Branchenmeldungen 21.02.2011
Nikotinsucht: Fehlerhafte Verknüpfung im Gehirn?
Manchen Rauchern fällt es relativ leicht, ihre Sucht aufzugeben. Andere wiederum kämpfen seit Jahren verzweifelt gegen das Laster an. Warum es einigen Menschen schwerer fällt, die Finger endgültig vom Glimmstängel zu lassen, darüber gibt nun das Ergebnis einer Studie Aufschluss. Demnach könnte eine defekte Verknüpfung im Gehirn Schuld an der Tabakabhängigkeit sein. Die Entdeckung könnte zur Entwicklung neuer Rauchertherapien führen.
Molekularbiologen haben im Hirn von Mäusen einen Mechanismus ausfindig gemacht, der für die Suchtwirkung des Nikotins verantwortlich ist. Demnach kann es zu einem unkontrollierbaren Verlangen nach Zigaretten kommen, wenn eine bestimmte Gehirnbahn defekt ist. Das berichtet die Agentur „Press Association“, die sich auf die im Fachmagazins „Nature“ veröffentlichte Studie bezieht.
Üblicherweise hat die entsprechende Gehirnbahn die Aufgabe, die Nikotinsucht abzuschwächen, sobald der Anteil der schädlichen Substanz in der Blutbahn ein kritisches Niveau erreicht. Bei einigen Personen jedoch ist dieser Mechanismus gestört. Dadurch seien sie ihrer Abhängigkeit hoffnungslos ausgeliefert.
„Wenn dieser Mechanismus nicht richtig funktioniert, nimmt man einfach mehr Nikotin zu sich“, erklärt Studienleiterin Dr. Christie Fowler vom „Scripps Research Insitute“ in Jupiter, US-Bundesstaat Florida. Im Zusammenhang mit aktuell am Menschen erprobten Daten könnte das eine Erklärung dafür sein, weshalb bei manchen Personen die Nikotinsucht wesentlich ausgeprägter ist als bei anderen.
Nikotin gilt als der zentrale Abhängigkeitsfaktor beim Rauchen. Es sorgt für die Stimulation gewisser Proteine, den sogenannten nikotinischen Acetylcholinrezeptoren. Diese wiederum bestehen aus verschiedenen Untereinheiten. Eine davon ist die so genannte Alpha5-Untereinheit.
Der Umstand, dass manche Personen stärker mit einer Nikotinsucht zu kämpfen haben, ist demnach offenbar auf eine genetische Veränderung in der Alpha5-Untereinheit zurückzuführen. Bei den Betroffenen würden außerdem Krankheiten, die in Verbindung mit dem Rauchen stehen – zum Beispiel Lungenkrebs und chronische Lungenerkrankungen - wesentlich häufiger auftreten.
Bei ihren Untersuchungen führten die Wissenschaftler Tests an Tieren durch, bei denen die Herstellung von Alpha 5 genetisch unterdrückt wurde. Dabei fanden sie heraus, dass die Tiere weitaus mehr Nikotin konsumierten als ihre Artgenossen ohne eine derartige Mutation.
Das Wissenschaftsteam hat sich nun mit Kollegen der Universität von Pennsylvania zusammengetan, um Medikamente zu entwickeln, die die Nikotinabhängigkeit reduzieren, indem sie die Produktion der Alpha5-Untereinheit ankurbeln.
Laut Statistiken sterben jährlich fünf Millionen Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. Rauch gilt als Ursache von mehr als 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle.
Quelle: Yahoo! Nachrichten