Foto: © Universität Konya
Forschungen zur Wirkung von Schmelzmatrixproteinen auf
Zellen des Zahnhalteapparats – Abschluss-Symposium in Konya (Türkei) mit
hochrangigen Referentinnen und Referenten – Drittmittelförderung ermöglicht
engen wissenschaftlichen und personellen Austausch – Unterstützung durch
Institut Straumann AG
Eine
erfolgreiche bilaterale Kooperation auf dem Gebiet der zahnmedizinischen
Grundlagenforschung zwischen den Zahnkliniken der Selçuk-Universität in Konya
(Türkei) und der Universität Bonn wird im Juni mit einem zweitägigen
Abschluss-Symposium zu Ende gehen. Frau Prof. Dr. Sema S. Hakkı, Oberärztin an
der Abt. für Parodontologie der Universität Konya und Prof. Dr. Werner Götz,
Leiter der Labors für Oralbiologische Grundlagenforschung an der Poliklinik für
Kieferorthopädie in Bonn, kannten sich bereits von zahlreichen internationalen
Kongressen und wurden durch ihr gemeinsames Interesse an der Biologie und
Pathologie des Zahnhalteapparats und an regenerativen parodontalen Verfahren
zusammengeführt. Ein gemeinsames deutsch-türkisches Forschungsprojekt lag
deshalb nahe und wurde schließlich durch die Zusammenarbeit mit dem Institut
Straumann AG angestoßen, die seit längerem an Untersuchungen zur Biologie der
einzelnen Komponenten ihres Produktes Emdogain® interessiert war. Im
Mittelpunkt der Forschungen sollte das Schmelzmatrixprotein Amelogenin stehen,
dessen Wirkungen als natürliches und rekombinant hergestelltes Protein auf menschliche
Parodontal-Ligament (PDL)-Zellen und Zementoblasten der Maus untersucht werden
sollte, ein Projekt, das der Grundlagenforschung zuzuordnen ist, von dem man
sich aber wichtige Hinweise auf ein besseres Verständnis für die Funktion
dieses Proteins und damit auch von Emdogain® im Rahmen der parodontalen
Therapie erhofft. Prof. Hakkı konnte erhebliche Fördermittel bei der türkischen
Forschungsgemeinschaft TÜBITAK einwerben, die vor allem Sachmittel für die
wissenschaftliche Forschung zur Verfügung stellt, Prof. Götz beim
Internationalen Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im
Rahmen eines Programms zur Förderung von Projekten der internationalen
Zusammenarbeit in Bildung und Forschung, das vor allem den bilateralen
Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fördert. Das für zwei
Jahre ausgelegte Projekt unter dem Titel „Vergleich der Wirkungen von
natürlichem und rekombinantem Amelogenin auf Zementoblasten und
Parodontalligament-Zellen“ startete im Januar 2009.
Frau
Prof. Hakkı hat bereits an ihrer Universität in Konya ein modernes Forschungslabor
in der Zahnklinik aufgebaut. Sie absolvierte ihr Studium der Zahnheilkunde und ihre
weitere Ausbildung als Parodontologin an der Haçeteppe-Universität in Ankara und
war nach einem Forschungsaufenthalt in den USA am Dept. of Periodontics der
University of Michigan in Ann Arbor 2002 nach Konya gewechselt. Inzwischen
gehört sie zu den angesehensten Forscherinnen in der türkischen Zahnmedizin mit
internationalem Renomee. Ihre Forschungsschwerpunkte sind parodontale Biologie
und biologische Aspekte in der Werkstoffkunde, klinisch konzentriert sie sich
auf moderne Verfahren der parodontalen Regeneration und die Laserzahnheilkunde.
Frau Prof. Hakkı repräsentiert die moderne türkische Zahnheilkunde, die in den
vergangenen Jahren sowohl in der Forschung als auch in der Klinik ein sehr
hohes Niveau erreicht hat. Prof. Götz, der sich schwerpunktmäßig neben der
Biologie des Zahnhalteapparats auch mit dentalen Stammzellen, experimenteller
Kieferorthopädie, Alterszahnheilkunde und Knochenersatzmaterialien beschäftigt,
hat seit 2003 eine Professur für experimentelle Oralbiologie an der Universität
Bonn inne, war die letzten zwei Jahre 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft
für Grundlagenforschung (AfG) in der DGZMK und leitet ein Teilprojekt in der
Klinischen Forschergruppe 208 an der Universität Bonn.
Die
von der türkischen Seite eingeworbenen Sachmittel erlaubten für das Projekt ein
großzügiges Programm zur Erforschung der Amelogeninwirkungen mit zell- und
molekularbiologischen Methoden, die von der deutschen Seite eingeworbenen
Reisemittel häufige Aufenthalte in
Konya und Bonn nicht nur der Projektleitung, sondern auch der am Projekt
beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies ermöglichte über zwei Jahre
hinweg einen intensiven personellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen
den Labors an den beiden Kliniken, ideale Voraussetzungen auch für den Aufbau
persönlicher Kontakte und das gegenseitige Kennenlernen der türkischen und
deutschen Kulturen.
Erste
Ergebnisse der gemeinsamen Forschungsarbeit konnten bereits 2010 auf
verschiedenen Kongressen vorgestellt werden, so auf der AADR-Tagung in
Washington, dem türkischen Kongress für Parodontologie 2010 in Izmir oder der
DGP-Tagung im Herbst 2010 in Bonn. Sie zeigen generell, dass auch rekombinant
hergestelltes Amelogenin fördernd auf die Vermehrung und
Mineralisationsfähigkeit von Zementoblasten und PDL-Zellen wirkt. Allerdings
müsste seine therapeutische Anwendbarkeit im Vergleich zum „Goldstandard“
Emdogain® in weiteren Studien noch genauer untersucht werden. Weiterhin ergaben
sich Hinweise darauf, dass sowohl Emdogain® als auch Amelogenin über spezielle
Rezeptoren wirken, die im Zahnhalteapparat nachgewiesen wurden. Dies zeigten
Untersuchungen des Mitarbeiters Emre Türkay an Zellkulturen und
Gewebeschnitten. Er war zuerst als studentische Hilfskraft in dem Projekt tätig
und ist jetzt als zahnärztlicher Mitarbeiter an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Propädeutik und
Werkstoffwissenschaften der Universität Bonn beschäftigt, wo er diese
Forschungen im Rahmen seiner Dissertation weiter verfolgen wird. Seine
Untersuchungen werden jetzt durch „Al Dente“, die Alumni-Organisation der
Zahnklinik der Universität Bonn, gefördert.
Ein
Symposium mit dem Titel „Periodontal Regeneration: Current and Future Aspects“
am 9. und 10. Juni an der Selçuk-Universität Konya wird das Projekt
abschließen. Neben der Vorstellung der Projektergebnisse durch die Projektleiter
und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten international renommierte
Referentinnen und Referenten gewonnen werden, die über parodontale Forschung
und Therapie sprechen werden, so aus den USA Frau Prof. Martha Somerman
(University of Washington, School of Dentistry, Dept, of Periodontics), aus der
Schweiz Prof. Michel Dard (Institut Straumann AG, Basel/New York University,
USA), aus Deutschland Prof. James Deschner (Experimentelle Zahnheilkunde und
Leiter der Klinischen Forschergruppe 208) und Prof. Andreas Jäger (Poliklinik
für Kieferorthopädie), beide von der Universität Bonn, oder der dentale
Stammzellforscher Priv.-Doz. Dr. Christian Morsczeck (Universität Regensburg,
Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie), aus der Türkei die Parodontologen
Prof. Dr. Selçuk Yilmaz (Yeditepe Universität Istanbul) oder Frau Prof. Rahime
M. Nohuctu (Haçeteppe Universität Ankara), sowie andere. Die Kongress-Sprache
wird Englisch sein. Die Universität Konya gehört zu den jüngeren türkischen
Universitäten und wurde 1975 als Campus-Universität außerhalb der Stadt
gegründet. An ihr sind zur Zeit ca. 60.000 Studierende eingeschrieben. Sie umfasst
inzwischen alle Fakultäten, darunter eine zahnmedizinische Fakultät mit einer
modern ausgestatteten Klinik. Alle näheren Informationen zu diesem Kongress
findet man unter www.periosempozyumkonya.org.
Konya,
auf der anatolischen Hochebene gelegen, ist über Istanbul durch einen
Inlandsflug oder von Ankara aus über eine Autobahn bequem zu erreichen, und
lohnt auch unter touristischen Aspekten. Die Stadt hat antike und
seldschukische Wurzeln und ist Heimatort des Mevlana-Ordens mit seinen
„tanzenden Derwischen“. Von Konya aus gelangt man schnell in die landschaftlich
und kulturell imposante Region Kappadokien oder an die „türkische Riviera“ an
der Südküste des Landes.
Bildlegenden
Abb.1
Prof.
Hakkı (3. v. li.) und Prof. Götz (5. v. li.) mit Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Zahnklinik der Universität Konya im Jahre 2009
Abb.2
Frau
Prof. Dr. S. Hakkı
Abb.3
Prof.
Dr. W. Götz
Abb.4
Ansicht
der Zahnklinik der Universität Konya
Abb.5
Ansicht
der Zahnklinik der Universität Konya