Branchenmeldungen 03.07.2013

„Ein Mundhygienekonzept ist die Basis für moderne Zahnmedizin!“

„Ein Mundhygienekonzept ist die Basis für moderne Zahnmedizin!“

Foto: © Ernst Vöpel

Dr. Ernst Vöpel implantiert seit 20 Jahren und setzt in seiner Remscheider Praxis etwa 200 Implantate pro Jahr. Die meisten der ca. 1.000 Implantatpatienten, die regelmäßig zum Recall in seine Praxis kommen, bleiben von periimplantären Entzündungen verschont.

Den Grund dafür sieht Dr. Vöpel im engmaschigen Prophylaxekonzept seiner Praxis, über das er mit Kristin Jahn vom Aktionsbündnis gesundes Implantat sprach.

Herr Dr. Vöpel, welche Vorteile hat die Implantattherapie für Ihre Patienten?

Grundsätzlich sind Implantate bei der richtigen Indikation ein Segen für die Patienten. Nur mit Implantaten können wir bei zahnlosen wie auch partiell bei teilbezahnten Patienten einen festsitzenden Zahnersatz herstellen. Für die Patienten bedeutet eine Versorgung mit ­Implantaten eine Verbesserung der Lebensqualität sowohl im Hinblick auf die Kaufunktion und des Komforts als auch oftmals bei der Ästhetik.

Welche Bedeutung haben periimplantäre Erkrankungen in Ihrer Praxis?

Unsere Patienten gehen regelmäßig in die Mundhygiene und sind auch schon vor der Implantation in einem engen ­Recall. Wir haben in unserer Praxis zwar auch periimplantäre Entzündungen, erwischen sie aber in einem Frühstadium, da wir unsere Patienten so häufig sehen. Daher können wir noch rechtzeitig erfolgreiche Therapien anwenden. Leider fehlt es an einer einheitlichen Datenlage zur Verbreitung und Ursache der Periimplantitis. Die Wissenschaft ist sich auch über die Definition, wann man etwas Periimplantitis nennt, noch nicht komplett einig.

Wie läuft die Implantatnachsorge in Ihrer Praxis ab?

Ich beschäftige zwei Dentalhygienikerinnen und eine Prophylaxeassistentin. Unsere Patienten kommen im Schnitt knapp drei Mal pro Jahr zur professionellen Zahnreinigung und kennen das gar nicht anders. Wenn Patienten dafür nicht bereit sind, werden sie bei uns auch nicht glücklich. Ich operiere grundsätzlich nicht, wenn der Patient an einer Parodontitis erkrankt ist. Aus diesem Grund sehen wir vermutlich bei unseren Patienten weniger periimplantäre Entzündungen. Entweder erwischen wir den Patienten mit unserem Konzept und können ihn mitnehmen, indem wir ihm die Zusammenhänge erklären – oder aber er muss sich einen anderen Zahnarzt suchen.

Wie kommunizieren Sie Ihren Patienten, dass diese Pflege von Implantaten notwendig ist?

Das spielt nur für den Neupatienten eine Rolle, unsere Stammpatienten kennen das ja. Dem Neupatienten erkläre ich nach der Befundaufnahme unser Praxiskonzept. Danach erhält er eine Mundhygienegrundausbildung bei einer DH inklusive weiterführender Diagnostik. Dann kommt er noch einmal zu mir zur Beratung. Die DH hat ihn dann schon intensiv aufgeklärt und ich erläutere ihm noch einmal die Zusammenhänge zwischen Bakterien, Entzündungen und dem Entstehen einer Parodontitis beziehungsweise Periimplantitis. Außerdem gehe ich auf die Wechselwirkungen zwischen einer Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und dergleichen ein. Wir investieren also zu Beginn viel Zeit und merken dann schon, ob der Patient und wir auf einer Wellenlänge liegen, ob wir ihn bei unserem Konzept mitnehmen können. Dann kommen die Patienten auch regelmäßig zu uns in die Mundhygiene. Wir haben eher ein Problem damit, dass wir im Bereich der Prophylaxe eine so hohe Nachfrage haben, dass wir sie kaum bewältigen können.

Für Sie ist die Akzeptanz Ihres Mundhygienekonzeptes beim Patienten Voraussetzung dafür, dass Sie überhaupt operieren?

Ja, für uns ist ein Mundhygienekonzept die Grundlage für alle weiteren Behandlungen, auch für Operationen. Ein gutes Mundhygienekonzept ist die Basis für eine moderne Zahnmedizin.

Haben Sie auch schon Patienten wegen mangelnder Mundhygienebereitschaft abgewiesen?

Ja. 

Wie gehen Sie bei der Prophylaxe bei Implantatpatienten vor?

Wir verwenden zum Teil andere Instrumente und Materialien zur Implantatreinigung, aber wir messen genauso die Sondierungstiefen wie an natürlichen Zähnen. Wir setzen zum Beispiel Kunststoff- statt Stahlküretten ein, arbeiten mit einem Glycinpulver und verwenden hinterher einen Gummikelch und Polierpaste sowie eventuell Chlorhexidinpräparate.

Wie sollte die häusliche Mundhygiene mit Implantaten aussehen?

Das Entscheidende ist neben der Bürste zum Beispiel die Zahnzwischenraumpflege. Die Patienten haben natürlich abgestimmt auf ihre Situation unterschiedliche Mundhygienehilfsmittel. Ob sie jetzt eine spezielle Zahnseide mit ­einer Verstärkung oder Zahnzwischenraumbürsten verwenden, wird individuell angepasst. Aber grundsätzlich unterscheidet sich bei uns die Mundhygiene an Implantaten nicht sehr von der an Zähnen.

Sie werben damit, Zahngesundheit auf hohem Qualitätsniveau anzubieten. Wie sichern Sie dieses Niveau kontinuierlich?

Unsere Praxis ist extrem fortbildungsorientiert. Meine Dentalhygienikerinnen besuchen mehrfach im Jahr Fortbildungen. Wir betreiben auch innerhalb der Praxis mit den DHs einen Austausch, indem wir uns häufig zusammensetzen und die einzelnen Patientenfälle und ihre Entwicklung miteinander besprechen. Die qualifizierte Fortbildung wird bei uns in der Praxis ganz groß geschrieben.

Herr Dr. Vöpel, vielen Dank!

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