Branchenmeldungen 13.08.2015
Sicherheit bei der Kariesdiagnose
Karies frühzeitig erkennen und die natürliche Zahnsubstanz weitestgehend erhalten, das sollen sensitive Diagnose- und Behandlungsmethoden leisten. Doch wie hoch ist das Risiko, dass gesunde Zähne fälschlicherweise als kariös diagnostiziert werden? Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben verschiedene Methoden zur Kariesdetektion mit einer anschließenden Therapieform kombiniert und deren langfristigen Nutzen analysiert. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Journal Dental Research* veröffentlicht.
Karies in den Fissuren, spaltartigen Vertiefungen in den Kauflächen
der Backenzähne, ist oft versteckt und daher schwer zu diagnostizieren.
Sogenannte visuell-taktile Inspektionen mit Spiegel und Sonde reichen
oftmals nicht aus. Präzisere Befunde sollen Röntgen-Untersuchungen und
moderne Verfahren mittels Laserfluoreszenz liefern. Die Fluoreszenz ist
ein lichtoptisches Phänomen, bei dem bestimmte Materialien, wie zum
Beispiel die Zahnsubstanz, nach der Bestrahlung mit Licht einer
bestimmten Wellenlänge selbst aufleuchten.
„Der Nutzen der gewählten Diagnosemethode für die Gesundheit ist nicht
allein abhängig von der Genauigkeit, sondern auch von der anschließend
gewählten Behandlungsform und der Kariesanfälligkeit eines Menschen“,
sagt Privatdozent Dr. Falk Schwendicke von der Abteilung für
Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin der Charité. Gemeinsam mit seinem
Forschungsteam hat er anhand eines Computermodells bei Personen mit
geringem und hohem Kariesvorkommen drei verschiedene Detektions- und
Therapieverfahren miteinander kombiniert und die Langzeitfolgen
analysiert. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass beim Einsatz von
Röntgen-Untersuchungen oder lichtoptischen Verfahren mit
Laserfluoreszenz das Risiko einer Fehldiagnose hoch ist. Das gilt
insbesondere bei Menschen mit geringem Kariesvorkommen.
Unabhängig von der Detektionsmethode hat die anschließend gewählte
Therapie den größeren Einfluss auf den Gesundheitsnutzen: Stets invasiv
vorzugehen, kann weniger Zähne erhalten und ist zudem kostenintensiver
als eine Behandlung der betroffenen Stellen mit Fluoridlack oder einer
Kariesversiegelung. „Die Kombination von visuell-taktiler Inspektion
oder Röntgen-Untersuchung mit einer Kariesversiegelung hat die höchste
Wahrscheinlichkeit, effektiv zu sein“, resümiert Dr. Falk Schwendicke.
Die Studienergebnisse legen nahe, Methoden zur Kariesdiagnose nicht nur
hinsichtlich ihrer Genauigkeit zu bewerten, sondern auch den
Langzeitnutzen zu berücksichtigen.
* Falk Schwendicke, Michael Stolpe, Hendrik Meyer-Lueckel, Sebastian
Paris. Detecting and Treating Occlusal Caries Lesions: A
Cost-Effectiveness Analysis. Journal Dental Research. Feb. 2015,
Vol.94(2) 272-80. doi: 10.1177/0022034514561260.
Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin/idw online
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