Branchenmeldungen 28.10.2011
KZVB kritisiert Monitor-Bericht zur GOZ
„Hochgradig unseriös und realitätsfern“ ist aus Sicht der
Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB) ein Beitrag im
ARD-Magazin Monitor vom 27. Oktober über angebliche „Geschenke“ der FDP
an die Zahnärzte. Die Autoren behaupten darin, die Reform der privaten
Gebührenordnung (GOZ) sei ein Entgegenkommen gegenüber der
Zahnärzteschaft, weil sie zur Stammwählerschaft der FDP gehöre. Die
Patienten müssten dafür aufkommen.
„In höchstem Maße tendenziös“ ist für den KZVB-Vorsitzenden Dr. Janusz Rat, wie „Monitor“ einen Einzelfall darstellt, um die Zahnärzteschaft als Ganzes an den Pranger zu stellen. Der dargestellte Fall, bei dem der Rechnungsbetrag weit über den im Heil- und Kostenplan veranschlagten Kosten liegt, ist der KZVB bekannt. Ein Gutachter hat bereits Fehler bei der Planung und der Rechnungsstellung festgestellt. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Zahnarzt. „Wir bedauern, dass sich ein einzelner Zahnarzt offensichtlich falsch verhalten hat. Daraus jedoch auf alle Zahnärzte zu schließen und damit die berechtigte Forderung der Zahnärzte nach einer angemessenen Honorierung zu torpedieren, ist unanständig“, kritisiert Rat.
„Die GOZ ist seit 1988 nicht angepasst worden. Bereits unter SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt wurde ein erster Entwurf für eine Neuregelung erarbeitet“, betont KZVB-Chef Dr. Janusz Rat. Kein anderer Berufsstand würde wohl eine 23-jährige Nullrunde akzeptieren. Die immer wieder genannte durchschnittliche Honorarerhöhung von sechs Prozent entspreche einer jährlichen Steigerung von 0,26 Prozent. Doch selbst die sechs Prozent hält Rat für eine Falschinformation: „Hier wird ein Durchschnittswert für ein fiktives Budget gebildet, was noch lange nicht heißt, dass sich die Steigerung beim einzelnen Zahnarzt auswirkt. Die wichtigsten Positionen sind in der neuen GOZ unverändert. Beim Rest wurde umgeschichtet. Das alles ist kein Geschenk an die Zahnärzte, sondern an die Private Krankenversicherung und die Beihilfeträger“, so Rat. „Das wird auch an der massiven Kritik an der FDP-geführten Gesundheitspolitik durch die gesamte Zahnärzteschaft deutlich.“
Der KZVB-Vorsitzende verweist darauf, dass die private Gebührenordnung auch bei der Versorgung von Kassenpatienten eine immer wichtigere Rolle spiele. „Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bietet nur noch eine Grundversorgung. Wer sich für hochwertigen Zahnersatz, Implantate oder eine aufwändige Wurzelkanalbehandlung entscheidet, muss privat zuzahlen. Das hat die Politik so gewollt.“
Eine durchschnittliche Zahnarztpraxis erwirtschafte deshalb bereits die Hälfte ihres Umsatzes durch Privatleistungen. Die Unterfinanzierung des Gesundheitswesens sowie der zahnmedizinische Fortschritt ließen diesen Anteil weiter steigen. „Nur mit Kassenleistungen kann heute kaum ein Zahnarzt überleben. Eine permanente Anpassung der Gebührenordnung an die allgemeinen Kostensteigerungen sichert deshalb die wohnortnahe, flächendeckende Patientenversorgung. Wenn die Politik hier versagt, droht nach dem Landarztmangel auch ein Zahnarztmangel. Ich bin mir sicher, Monitor würde zu den ersten Medien gehören, die vor einer drohenden Unterversorgung im zahnärztlichen Bereich warnen“, so Rat.
Quelle: KZVB