Branchenmeldungen 25.09.2024

Was wir u. a. gelernt haben: Es ist wichtig, nicht aufzugeben!



Was wir u. a. gelernt haben: Es ist wichtig, nicht aufzugeben!

Foto: UniklinikRWTHAachen

Für ihre Leistungen im Studierendenkurs der Aachener Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde erhielten die Studentinnen Claudia Mertes und Jeannine Köck im April die Auszeichnung „Goldene Hedström-Feile“, die während des Studiums erbrachte hervorragende endodontische Leistungen prämiert. Wir sprachen exklusiv mit den beiden Gewinnerinnen, die im Sommer das 10. Semester erfolgreich abgeschlossen haben, über ihre Endo-Leidenschaft und ihr Studium drumherum.

Jeannine und Claudia, was reizt euch an der Endodontie und mit welcher Arbeit habt ihr den Preis gewonnen?

Die Endodontie ist ein sehr wichtiges und nicht zu unterschätzendes Fachgebiet. Es ist nicht einfach, einen Zahn mal eben aufzubereiten, zu spülen und wieder zu verschließen. Jeder, der bereits eine Wurzelkanalbehandlung durchgeführt hat, weiß, dass es einer gewissen Vorbereitung bedarf und jeder Zahn durch seine Konfiguration einzigartig ist. Auch gibt es nicht ein unumstößliches Schema, nach dem man vorgehen kann. Genau diese Herausforderung finden wir so spannend und faszinierend an der Endodontie. Wir können froh sein, an unserer Seite immer ein erfahrenes Team an Ärzten der Uniklinik Aachen zu haben, die da sind, wenn Erfahrung und ein guter Rat gefragt sind.

Im 7. Semester haben wir eine endodontische Revision am Zahn 25 durchgeführt. Diese birgt verschiedene Risiken wie zum Beispiel das Überpressen des Wurzelfüllmaterials nach apikal, das erhöhte Frakturrisiko oder das ganz spezifische Keimspektrum. Da uns die Behandlung aber letztlich gut gelungen war, wurde unsere endodontische Behandlung bei der Preisausschreibung für die „Goldene Hedström-Feile“ angemeldet.

Unikliniken sind Orte des Wissens und der Forschung. Neuste Forschungsergebnisse können direkt in die Praxis umgesetzt und alternative sowie minimalinvasivere Arbeitsmethoden, die zu gleichen oder verbesserten Ergebnissen führen, beim Patienten angewendet werden. Behandlungsmethoden können hier erprobt werden, um von niedergelassenen Zahnärzten später übernommen zu werden. Wir blicken mit etwas Wehmut auf unsere Zeit des Studiums im Uniklinikum zurück und sind dankbar für alles, was wir lernen durften. © engel.ac–stock.adobe.com

Welche Fachbereiche gefallen euch zudem im Studium und was ist eher weniger cool?

Unsere Interessen sind tatsächlich nicht so unterschiedlich. Wir beide sind zum Beispiel begeistert von der Zahnerhaltung, Kieferorthopädie und der Oralchirurgie.

In allen Themenbereichen ist das Besondere am Zahnmedizinstudium, dass wir ab dem 7. Semester Patienten behandeln dürfen. Es sind keine Modelle, an denen wir dann Füllungen legen, eine Parodontitis behandeln oder prothetische Arbeiten anfertigen, es sind Menschen, auf deren Wünsche, Ängste und Bedürfnisse wir eingehen müssen. Das Gefühl, wenn ein Patient keine Schmerzen mehr hat, wieder lächeln oder kauen kann, ist unbeschreiblich, einfach nur schön. Wir haben die Möglichkeit, die Menschen kennenzulernen: Vor Behandlungsbeginn erzählen sie oft ihre Geschichte, von ihren Ängsten oder was sie gerade beschäftigt. Ein Assistenzarzt hat es so beschrieben: „Wir sind nicht nur Zahnärzte – wir sind so viel mehr für die Patienten: Therapeut, Vertrauter und auch Freund.“

Bei den Patientenbehandlungen ist das Team enorm wichtig: eine gut organisierte Kursleitung, gut unterstützende (Assistenz-)Zahnärzte und ein gut vorbereiteter Studierender. In dieser Hinsicht sind wir unserer Assistenzzahnärztin und unserem Oberarzt sehr dankbar. Sie haben uns viel beigebracht und wertvolle Erfahrungen sowie hilfreiche Tipps und Tricks vermittelt. Deshalb konnten wir in Ruhe und sorgfältig die Behandlungen durchführen. Dabei herrscht das Sechs-Augen-Prinzip: Die einzelnen Behandlungsschritte werden kontrolliert, wodurch Fehler vermieden werden können und alles sorgfältig und gründlich durchgeführt wird.

Zu Beginn des Studiums bestanden aufgrund unserer geringen Erfahrung die Probleme besonders darin, feinmotorische Arbeiten anzufertigen (z. B. Zähne aus Modelliermasse herzustellen, Klammern zu biegen etc.). Ab den klinischen Semestern kamen neue Probleme hinzu: Wir mussten lernen, auf die Patienten, ihre Bedürfnisse und Probleme einzugehen. Auch die Routine und Geschwindigkeit bei der Behandlung bekamen wir erst mit der Zeit.

In den vergangenen klinischen Semestern haben wir viel dazugelernt und können nun mit Situationen ganz anders umgehen, mit mehr Ruhe, einem gewissen Maß an Selbstbewusstsein und strukturiertem Handeln.

Welche erlernten Skills waren für euch die wichtigsten im Studium?

Bei der Behandlung von Patienten ist ein strukturiertes, systematisches Vorgehen besonders wichtig. Wenn der Fokus nur auf ein Problem gelegt wird, kann es passieren, dass viele andere übersehen werden. Das sollte keinesfalls geschehen. Daher wurde uns bereits am Anfang eine Systematik beigebracht, mit der wir alle extra- und intraoralen Auffälligkeiten erfassen können. Auf diese Weise ist es möglich, auch bei der Behandlung des Patienten den Überblick zu behalten.

In unserem Beruf gibt es nicht die eine Therapie schlechthin, sondern eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten. An der Uniklinik Aachen können wir jedem Patienten ein individuelles Behandlungskonzept bieten, bei dem wir auf seine Wünsche und Bedürfnisse eingehen können. Eine gewisse persönliche Flexibilität in Bezug auf das Vorgehen bei der Patientenbehandlung ist dabei eine wichtige Lernerfahrung. An diesem Punkt möchten wir betonen, dass das Studium der Zahnmedizin nicht immer einfach ist. Die theoretischen und praktischen Inhalte sind sehr anspruchsvoll und umfangreich. In solchen Situationen ist der Zusammenhalt zwischen den Kommilitonen enorm wichtig – gemeinsam können Probleme gelöst und Arbeiten beendet werden. Wichtig ist einfach, nicht aufzugeben.

Wenn ihr etwas am Studium ändern könntet, was wäre das?

Wenn wir heute auf unser Studium zurückblicken, wird uns vieles verständlicher. Mancher Lernstoff, den wir als überflüssig ansahen, stellt sich nun als hilfreich heraus.

Wir haben Erfahrung gesammelt und sind an Herausforderungen gewachsen. Das Studium hat uns tatsächlich „geformt“, wir haben Fähigkeiten erworben, die wir für unser späteres Praxisleben benötigen. Schön wäre es aber, wenn die Existenz der Studierendenkurse viel mehr publik gemacht würde. Nur sehr wenige Patienten mit Zahnproblemen kennen die Möglichkeit, sich an den Universitäten von Studenten unter der fachkundigen Leitung erfahrener Ärzte umfassend behandeln zu lassen. Ein weiterer Vorteil dieser Kurse liegt darin, dass viel Zeit für den einzelnen Patienten eingeplant werden kann. Die Studierenden gehen auf Ängste, Bedürfnisse und Wünsche ein. Nicht der finanzielle Aspekt, sondern der Patient steht im Vordergrund.

Auch schwierigere Fälle oder Angstpatienten werden in den Kursen behandelt und verlieren durch die liebevolle Zuwendung der Studenten langsam wieder die Angst vor zahnmedizinischen Behandlungen.

Durch das Sechs-Augen-Prinzip, bei dem der Studierende, dessen Assistenz und erfahrene Zahnärzte alle Behandlungsschritte verfolgen und kontrollieren, können eventuelle Fehler vermieden oder sofort korrigiert werden. Die Behandlung im Studierendenkurs erfordert durch die Kontrollen zwar mehr Zeit, jedoch findet die Behandlung auf Augenhöhe mit dem Patienten statt. Lösungen werden gemeinsam erarbeitet und Entscheidungen getroffen.

Dieser Artikel ist mit der Überschrift „Was wir unter anderem gelernt haben: Es ist wichtig, nicht aufzugeben!“ in der dentalfresh erschienen.

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