenstrukturen sowie ein tiefes Verständnis für die Anforderungen des Marktes. Dentallabore, die in die präzise Ermittlung ihres Kostenstundensatzes investieren, legen damit den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft. Sie schaffen nicht nur Klarheit und Transparenz für ihre Kunden, sondern auch für sich selbst, um auf Basis solider Daten fundierte Entscheidungen zu treffen und ihren wirtschaftlichen Erfolg langfristig zu sichern.
Dieser Artikel ist in der ZWL Zahntechnik Wirtschaft Labor erschienen.