Branchenmeldungen 11.11.2025
„Bewährtes bleibt, doch die Verbindung ist neu“
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Herr Pukropp, Herr Henkel, BEGO hat mit der Conical Connection eine neue Produktlinie vorgestellt. Warum gerade jetzt ein Implantat mit konischer Innenverbindung?
André Henkel: Unser Ziel war es, die bestehenden Systeme so weiterzuentwickeln, dass sie moderne Behandlungskonzepte optimal unterstützen. Die Conical Connection steht für eine stabile, dichte und biologisch orientierte Verbindung zwischen Implantat und Abutment. Die Produkteigenschaften der Implantate und der prothetischen Komponenten sind exakt aufeinander abgestimmt. So lassen sich ästhetisch anspruchsvolle und langfristig stabile Ergebnisse erzielen, bei denen biologische Prinzipien konsequent umgesetzt werden. Dazu gehören eine verlegte Schnittstelle durch das überarbeitete Platform-Switch-Design, eine dichte Verbindung, die Mikrobewegungen und bakterielle Besiedlung reduziert, sowie ein konkaves Emergenzprofil. Gleichzeitig ist die Handhabung für den Behandler einfach und übersichtlich geblieben.
Claus Pukropp: Wir wollten die bekannten Vorteile der bisherigen Systeme beibehalten und gleichzeitig neue Anforderungen adressieren. Viele Behandler arbeiten heute mit biologisch orientierten Protokollen, bei denen die Berücksichtigung des suprakrestalen Komplexes entscheidend ist. Das neue System verbindet diese biologischen Überlegungen mit prothetischer Einfachheit und Praxistauglichkeit. So entsteht ein System, das den Alltag erleichtert, ohne Bewährtes aufzugeben.
Was war der zentrale Kundennutzen, den Sie mit dem neuen System im Blick hatten?
Claus Pukropp: Im Mittelpunkt stand der Wunsch, Behandlern ein Werkzeug zu geben, mit dem sie funktionelle und ästhetische Langzeitergebnisse erzielen können. Es sollte ein System entstehen, das die biologischen Bedürfnisse des Gewebes berücksichtigt und gleichzeitig die prothetische Versorgung systematisch unterstützt. Dabei ging es uns auch darum, die bekannten Nachteile anderer konischer Systeme, etwa Kaltverschweißungen oder zu hohe Klemmkräfte, zu vermeiden, ohne die grundlegenden Vorteile von tiefkonischen Verbindungen zu kompromittieren.
André Henkel: Ein zusätzlicher Nutzen liegt in der klaren Struktur des Systems. Die Reduktion auf drei Innengeometrien – S, M und L – vereinfacht die Auswahl und reduziert die Komplexität in Lagerhaltung und Bestellung. Auch das Handling in Praxis und Labor wird dadurch deutlich effizienter. Zusammen mit der Farbcodierung entsteht eine einfache und zugleich sichere Systemlogik.
Claus Pukropp: Wir haben uns bewusst gegen die populäre Idee entschieden, nur eine universelle prothetische Schnittstelle im neuen System zu verwenden. Unsere Untersuchungen haben sowohl bei den Wettbewerbern als auch bei uns gezeigt, dass mit einer Schnittstelle ein zu großer Kompromiss bezüglich der mechanischen Stabilität des Gesamtsystems eingegangen wird. Das Ziel unserer Kunden ist es auch nach 15 oder 20 Jahren Tragedauer keine Implantat- oder Abutment-Frakturen zu haben.
Wie erklärt sich die Entscheidung für fünf Gingivahöhen bei den Prothetikkomponenten?
Claus Pukropp: Die Frage ist einfach mit dem suprakrestalen Komplex zu beantworten. Betrachtet man moderne Behandlungskonzepte wie z.B. One Time One Abutment von Canulo, iCervico von Vergoullis oder das Zero Bone Loss Concept von Linkevičius und deren tiefes Verständnis für die Biologie, ergibt sich daraus eine konkrete Anforderung an das Abutment Design und Konzept. Neben der Forderung nach einem konkaven Grunddesign und relative steilen Abutmentwinkeln von ca. 15° ist die suprakrestal Platzierung der Klebefuge bzw. Schnittstellen zur Prothetik essenziell. Somit wird klar, dass die 5 Gingivahöhen ihre Funktion im Kontext der Erhaltung der biologischen Breite finden und es dem Behandler ermöglichen den suprakrestal Komplex korrekt zu gestallten.

André Henkel: Auch die provisorischen Aufbauten folgen diesem Konzept. Sie sind neben den 5 Gingivahöhen mit zwei Emergenzprofilen erhältlich und ermöglichen eine gezielte Weichgewebsformung schon während der Heilungsphase. Das spart Behandlungszeit und schafft ideale Voraussetzungen für die definitive Versorgung.
Sie sprechen von Anwenderfreundlichkeit. Wie zeigt sich das im klinischen Alltag?
André Henkel: Die Reduktion auf drei Innengeometrien sorgt für eine einfache Handhabung. Gleichzeitig erleichtert die Farbcodierung die Zuordnung der Komponenten – sowohl in der Praxis als auch im Labor. Besonders in Überweiserstrukturen ist das ein großer Vorteil, weil Fehlerquellen minimiert werden.
Claus Pukropp: Und das Beste ist, dass das chirurgische Instrumentarium identisch zu RSX Pro und SCX bleibt. Es werden keine neuen Trays oder Bohrer benötigt, und auch der Ablauf bleibt gleich. Behandler müssen keine neuen Routinen lernen, profitieren aber von der höheren Präzision und Dichtigkeit der neuen Verbindung. Bewährtes bleibt erhalten und wird sinnvoll ergänzt.
Gerade bei komplexeren Fällen, etwa bei divergierenden Implantatachsen oder in der ästhetischen Zone, braucht es mehr als Standardlösungen. Welche Möglichkeiten bietet das System hier?
Claus Pukropp: Das neue Conical System bietet dem Anwender die Möglichkeit zwischen den Philosophien Implantat- oder Abutment Level zu entscheiden. Die MultiPlus Abutments transferieren das Implantat System in eine Tissue Level Konzept für verschraubte Einzelzahn- und Brückenversorgungen. Diese Form von Abutments ist einzigartig und zum Patent angemeldet. Vor dem Hintergrund, dass das neue Conical System kein Vertical Displacement aufweist, können selbstverständlich auch verschraubte Kronen und Brücke auf Implantatniveau angefertigt werden. Hier für gibt es spezielle Abformpfosten mit und ohne Indexierung, also etwas, was bei tiefkonischen Verbindungen eher unbekannt ist. Die neuen Scan Bodies können resterilisiert werden und sind daher mehrfachverwendbar. Den Anforderungen an die ästhetische Zone wird das System insbesondere dadurch gerecht, dass subkrestale gesetzte Implantate ohne Zusatzmaßnahmen prothetisch sicher versorgt werden können.
André Henkel: Das gesamte Portfolio ist vollständig CAD/CAM-kompatibel, einschließlich Klebebasen mit angulierbarem Schraubenkanal bis zu 32 Grad. Dadurch kann die Schraubenöffnung flexibel positioniert werden, etwa auf die Palatinal- oder Lingualseite, was die Ästhetik verbessert und gleichzeitig eine verschraubte Versorgung auch bei schwierigen Achsverhältnissen ermöglicht. Alle Komponenten sind scanbar, die digitalen Analoge und Bibliotheken stehen zur Verfügung. Damit lassen sich individuelle Versorgungen effizient planen und umsetzen. Das MultiPlus-Konzept eröffnet zusätzlich flexible prothetische Möglichkeiten von der Einzelzahnversorgung über Brücken bis hin zu umfangreichen Rekonstruktionen.
Wie stellt BEGO sicher, dass die hohe Präzision und Qualität des neuen Systems in der täglichen Anwendung gewährleistet ist?
André Henkel: Alle Implantate und prothetischen Komponenten werden vollständig in Deutschland entwickelt und gefertigt. Das ermöglicht uns, jeden Produktionsschritt zu kontrollieren und höchste Qualitätsstandards einzuhalten. Besonders bei der tiefkonischen Verbindung ist Präzision entscheidend, da bereits kleinste Toleranzen die Dichtigkeit beeinflussen könnten. Unsere Fertigung arbeitet deshalb mit besonders engen Maßtoleranzen und automatisierten Prüfschritten.
Claus Pukropp: Das Qualitätsversprechen von BEGO gilt seit Jahrzehnten. Mit der neuen Semados® Conical Connection setzen wir das konsequent fort. Für den Behandler bedeutet das Verlässlichkeit in jeder Komponente und Sicherheit im klinischen Ergebnis. Ergänzend bietet die BEGO Security Plus Garantie zusätzlichen Schutz und Vertrauen in die Behandlung.
Wie fällt das erste Feedback der Behandler aus?
Claus Pukropp: Das System ist seit gut einem halben Jahr in der klinischen Anwendung. Weltweit haben gut 30 Anwender das System in der Pilotphase klinisch erprobt und ein hervorragendes Feedback gegeben. Besonders hervorgehoben wird die Kombination aus stabiler Verbindung und einfacher Handhabung. Viele Anwender berichten, dass sich die Bauteile präzise einsetzen und ebenso leicht wieder lösen lassen.
André Henkel: Wir sehen, dass das System die Erwartungen erfüllt, gerade weil es vertraut wirkt und dennoch neue Möglichkeiten bietet. Es ist eine Weiterentwicklung, die den Alltag erleichtert, ohne neue Hürden zu schaffen.
Wenn Sie die Entwicklung in einem Satz zusammenfassen müssten – was macht die Conical Connection für Sie aus?
André Henkel: Ein durchdachtes System, das Technik, Biologie und Ästhetik in Einklang bringt.
Claus Pukropp: Oder kurz gesagt: Ein Implantat, das den Behandler bei seinen Bemühungen um ein funktionelles und ästhetisches Langzeitergebnis optimal unterstützt und alle bedeutenden Nachteile von konischen Verbindungen beseitigt hat.
Herr Henkel, Herr Pukropp, herzlichen Dank für das Gespräch.