Branchenmeldungen 04.10.2024
Meine Motivation: Selbstwirksamkeit und Flexibilität
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Angestellte, Gründerin, Mutter und Partnerin – das sind eine Menge Labels mit wahnsinnig vielen Aufgaben. Dr. Alexandra Wassmann gibt dem Thema „Multitasking“ eine neue, überzeugend authentische Dimension.
Alexandra, was sind die Pros und Kons Ihres aktuellen Berufsalltags?
Den Alltag als angestellte Fachzahnärztin für Oralchirurgie in einer Überweiserpraxis, in der ich auch einen Teil meiner Weiterbildung absolviert habe, erlebe ich als inhaltlich und organisatorisch sehr anspruchsvoll, abwechslungsreich und erfüllend! Die größte Herausforderung besteht wie so oft darin, mehrere Dinge unter einen Hut zu bringen: eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung sicherzustellen, sich chirurgisch weiterzuentwickeln, den organisatorischen Anforderungen eines großen Praxisteams gerecht zu werden … und der frühe Dienstbeginn. ;-) Ich pendle gut 100 km einfache Strecke und verbringe damit jeden Tag drei Stunden im Auto: An schlechten Tagen kostet es Zeit UND Nerven. Ich bin sehr dankbar für das Team und meine Chefs sowie deren Unterstützung! Sehr viele Ideen und ihre erfolgreiche Umsetzung für eine gute Praxis-, Team- und Patientenführung erlebe ich hier live.
Was hat Sie zur Niederlassung animiert und welche Hürden erleben Sie dabei?
Es geht um den Wunsch nach mehr Selbstwirksamkeit und Flexibilität, der mich dazu bewogen hat, eine Praxis zu gründen – aber ganz ehrlich und praktisch auch der kürzere Weg zur Arbeit! Hinzu kommt die Möglichkeit, gemeinsam mit meinem Mann etwas Eigenes aufzubauen, denn wir haben bereits zu meiner Zeit in der Uniklinik Göttingen (er ist Oberarzt in der Prothetik) beruflich sehr gut zusammengearbeitet. Wir wollen das jetzt fortsetzen und weiterentwickeln! Zu den größten Hürden zählten bisher die Erstellung des Praxiskonzepts, der Businessplan, die Finanzierung, das Finden eines Grundstücks und die bauliche Umsetzung – also die vermutlich gängigen Herausforderungen bei einer Neugründung. Jetzt stehen wir vor der Aufgabe, ein Team aufzubauen und den Bau abzuschließen. Parallel warten zudem zahlreiche administrative Aufgaben, die zum Teil weniger erfüllend, aber eben doch notwendig sind.
„Das Leben ist mehr als der Beruf und man ist mit Abstand die wichtigste Ressource für alle Projekte – dafür muss man zwischenzeitlich auch mal entspannen und nicht erreichbar sein.“
Wie werden Sie dem Doppelakt aus Beruf und Familie gerecht?
Im Moment ist die „Mehrfachbelastung“ für uns mit zwei Vollzeitstellen, Kleinkind, Hund, Haus mit Garten und natürlich Neugründung tatsächlich ein harter Brocken – und das für die ganze Familie! Ohne die Unterstützung meines Mannes und unserer Eltern, die zum Teil bei uns im selben Haus in einer eigenen Wohnung leben, zum Teil aber auch für uns pendeln, kann ich mir nur schwer vorstellen, wie wir es schaffen sollten. Mein Mann und ich versuchen, alle anstehenden Aufgaben gut untereinander aufzuteilen. Wir briefen uns regelmäßig gegenseitig – so treffen wir die wichtigen Entscheidungen zwar gemeinsam, aber jeder hat „seine Bereiche“ und kann dort schnell und unkompliziert agieren. Wir haben uns einen Abend in der Woche für diese Besprechungen geblockt – und bei einem Glas Rotwein geht der anstrengende Teil dann glücklicherweise meist auch irgendwann in den entspannenden über. Dazu kommt, dass uns unsere Eltern bei der Kinderbetreuung großartig unterstützen – nicht alle Termine für die Neugründung lassen sich schließlich in den Abend legen. Mein Fazit ist, dass eine gute Organisation und klare Kommunikation innerhalb der Familie essenziell sind, ebenso wie ein dickes Fell, wenn es dann auf den Punkt doch etwas zu viel wird. Ach ja: Ein gut geführter und geteilter, digitaler Kalender ist recht hilfreich …
Diesere Beitrag ist in der ZWP spezial erschienen.