Branchenmeldungen 16.08.2011
„Gekämpft wird an zwei Fronten: Politik und Rechtsprechung“
GOZ-Referentenentwurf: Dr. Thomas Ratajczak im Interview mit der Redaktion des BDIZ EDI konkret
Das Death Valley in Kalifornien war Motivgeber für das Titelbild der aktuellen Ausgabe des implantologischen Fachmagazins BDIZ EDI konkret. Mit dem Tal des Todes sind Adjektive wie „unwirtlich“ und „lebensfeindlich“ verknüpft. Deutschlands Zahnärztinnen und Zahnärzte finden ähnliche Adjektive für den GOZ-Referentenentwurf. Mit Letzterem beschäftigt sich das „konkret“ 2/2011 ausführlich und bietet Analysen und Stellungnahmen – unter anderem auch ein aufschlussreiches Interview mit dem BDIZ EDI-Justiziar und Medizinrechtsexperten Dr. Thomas Ratajczak.
Schwerpunkt des Journals für die implantologische Praxis ist die „Schöne neue GOZ-Welt“ – ironischer Fingerzeig ist auf das derzeit wichtigste Thema für die Zahnärzteschaft. Die Beiträge und Analysen sind auch für Nicht-Implantologen mehr als interessant. Neben der Stellungnahme des BDIZ EDI zum GOZ-Referentenentwurf ist auch eine von Dr. Ratajczak für den BDIZ EDI ausgearbeitete Synopse abgedruckt. Das Interview mit dem Medizinrechtsexperten aus Sindelfingen macht eines deutlich: Dem Referenten-Entwurf mangelt es an Struktur und seine Macher ignorieren hartnäckig das Wachstumspotenzial, das im Gesundheitsmarkt steckt.
In dem Interview erinnert Dr. Ratajczak an eine Information des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) im Jahr 2007 im deutschen Bundestag, wonach das BMG selbst anhand einer Kostenstrukturanalyse den Umsatz pro Behandlungsstunde auf 239 Euro beziffert hatte, der notwendig sei, um die Praxiskosten einschließlich Einkommen des Praxisinhabers decken zu können. „Dennoch erreicht keine einzige der neuen GOZ-Ziffern diesen Umsatz“, stellt Ratajczak fest.
Die Öffnungsklausel hält er für einen Nebenkriegsschauplatz – für die Zahnärzte nicht unbedingt von Bedeutung. Viel wichtiger sei es, die Möglichkeit zu einer freien Vereinbarung mit den Patienten, wie sie vor 1988 bestanden hatte, wieder einzuführen. Nach Ansicht von Dr. Ratajczak müsse an zwei Fronten gekämpft werden: Politik und Rechtsprechung. „Eine Lehre aus dem Desaster vor dem Bundesverfassungsgericht im Jahr 2001 sollte sein, dass man den Gerichten den Unmut nicht nur ex cathedra von oben, sondern auch von der Basis vorführen muss.“ Der Rechtsanwalt für Medizin- und Sozialrecht hält die erneute „Schubladisierung“ der GOZ nicht für realistisch. Zu verhindern ist die GOZ also nicht. „Aber wenn sie kommt, wird man aktiv werden können – und aktiv werden“, so Ratajczak.
Die notwendigen Schritte dazu hat der BDIZ EDI eingeleitet: Mit einem Schreiben an die Bundestagsabgeordneten und seiner Forderung nach Behandlung der GOZ im deutschen Bundestag. Die Zahnärzteschaft sollte aber nicht auf den neuen Referentenentwurf starren, „wie das Kaninchen auf die Schlange“, rät BDIZ EDI-Präsident Christian Berger. „Jeder Kollege, jede Kollegin sollte sich schon heute um die betriebswirtschaftlichen Kenngrößen in der Praxis kümmern und sich fortbilden – fachlich und abrechnungstechnisch.“
Das Interview und die genannten Beiträge sind im BDIZ EDI konkret, Ausgabe 2/2011, nachzulesen. Das Magazin ist online unter www.bdizedi.org zu finden.