Branchenmeldungen 02.06.2015

Mehr als 50.000 Euro: Großzügige Spende für Klinik in Kathmandu

Mehr als 50.000 Euro: Großzügige Spende für Klinik in Kathmandu

Foto: © Hoffmann

DZOI-Beratungsarzt Dr. Joachim Hoffmann aus Jena dankt für große Spendenbereitschaft. Sein Verein „Gesellschaft für medizinisch-technische Zusammenarbeit e.V.“  leitet das Geld direkt an die Chhatrapati Free Clinic in Kathmandu und die Bedürftigen vor Ort weiter.

Vor rund vier Wochen rief DZOI-Beratungsarzt Dr. Joachim Hoffmann aus Jena angesichts der Erdbebenkatastrophe in Nepal zu Spenden für die Chhatrapati Free Clinic (CFC)  in Kathmandu auf. Fast 51.000 Euro kamen bis heute daraufhin zusammen. „Dhanyabad“ sagen die Initiatoren überwältigt von der Großzügigkeit der Spender. Seit 1992 sind Dr. Hoffmann und seine Frau Luise Zimmermann eng mit dem Leiter der Klinik und den Menschen dort verbunden. Mit ihrem Verein „Gesellschaft für medizinisch-technische Zusammenarbeit Jena e.V.“ (GMTZ) unterstützen sie sie  regelmäßig mit Sachmitteln, Experteneinsätzen vor Ort und Geldspenden. Hier die persönliche Rückmeldung von Dr. Joachim Hoffmann, die auch über den Verwendungszweck der Spenden informiert sowie ein Brief des Präsidenten der Chhatrapati Free Clinic, in dem die Lage vor Ort beschrieben wird:

Dr. Joachim Hoffmann dankt für die großzügigen Spenden

Dhanyabad heißt Danke. Es wird in Nepal nicht wie unser alltägliches „Dankeschön“ verwendet, sondern sehr sparsam und nur dann, wenn sehr, sehr tief gehender Dank ausgedrückt werden soll. Ein solches Dhanyabad geht an alle, die gespendet haben. Durch die Verbreitung unserer Eindrücke von vor Ort nach dem verheerenden Erdbeben kann in Nepal unendlich Gutes getan werden. Sehr berührt können wir mitteilen, das zwischen dem ersten Beben am 25. April und dem heutigen 22. Mai insgesamt 50.859,98 Euro an Spenden für die Aktivitäten der Chhatrapati Free Clinic eingegangen sind. Weitere Spenden sind zugesagt und werden auch benötigt.

Spenden in vertrauensvolle Hände

Ein erster Teil des Geldes ist schon auf dem Konto der CFC angekommen. Der zweite Teil ist unterwegs. Wir können versichern, dass jeder gespendete Cent Kathmandu erreicht und dort in äußerst vertrauensvolle Hände gelangt. Seit über 20 Jahren arbeiten wir mit der Chhatrapati Free Clinic zusammen, haben in dieser Zeit zahlreiche kleinere und größere Projekte gemeinsam umgesetzt und so gesehen, wie hier mit Spendengeldern umgegangen wird. Die CFC funktioniert wie ein Verein. Regelmäßig wird von der Gemeinschaft aller Mitglieder ein Leitungskomitee gewählt, das rechenschaftspflichtig ist. Dieses Komitee berät und entscheidet in einem transparenten Prozess über die Verwendung von Spenden. Wir haben sichern können, dass das Geld direkt von Personen verwaltet wird, die wir lange persönlich kennen und die unser Vertrauen genießen. Es wird nicht über anonyme bürokratische Institutionen verteilt.

Spendenzweck: Soforthilfe und langfristige Unterstützung

Als Verwendungsrahmen der Spenden haben wir mit Bijaya Mali, dem Präsidenten des Klinikkomitees, folgendes vereinbart:

Soforthilfe:

  • Nahrung und Wasser, Medikamente und Verbandsmaterial
  • Decken, Zelte und Wellblechschutzhütten
  • all das mit Priorität für obdachlos gewordene Familien, Kinder und Alte.

langfristige Arbeit:

  • Unterstützung des Disaster-Management-Trainings an der CFC
  • Verbesserung der Reinwasserversorgung der Klinik
  • Reparatur von Gebäudeschäden der CFC
  • Anschaffung von medizinischen Geräten, die wir in Deutschland als Spende nicht bekommen können.

tin shelters als neues Zuhause

Zur Soforthilfe gehört jetzt in den nächsten Tagen auch, wie ein Telefonat mit Bijaya Mali ergab, die Errichtung von sogenannten „tin shelters“ für Bedürftige in der Stadt und in betroffenen Dörfern. Diese haben im Vergleich zu Zelten wesentliche Vorteile: Sie widerstehen dem Monsunregen besser, werden in Nepal gefertigt und können sowohl als provisorische Schutzhütte als auch später für den Wiederaufbau von Häusern, Schulen etc. Verwendung finden. Eine Quelle für die Bleche und Schmiede, die die shelters bauen, wurden bereits gefunden.

Klinikpräsident Bijaya Mali über die Lage vor Ort

In einem Brief vom 18. Mai 2015 beschreibt Bijaya Mali die Tage seit dem Erdbeben.

Liebe Freunde,

es hat so gut getan, mitten in der Nacht Eure Stimme, Eure Sorge und Eure Verbundenheit mit uns zu hören. Meine und die Probleme meiner Familie sind gering angesichts der Zerstörung, die sich über Zentral- und Ostnepal ausbreitet. Menschen haben ihre Angehörigen verloren, Kinder wurden zu Waisen, alte Menschen haben die wichtigsten Brotverdiener verloren, einige ihr Eigentum und ihre Lieben. Tausende und Abertausende sind ein mentales Wrack.

Ja, die Beben haben auch meiner Familie große Verluste verursacht; aber meine Lieben und auch ich sind am Leben. In mir lebt Hoffnung für meine Familie, meine Gemeinschaft und meine Nation. Gleich nach dem Beben am 25. April waren es vor allem junge Menschen, die überall mit ihren bloßen Händen taten, was sie tun konnten. Eine halbe Stunde nach dem Beben sammelten sich unsere in Bergung trainierten Helfer in der Klinik, griffen zu Hacken, Schaufeln und allem Brauchbaren und versuchten, Menschen zu retten und zu helfen. Das Personal unserer Notaufnahme arbeitete zwei Tage ohne Pause, um die vielen Verletzten zu behandeln. Ärzte und Krankenschwestern außer Dienst eilten in die Chhatrapati Free Clinic. Sie fühlten sich gesegnet, am Leben zu sein. Ich sah, wie nur langsam die Anspannung aus ihnen wich. Die ersten 16 Nachbarn wurden aus eingestürzten Gebäuden gebracht. 14 waren bereits tot. Zwei Menschen konnte zu einem neuen Leben verholfen werden. Bei manchen dauerte es drei Tage, bis der Tod beurkundet wurde. Die Polizei nahm die Formalitäten auf und dann erst wurden die Leichen den Familien übergeben. Unter ihnen war ein 2 1/2 Jahre altes Mädchen. Unsere Ärzte versuchten ihr Bestes, aber Gott hatte andere Pläne. Ich konnte meine Tränen nicht kontrollieren.

Einige meiner Freunde aus der Verwaltung sorgten dafür, dass sich um alles und jeden gekümmert wurde. Hariom Maharjan fuhr den Krankenwagen. Einige Leichen mussten im Krankenwagen zu den Ghats gefahren werden. Es gab einfach kein anderes Fahrzeug dafür. Der Wartebereich vor der Röntgenabteilung war überfüllt mit den Toten. Und doch: In diesen dunkelsten Stunden unseres Lebens leuchtete die Menschlichkeit auf. Unser Einsatz gab Hoffnung und bestärkte mich in dem, was ich in den letzten 15 Jahren gepredigt hatte und offenbarte den Sinn unserer Vorbereitungen auf eine Katastrophe solchen Ausmaßes.

Die Chhatrapati Free Clinic war für unsere Menschen da, als diese sie am meisten brauchten. Seit dem Beben im April behandelte die Notfall-Abteilung mehr als 500 Menschen. Das alte, statisch nachgerüstete Gebäude behauptete sich. Keine Risse sichtbar. Das neue Gebäude ist auch in gutem Zustand. Es gibt einige kleine Risse, die der Einsturz eines Nachbarhauses an unserem „Golden Jubilee“- Gebäude verursachte. Ja, alle Häuser sind in Ordnung so weit. Selbst unser schwächstes Haus, in dem die Büros und Lager sind, steht noch, aber ich fürchte um seine Standfestigkeit. Wenn dafür Zeit ist, müssen Experten die Gebäude prüfen. Die bekannte Zeitschrift „Himal" berichtete über unsere Arbeiten und über die statische Nachrüstung des „Bir Ganeshman Singh" Blockes. Ich erinnere mich, wie Menschen mich beschimpften, mich verrückt nannten und mir vorwarfen, Geld zu verschwenden. Es ist das erste erdbebensichere Krankenhausgebäude in Nepal. Hätten wir diese Nachrüstung nicht in Angriff genommen, wäre die ganze CFC Geschichte. Nach dem 25. April nahmen tagelang rund 50 Personen Unterschlupf in diesem Gebäude. Nach dem Nachbeben kamen sie wieder. Leider musste ich ihnen erklären, dass der sicherste Ort ein offener Platz ist und dass das Krankenhaus kein Ort ist, um die Nacht zu verbringen.

Am Donnerstag gingen wir mit Ärzten und Schwestern in das Newardorf Dharmasthali, wo 250 Häuser zerstört wurden. In einer provisorischen Schutzhütte mitten auf dem Dorfplatz behandelten wir 125 Menschen, die bis dahin noch keine Hilfe erhalten hatten. Heute waren wir im Dorf Sangla, eine Stunde von Kathmandu entfernt. Zerstörung überall. Wir behandelten 183 Personen. Dr. Baran Yadav Ram, Präsident von Nepal, besuchte unser Camp. Er gratulierte uns auch zur Nachrüstung unseres alten Gebäudes. Ich erhielt Eure E-Mail und danke Euch. Sie bestärkt uns und gibt mir Energie für die Arbeit für unsere Community. Mit Euren Vorschlägen zur Verwendung der Spendengelder stimme ich völlig überein. Ich schreibe diese Mail in Eile und werde Fotos nachsenden. Dank Euch allen.

Bijaya

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Für weitere Spenden:

Gesellschaft für medizinisch- technische Zusammenarbeit e.V. (GMTZ e. V.)
IBAN: DE85 8208 0000 0344 9130 00
BIC: DRESDEFF827
Bank: Commerzbank
www.gmtz.de

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