Branchenmeldungen 01.12.2014

Zahnersatz aus dem Ausland – was ist zu beachten?

Zahnersatz aus dem Ausland – was ist zu beachten?

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Es gibt verschiedene Gründe für den Verlust von Zähnen: Aber egal, ob krankheitsbedingt durch Karies und Parodontose oder einen Sportunfall – am Ende stehen Patienten vor der Frage, welcher Zahnersatz geeignet ist und wie hoch die Kosten sein werden.

Da die Preise deutscher Zahnlabore oft sehr teuer erscheinen und der Zuschuss der Krankenkasse in den meisten Fällen nicht ausreicht, um alle Kosten zu decken, entscheiden sich einige Patienten für einen Zahnersatz im Ausland. Welche Vor- und Nachteile diese Alternative bietet und was es dabei zu beachten gibt, verrät dieser Artikel.

Arten von Zahnersatz

Laut Stiftung Warentest werden im Jahr durchschnittlich 13 Millionen Zähne gezogen, doch es gibt verschiedene Möglichkeiten die Lücken im Gebiss zu schließen. Die gängigsten Methoden sind:

  • Implantatprothetik
  • Riegel- oder Geschiebeprothesen
  • Vollprothesen
  • Zahnbrücken
  • Zahnkronen

Dabei ist die Auswahl der passenden Versorgung natürlich immer abhängig von der persönlichen Situation des Patienten. Unabhängig davon, wo der Zahnersatz letztendlich erworben wird, ist die Therapie zunächst mit dem heimischen Zahnarzt zu besprechen. Dieser erstellt anschließend einen Heil- und Kostenplan, in dem Befund, Therapie-Vorschlag, voraussichtliche Kosten für Honorar, Material, Labor und die Höhe des Eigenanteils aufgeführt sind.

Verschiedene Angebote einholen

Die Kosten in diesem Bescheid sind geschätzt und beziehen sich auf das Dentallabor, mit dem der heimische Zahnarzt zusammenarbeitet. Patienten können den Heil- und Kostenplan nun aber auch zu anderen Zahnkliniken schicken, um im besten Fall günstigere Angebote einzuholen.

Dabei empfiehlt es sich, ein Röntgenbild des Gebisses mitzuschicken, welches der Zahnarzt des Vertrauens gegen Quittung zeitweilig herausgeben muss. So kann sich die ausgewählte Zahnklinik schon vorab einen besseren Eindruck vom Zustand der Zähne und Kieferstellung machen, ohne dass der Patient selbst anwesend sein muss. Anschließend erhält der Zahnarzt die Röntgenaufnahme wieder zurück. 

Sparen beim Zahnersatz im In- und Ausland

Wichtig ist, dass der Heil- und Kostenplan bei der zuständigen Krankenkasse eingereicht wird, um die Höhe der Festzuschussbeträge zu erfahren. Dabei prüft der verantwortliche Sachbearbeiter, ob ein Bonusanspruch besteht, der sich aus den Angaben im Bonusheft ergibt.

Wer in den vergangenen fünf Jahren mindestens einmal im Jahr beim Zahnarzt war, kann dadurch mindestens 20 Prozent der Kosten durch einen Zuschuss von der Krankenkasse abdecken. Nach zehn Jahren werden sogar wenigstens 30 Prozent gewährt. Ausnahmen sind sogenannte Härtefallpatienten, denen es aufgrund ihrer finanziellen Lage nicht möglich ist, den Zahnersatz selbst zu finanzieren.

Möglichkeiten beim Zahnersatz aus dem Ausland

Je nachdem wie hoch die zu erwartenden Kosten sind, stehen nicht weniger Patienten vor der Frage, welche günstigeren Alternativen es im Ausland gibt. Dabei stehen zwei Varianten zur Auswahl:

  • Der Besuch einer Zahnklinik im Ausland.
  • Ein deutscher Zahnarzt, der mit einem Zahnlabor im Ausland zusammenarbeitet.

Aufgrund der Neuregelungen zur Kostenerstattung für Leistungen der Gesundheitsversorgung innerhalb der Europäischen Union (EU) durch die Urteile C-385/99 und C-158/96 des Europäischen Gerichtshofes, hat jeder Versicherte einen Anspruch auf den oben bereits angesprochenen Festzuschuss der Krankenkasse.

Dadurch steht dem Vorhaben Zahnersatz im Ausland erstmal nichts im Wege – doch beide Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile.

Behandlung im Ausland

Leider gibt es bislang keine objektiven Vergleichskriterien im In- und Ausland, die Patienten über die Qualität von Zahnarztbehandlungen aufklären. Die bisher erhobenen Studien liefern Ergebnisse von sehr gut bis sehr schlecht, wodurch kein eindeutiger Rat gegeben werden kann und Patienten bei dieser Entscheidung leider auf sich gestellt sind.

Dabei ist es nützlich, sich über persönliche Erfahrungsberichte zum Zahnkliniken und -Ersatz im Ausland auf Portalen im Internet zu erkundigen – mit etwas Glück lässt sich so herausfinden, wie vertrauenswürdig ein Zahnarzt oder Dentallabor ist. Eine andere Möglichkeit ist es, die Internetpräsenz der verschiedenen Anbieter zu besuchen und die Eindrücke der Fotos auf sich wirken zu lassen, denn ausländische Zahnarztkliniken sind nicht automatisch schlechter ausgestattet als hiesige Zahnarztpraxen.

Wichtig ist bei dieser Alternative, dass Interessenten sich vorab über die Kosten für Reise, die Übernachtungen und die Verpflegung informieren.

Ausländischer Zahnersatz

Die Entscheidung fällt daher eventuell leichter, wenn nach einem Zahnarzt in Deutschland gesucht wird, der mit einem Zahnlabor im Ausland zusammenarbeitet. So ist es leicht möglich sich vor Ort ein Bild von der Ausstattung der Räumlichen und der Sympathie des Praxisteams zu machen.

Der Faktor Kosten muss dabei mindestens eine genauso große Rolle spielen, wie die Nachsorge – denn im Falle von Komplikationen und benötigten Nachbesserungen müssen Patienten wieder die Zahnklinik im Ausland aufsuchen, wenn sie sich für eine Behandlung im Ausland entschieden hatten.

Interessenten der zweiten Variante sollten vorher absichern, wie im Falle von Fragen und Problemen nach der Behandlung mit dem ausländischen Zahnersatz verfahren wird.

Gründe für das Ersparnis bei ausländischen Produkten

Die Kosten für Zahnersatz aus dem Ausland sind in zwei Dritteln der Fälle deutlich niedriger als von deutschen Laboren – doch woher kommen die günstigen Preise? Zu den wichtigsten Gründen zählt die Einsparung bei

  • Löhnen,
  • Nebenkosten,
  • Sozialabgaben,
  • Mieten und
  • Laborkosten,

die jedoch in den letzten Jahren auch kontinuierlich steigen.

Doch genau da liegt der Knackpunkt, denn Patienten müssen abwägen, ob das ausgewählte Zahnlabor eventuell am Material spart, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Zur Absicherung kann ein Legierungs- oder Implantatpass verlangt werden, in dem Daten wie Marke, Material und Maße des eingesetzten Zahnersatzes vermerkt sind.

Inanspruchnahme von Garantieleistungen

Egal, für welche Variante sich entschieden wurde, es ist unumgänglich sich vorab über den schlechtesten Fall zu informieren: Was ist, wenn beispielsweise die Verblendung einer Krone abplatzt oder die Zahnbrücke bricht?

Generell gibt es für den eingesetzten Zahnersatz EU-weit eine zweijährige Garantie – doch nur die behandelnde Zahnarztpraxis ist dazu verpflichtet, den betroffenen Patienten kostenfrei zu behandeln. Sollte sich also für eine Behandlung im Ausland entschieden worden sein und der Schadensfall tritt ein, während der Patient bereits wieder zuhause ist, so muss die ausländische Praxis wieder aufgesucht werden.

Wichtig ist: Trotz der Möglichkeit sich Zahnersatz im Ausland zu beschaffen ist nach aktueller Gesetzlage der heimische Zahnarzt nicht verpflichtet, kostenlose Nachbesserungen an dem fremden Zahnprodukt vorzunehmen. Eine Ausnahme sind natürlich Patienten mit akuten Schmerzfällen, bei denen eine Notfallbehandlung erforderlich ist.

Wer auf der Suche nach einer günstigen Zahnersatzalternative ist, sollte darauf achten, dass die ausländische Zahnarztpraxis einen Kooperationspartner in Deutschland hat, damit die Anreise entfällt.

Autor: Markus Müller

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