Branchenmeldungen 28.11.2024
Gezielter Support für Frauen in der Wissenschaft
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Dieser Beitrag ist unter dem Originaltitel „Support für Frauen in der Wissenschaft“ in der dentalfresh erschienen.
Die Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) hat mit dem Gisela-Schützmannsky-Programm eine Förderung ins Leben gerufen, die sich an wissenschaftlich interessierte Ärztinnen und Zahnärztinnen richtet. In diesem Jahr erhielten Dr. Lilit Flöther (Universitätsklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin) und Dr. Christiane Rüger (Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde) das Stipendium. Wir fragten bei Dr. Flöther nach, was der Support für sie bedeutet.
Frau Dr. Flöther, warum sind wissenschaftliche Karrieren von Frauen nach wie vor keine Selbstverständlichkeit?
Frauen in der Wissenschaft stehen oft unter dem Druck, neben der Forschung auch familiäre Verpflichtungen zu meistern. Gerade in der Medizin, die nicht nur Forschung, sondern auch klinische Tätigkeit erfordert, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Herausforderung und ein Balanceakt, den viele männliche Kollegen in dem Maße nicht kennen. Viele wissenschaftliche und klinische Einrichtungen bieten immer noch unzureichende Unterstützung, wie z.B. flexible Arbeitszeiten oder verlässliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Dies schränkt die Möglichkeit ein, sich voll auf die wissenschaftliche Karriere zu konzentrieren, da oft das private Umfeld in erheblichem Maße mitorganisiert werden muss.
„Die gezielte Förderung von Frauen in leitenden Positionen würde wichtige Rollenvorbilder schaffen und die Sichtbarkeit von Frauen in der Forschung erhöhen.“
Welche Ziele verfolgen Sie mithilfe der Förderung und inwiefern sehen Sie sich durch die Namensgeberin des Programms, Gisela Schützmannsky, inspiriert?
Die wissenschaftliche Arbeit hat mich als klinisch tätige Ärztin schon immer fasziniert, doch es fehlte mir bisher an Kontinuität und Zeit, meine Forschungsprojekte intensiv voranzutreiben. Beruflich konnte ich klinisch viel erreichen, doch für die wissenschaftliche Tätigkeit blieb oft zu wenig Raum. Das Stipendium bietet mir nun die einzigartige Gelegenheit, mich gezielt auf die Forschung zu konzentrieren und meine Projekte deutlich voranzubringen. Die Namensgeberin des Stipendiums, eine herausragende klinische Ärztin und Wissenschaftlerin, ist ein großes Vorbild für Frauen in der Medizin und vor allem für mich! Sie inspiriert und bestärkt mich darin, dass es möglich ist, in beiden Bereichen exzellente Arbeit zu leisten. Diese Motivation und Kraft möchte ich nutzen, um im kommenden Jahr an meinem festen Forschungstag in der Woche intensiv wissenschaftlich zu arbeiten und als Vorbild für andere Ärztinnen zu zeigen, dass beides erreichbar ist.
Welche strukturellen Mittel oder Maßnahmen wünschen Sie sich, um die Chancengleichheit in der Forschung voranzubringen?
Es sollten verstärkt Förderprogramme angeboten werden, um wissenschaftliche Arbeit für Interessierte, egal, welchen Gechlechts, zur Selbstverständlichkeit zu machen. Gerade an Universitäten, wo wir eng mit Studierenden arbeiten und Wissen weitergeben, sind Projekte und Programme für die Förderung wissenschaftlicher Karrieren besonders wichtig. Speziell auf Frauen ausgerichtete Stipendien und Mentoring-Programme könnten Frauen-Karrieren frühzeitig unterstützen. Flexible Arbeitszeiten, erweiterte Betreuungsmöglichkeiten (z. B. Kinderbetreuung auch nachmittags) und Mentoring sind dafür essenziell.