Branchenmeldungen 01.10.2008
Parodontitis und Arthritis
In einer aktuellen Studie fanden Forscher jetzt Belege dafür, dass Patienten mit rheumatischer Arthritis ein erhöhtes Parodontitis-Risiko aufweisen. Die im Journal of Periodontology veröffentlichte Studie lässt vermuten, dass die eingeschränkte Mundhygiene nur einen Teil der Verbindung ausmacht.
Die rheumatische Arthritis (RA) ist eine chronische Entzündungskrankheit der Gelenke, welche zu langfristigen Gelenkschäden mit dauerhaften Schmerzen und Funktionsverlusten der betroffenen Körperstellen führen kann. Wie Forscher aus Berlin jetzt in einer aktuellen Untersuchung herausfanden, hat die RA noch einen weiteren Nebeneffekt. Demnach haben Patienten mit RA häufiger parodontale Erkrankungen als gesunde Menschen.
Bei einigen Patienten beeinflussen die durch RA hervorgerufenen Symptome auch die Fingerfertigkeit, wodurch die täglichen Bewegungsabläufe teilweise stark beeinträchtigt werden können. Dazu gehört auch die Zahnpflege, deren mangelhafte Durchführung schließlich zu einer Parodontitis führen kann. Die Studienergebnisse deuten jedoch an, dass der Zusammenhang von RA und Parodontitis nicht allein auf eine schlechte Mundhygiene zurückzuführen ist und es weitere verantwortliche Faktoren geben muss.
Für die Studie wurde die Mundgesundheit von 57 RA Patienten und einer Kontrollgruppe von 52 gesunden Patienten analysiert. Um den Mundhygienestatus zu bestimmen, wurde jeder Teilnehmer umfassend untersucht, einschließlich einer Beurteilung von Plaque-Ablagerungen und Zahnfleischentzündungen. Ebenso wurden Taschentiefe und klinischer Attachmentverlust kontrolliert. Zur Beurteilung der parodontalen Risikofaktoren der Testpersonen nutzten die Forscher Fragebögen.
Den Studienergebnissen zufolge war die Wahrscheinlichkeit einer Parodontitiserkrankung bei den RA Patienten etwa achtmal größer als bei der Kontrollgruppe. Die Resultate gründen auf Unterschieden im Lebensstil und der Demographie, wie Alter, Geschlecht, Bildung und Nikotingebrauch. Die Forscher untersuchten daraufhin, inwieweit die schlechte Mundhygiene und das erhöhte Auftreten von Parodontitis bei RA Patienten im Zusammenhang stehen.
„Es ist dabei leicht anzunehmen, dass ein RA Patient aufgrund seiner krankheitsbedingten Einschränkungen möglicherweise gar nicht dazu in der Lage ist, seine Zähne und sein Zahnfleisch richtig zu putzen“, sagte der Redakteur des Journal of Periodontology Dr. Kenneth Kornman. „Die Studienergebnisse unterstellen jedoch, dass weitere potentielle Faktoren beteiligt sein müssen. Beispielsweise sind sowohl RA als auch Parodontitis systemische Entzündungskrankheiten, was die Verbindung zwischen beiden erklären könnte. Es wird bereits angenommen, dass Entzündungen für die Beziehung zwischen Parodontitis und anderen Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, verantwortlich sind.“ Um die biologischen Mechanismen aufzudecken, welche die beiden Krankheiten miteinander verbinden, müssten weitere Untersuchungen gemacht werden.
Im Bemühen die Mundgesundheit bestmöglich zu erhalten, wird RA Patienten empfohlen, regelmäßig die Zähne zu putzen und mit Zahnseide zu reinigen sowie zweimal jährlich einen Zahnarzt aufzusuchen. Im Falle einer Zahnfleischerkrankung ist die Überweisung an einen Parodontologen ratsam, welcher einen angemessenen Behandlungsablauf festlegen kann.
Laut Dr. Susan Karabin, Präsidentin der American Academy of Periodontology, sollte die Aufrechterhaltung der Gesamtgesundheit von RA Patienten gemeinsam angestrebt werden. „Es ist entscheidend, dass Zahnärzte und Ärzte bei der Behandlung von Patienten mit rheumatologischer Arthritis zusammenarbeiten. Die Kooperation kann gewährleisten, dass sowohl die orale als auch die allgemeine Gesundheit dieser Patienten sichergestellt sind.“
Quelle: Pressemitteilung der American Academy of Periodontology vom 05.06.2008, www.perio.org