Branchenmeldungen 29.01.2014

KFO im Disput

KFO im Disput

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Vornehmlich SPIEGEL ONLINE und die WELT am SONNTAG haben zum Jahresende 2013 mit mehreren Beiträgen unter dem Rubrum „Millionen für ein Lächeln“ die Welt der Kieferorthopädie in Aufregung versetzt. Weniger allerdings die Kieferorthopäden oder die in diesem Fachgebiet schwerpunktmäßig tätigen Zahnärzte als die Fachgesellschaften.

Sie orteten sofort als Urheber der „Falschmeldungen“ über die sich angeblich ausweitenden KFO-Therapien, die vielfach medizinisch „nicht notwendig“ seien, einen Kieferorthopädie-Kollegen aus dem Netzwerk „Evidenzbasierte Medizin“, dem flugs unterstellt wurde, die Attacke nur zum eigenen Nutzen – Werbung für die eigene Praxis – geritten zu haben.

In der Sache musste sich die BDK-Chefin im Rahmen von Zitaten aus einem „schriftlichen Interview“ mit einer so nicht getätigten „Falschaussage“ auseinandersetzen. Sie habe den Kassen nicht unterstellt, „sie bezahlten“ in der KFO „Gerätschaften, die medizinisch nicht auf dem neuesten Stand“ seien. Richtigerweise habe sie geäußert, die „GKV bezahle die ausreichende, wirtschaftlich notwendige und zweckmäßige kieferorthopädische Behandlung“. Vor allem, so die BDK-Spitze, „sei an deren Behandlungsergebnis“ – gemeint GKV-getragen – „nichts auszusetzen, und diese Leistung ist im europäischem Vergleich nahezu einzigartig.“

Dieses Kassen-Leistungs-Qualitätsvotum begrüßt auch die wissenschaftliche DGKFO. Um dann mit vielen und breiten Darlegungen aufzuzeigen, dass die Kassen-KFO doch nur „ausreichend“ sei, und viele moderne Verfahren wie „durchsichtige Brackets, unsichtbare Bögen etc. den Kassen nicht abverlangt werden könnten“. Auch weiteren Medienvorwürfen, einer zu „frühen Behandlung“ aus „Geschäftsgründen“ oder, welch ein Irrsinnsvorwurf im Rahmen unseres Kassensystems, „was von den Kassen nicht bezahlt werde, sei unnötig“ oder auch die „Ausweitung der Erwachsenen-KFO“ und überhaupt vieles sei nur pekuniär begründet, wird überwiegend medizinisch und fachlich breit zu begegnen gesucht. Dies, ohne auf das Selbstverständnis eines Mediziners zu pochen, dass er seine Patienten umfassend nach dem Stand der Wissenschaft aufzuklären und zu beraten habe.

Man muss den Medien gegenüber auch einmal sagen, dass auch Zahnärzte ein Recht, ja, selbst aus medizinischen Gründen eine Pflicht haben, nicht nur Kassenleistungen zu bieten, sondern darüber hinausgehend State of the Art-Medizin, mit der kein Solidarsystem belastet wird. Selbst, wenn es in der KFO von Patienten auch einmal überwiegend aus kosmetisch-ästhetischen Gründen gewünschte Leistungen sind. Wo bleiben sonst die angeblich „kritischen Artikel“ über den Kosmetik-Leistungskonsum unserer Bürger, was jedermanns Selbstverantwortung ist, ob er die Fünf-Euro-Hautcreme oder das 300-Euro-Antifaltenpräparat wählt. Immer wird aus den Berufsverbänden heraus versucht, aus einer falschen „Schlechten-Gewissen-Haltung“ heraus fachlich an den Lesern vorbeizuargumentieren. Also, mehr Selbstbewusstsein.

Das wird allerdings künftig öfter für die gesamte Zahnärzteschaft herausgefordert werden, wenn es zu weiteren Ausgabenzuwächsen für die PKV über die GOZ neu und steigende Behandlungsumfänge in der GKV wie in den letzten Monaten mit latenten Ausgabenanstiegsmeldungen kommt. Der neue CDU-Gesundheitsminister wird der erste sein, der nach dem Budgethammer greifen wird zur Eindämmung von angeblich ungerechtfertigten Behandlungssteigerungen. Auch da gilt zur Überwindung der Politmisere, der Patient muss überzeugt sein und ist mit selbstverantwortlich, also

toi, toi, toi, Ihr J. Pischel

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