Branchenmeldungen 09.11.2021
Schlüsselrolle der Speicheldrüsen für SARS-CoV-2-Virusproteine
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Studienstart: Amerikanische Wissenschaftler untersuchen, ob eine Speicheldrüseninfektion mit SARS-CoV-2 das Risiko eines Rückfalls oder einer Reinfektion erhöhen kann.
Wissenschaftler der Universität Utah wollen herausfinden, ob Speicheldrüsen, die mit dem COVID-19-Virus infiziert sind, die langfristige Immunität einer Person gegen die Krankheit nach einer Impfung oder nach der Genesung vermindern könnten.
Im Rahmen der Untersuchung, die durch einen zweijährigen Zuschuss der National Institutes of Health unterstützt wird, soll dabei erforscht werden, ob Speicheldrüsen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, die Fähigkeit des Körpers, Antikörper zu bilden, die ihn vor einer erneuten Infektion mit dem Virus schützen würden, verringern können.
Weg der Viren in die Speicheldrüsen bislang unbekannt
Viren wie SARS-CoV-2 sind häufig in Speicheldrüsen zu finden. Wie SARS-CoV-2 dorthin gelangt, ist allerdings noch ein Rätsel. „Normalerweise können Viren durch die Schleimhaut in die Speicheldrüsen gelangen oder über den Blutkreislauf“, sagt Dr. Melodie Weller, Assistenzprofessorin für Zahnmedizin und Studienleiterin. „Wie einige andere Teile des Körpers haben auch die Speicheldrüsen ein so genanntes "Immunprivileg", was bedeutet, dass das Immunsystem Krankheitserreger in den Drüsen nicht wirksam beseitigen kann, obwohl sie infiziert sind. Infolgedessen können die Speicheldrüsen ein verweilender Aufbewahrungsort für Viren wie SARS-CoV-2 und andere Viren sein“, erklärt Weller. Sie führt fort: „Proteine, denen wir in unserem Verdauungstrakt ausgesetzt sind, können eine so genannte "orale Toleranz" auslösen. Infolgedessen bildet unser Immunsystem keine Antikörper gegen diese Proteine, die beispielsweise in den von uns verzehrten Lebensmitteln enthalten sind. Da Viren jedoch Proteine enthalten, können auch sie vom Immunsystem im Magen-Darm-Trakt übersehen werden.“
Breits bekannt: Virale Proteine beeinflussen die Dauer der Immunität
"Wenn virale Proteine in den Speichel freigesetzt werden - und wir schlucken jeden Tag eine Menge Speichel -, können sie unsere Fähigkeit zur Bildung von Antikörpern verringern", sagt Weller. "Das kann Auswirkungen darauf haben, wie lange die Immunität anhält. Je besser wir also die Rolle von SARS-CoV-2 in den Speicheldrüsen verstehen, desto besser können wir nachvollziehen, wie es während dieser Pandemie zu Reinfektionen und Durchbrüchen nach Impfungen kommt."
Die Forscher vermuten, dass SARS-CoV-2, das aus den Speicheldrüsen freigesetzt wird, die Produktion von Antikörpern hemmen kann - und damit das Risiko eines Rückfalls oder einer Neuinfektion erhöht. Sie könnten auch die langfristige Wirksamkeit von Impfstoffen einschränken.
Zweijahresstudie hat begonnen – Ausblick
Weller und Kollegen testen diese Hypothese nun an Mäusen, die SARS-CoV-2-Virusproteine in den Speicheldrüsen exprimieren. Sie planen, diese Tiere zu impfen, um zu sehen, wie sie darauf reagieren.
"Wenn sie durch das Schlucken von Speichel im Darm dem Virusprotein ausgesetzt sind, werden wir wahrscheinlich einen Rückgang der Immunität oder eine Verkürzung der Dauer der Immunantwort feststellen", sagt Weller.
Quelle: healthcare.utah.edu