Branchenmeldungen 23.08.2024

Neuer Leitfaden zu Komposit als Restaurationsmaterial



Neuer Leitfaden zu Komposit als Restaurationsmaterial

Foto: piai – stock.adobe.com; Generiert mit KI

Das lang ersehnte Update der S1-Handlungsempfehlungen 083-028 „Komposit im Seitenzahnbereich“ aus dem Jahr 2016 wurde in diesem Mai durch die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.) veröffentlicht. Die Berliner Zahnärztin Dr. Esra Kosan von der Charité hat an der neuen Leitlinie mitgewirkt und gibt im Folgenden einen Überblick über die Neuerungen.

Die neue S3-Leitlinie 083-028 Direkte Kompositrestaurationen an bleibenden Zähnen im Front- und Seitenzahnbereich bietet einen wissenschaftlich fundierten und durch Experten ausgearbeiteten Leitfaden für die Anwendung von Komposit als Restaurationsmaterial. Federführende Gesellschaften waren die DGZ (Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung e.V.) und die DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V.). Die Leitlinie wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Diana Wolff (UKHD, Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde) als Vertreterin der DGZ und Priv.-Doz. Dr. Dietmar Weng als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft für Oral- und Kieferchirurgie der DGZMK (AGOKi) koordiniert und durch insgesamt 27 mandatierte Experten konsertiert.

Tab. 1: Leitlinien-Stufenklassifikation nach Systematik.(Quelle: https://www.awmf.org/regelwerk/stufenklassifikation-nach-systematik)

Was ist neu?

Zunächst handelt es sich bei der neuen Leitlinienfassung um eine S3-Leitlinie, die im Vergleich zur ersten Fassung nicht nur eine Handlungsempfehlung von Experten darstellt.

S3-Leitlinien zeichnen sich durch zwei wichtige Aspekte aus (Tab. 1). Zum einen muss eine Evidenz vorliegen. Um dies zu gewährleisten, erfolgt eine systematische Literaturrecherche sowie die Auswahl und Bewertung der Literatur. Letztere dient dazu, die methodische Qualität der Evidenz zu beurteilen. Dafür empfiehlt die AWMF diverse kalibrierte Instrumente (zum Beispiel Cochrane Risk of Bias Tool, GRADE Methodik). Anschließend wird die Evidenz in einem tabellarischen Bericht zusammengefasst und dient damit als Grundlage für den Konsens. Dieser stellt die zweite Voraussetzung einer S3-Leitlinie dar. Die strukturierte Konsensfindung erfolgt in Begleitung einer neutralen Moderation. Dabei haben die beteiligten Fachgesellschaften ein zuvor festgelegtes Stimmrecht. Ziel dieser Konsensuskonferenz ist, zu jeder formulierten Empfehlung einen Evidenz- bzw. Empfehlungsgrad festzulegen.

Ausgeweitete Fragestellung auf Frontzähne

Inhaltlich wurde die Fragestellung der Leitlinie von einer reinen Versorgung der Seitenzähne auf die Versorgung von Frontzähnen ausgeweitet (Black-Klassen I–V). Ziel der neuen Leitlinie war es, das Überleben und das qualitative Outcome von direkten Kompositrestaurationen im Front- und Seitenzahnbereich im Vergleich zu direkten und indirekten alternativen Versorgungen auf Basis der derzeit verfügbaren Evidenz zu bewerten. Daraus ergibt sich ein völlig neues Spektrum für die Empfehlungen.

Die wichtigsten Neuerungen auf einen Blick:

Tab. 2: Tabelle zur Darstellung der neu konsertierten Empfehlungen unter Angabe des Empfehlungsgrades

 

Berücksichtigung diverser Anwendungsaspekte

Neben der Fragestellung über die Versorgungsmaterialien hat sich die Leitliniengruppe auch mit der Frage beschäftigt, welche Formen der Kariesexkavation, der Trockenlegung, Matrizentechnik und Adhäsivtechnik, Lichtpolymerisation sowie Ausarbeitung und Politur bei direkten Kompositrestaurationen im Front- und Seitenzahnbereich nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand Anwendung finden sollen. Dazu wurden auf Grundlage einer systematischen Literaturempfehlung, jedoch ohne Evidenzbewertung, konsensbasierte Empfehlungen formuliert. Ein evidenzbasierter Empfehlungsgrad ist daher auch nicht enthalten.

Tab. 3: Tabelle zur Darstellung der neu formulierten Statements bzw. Handlungsempfehlungen * Zustimmung von > 95 % der Teilnehmer.

Fazit

Die neue S3-Leitlinie hat viele bereits bekannte Ergebnisse klinischer Studien auf den Prüfstand gestellt und wichtige Punkte zusammengefasst, die im klinischen Alltag bei der Planung von Kompositrestaurationen im Seiten- und Frontzahnbereich unterstützen sollen.

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Dieser Artikel ist in der ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis erschienen.

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