Branchenmeldungen 22.07.2025

„Gerade in Zeiten des Wandels ist Gemeinschaft unsere größte Stärke“



Dr. Jeannine Bonaventura ist seit zwei Jahren stellvertretende Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ). Davor war Sie schon Mitglied im Bundesvorstand und Landesvorsitzende. Außerdem ist sie Gerichtsgutachterin für zahnärztliche Belange. Im Interview erzählt sie, warum ihr das Engagement so wichtig ist.

„Gerade in Zeiten des Wandels ist Gemeinschaft unsere größte Stärke“

Foto: FVDZ

Frau Dr. Bonaventura, was treibt Sie an, sich so anhaltend für Zahnärztinnen und Zahnärzte zu engagieren?

Ich bin mit Herzblut Zahnärztin – aber eben nicht nur für meine Patientinnen und Patienten, sondern auch für die Kollegenschaft. Mir war schon früh klar: Wer etwas verändern will, muss sich einbringen. Ich habe viele Missstände erlebt – etwa bei der Niederlassung, bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder bei der Bürokratie. Es reicht mir nicht, darüber zu klagen. Ich will gestalten – für bessere Bedingungen in unserem Beruf.

Wie bringen Sie Praxis, Familie und Berufspolitik unter einen Hut?

Es ist eine Herausforderung – aber eine, die ich bewusst angenommen habe. Ich führe eine eigene Praxis, bin Mutter und engagiere mich berufspolitisch. Das geht nur mit guter Organisation, einem starken Umfeld und viel Leidenschaft. Ich will meinem Kind vorleben, dass man für seine Überzeugungen einsteht – auch wenn es anstrengend wird.

Was sind Ihre vorrangigen Themen, um die Sie sich kümmern?

Die Nachwuchsförderung ist mir besonders wichtig – wir müssen jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten Mut machen, sich niederzulassen. Auch die Entbudgetierung, die Entlastung von Bürokratie und der Schutz unserer Freiberuflichkeit stehen ganz oben auf meiner Agenda. Und: Wir müssen dafür sorgen, dass Frauen in der Zahnmedizin gleiche Chancen haben – auch in Führungspositionen.

Warum ist die Berufspolitik trotz vieler Zahnärztinnen noch männlich dominiert?

Das hat strukturelle Gründe. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, stemmen Familie und Praxis, da bleibt oft wenig Zeit für Berufspolitik. Außerdem sind Netzwerke und Machtstrukturen häufig noch männlich geprägt. Das verändert sich nur, wenn wir aktiv dafür sorgen – mit mehr Sichtbarkeit, Förderung und Vorbildern.

Haben Sie als Frau in der Berufspolitik spürbare Nachteile?

Ja, die gibt es. Frauen müssen oft mehr leisten, um ernst genommen zu werden. Manchmal wird man belächelt oder nicht gleich gehört – das spornt mich nur noch mehr an. Ich bin überzeugt: Wir brauchen mehr Frauen in Gremien, auf Podien, in Verhandlungen. Nicht nur wegen der Gerechtigkeit, sondern weil wir andere Perspektiven einbringen.

Warum sollten sich Frauen im FVDZ engagieren?

Weil Veränderung nicht von allein kommt. Der FVDZ bietet Frauen eine Plattform, sich einzubringen – unabhängig, mutig und kollegial. Wir brauchen starke Stimmen von Zahnärztinnen, die mitgestalten. Wenn wir die Strukturen nicht mitprägen, tun es andere – und zwar ohne uns.

Ist der neue Kurs des FVDZ – Zusammenhalt, Gemeinschaft, individuelle Unterstützung – der richtige für die Zukunft?

Unbedingt. Der FVDZ hat sich gewandelt – weg vom reinen Kampfverband, hin zu einem modernen Dienstleister mit politischem Biss. Die Zukunft liegt in der Verbindung von Standesvertretung und echter Unterstützung im Praxisalltag. Gerade in Zeiten des Wandels ist Gemeinschaft unsere größte Stärke.

Worum muss sich der FVDZ in Zukunft besonders kümmern – und was unterscheidet ihn von Körperschaften?

Der FVDZ bleibt unabhängig – das ist unser großer Vorteil. Wir können frei sprechen, unbequem sein, ohne politisch oder gesetzlich gebunden zu sein. Wir müssen weiter laut sein für die Freiberuflichkeit, gegen Budgetierung, für echte Entlastung in der Praxis und für die Attraktivität unseres Berufs. Wir vertreten nicht nur – wir kämpfen.

Würden Sie unter heutigen Bedingungen noch einmal Zahnärztin werden?

Trotz aller Herausforderungen: Ja! Es ist ein wunderbarer Beruf – sinnstiftend, handwerklich, zwischenmenschlich. Aber wir müssen dafür sorgen, dass er es auch bleibt. Dafür setze ich mich ein – mit vollem Herzen.

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