Branchenmeldungen 23.04.2013

Zahnersatz wird teurer

Zahnersatz wird teurer

Foto: © Guido Vrola - Fotolia.com

Barmer GEK Zahnreport 2013 vorgelegt

Wer neuen Zahnersatz braucht, muss tief ins Portemonnaie greifen. Das zeigt eine Aufschlüsselung im heute vorgelegten BARMER GEK Zahnreport 2013. Im Jahr 2009 lagen die Durchschnittskosten für neuen Zahnersatz demnach bei 1.382 Euro je Betroffenem. Davon mussten Patienten 56 Prozent, nämlich durchschnittlich 776 Euro, privat aufwenden.

Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, sieht Handlungsbedarf. Zwar seien die Eigenanteile seither nicht so dramatisch gestiegen wie von vielen befürchtet. „Aber der schleichende Trend zu höheren Privatkosten ist unverkennbar. Nirgendwo sonst im Gesundheitswesen ist die Aufspaltung in eine solidarisch finanzierte Sockelversorgung und privat getragene Premiumbehandlung weiter fortgeschritten.“ Über den Einsatz teurer Versorgungsalternativen werde der Privatkostenanteil in die Höhe getrieben und die Basis der Festzuschüsse weiter abgesenkt. „Wir müssen deshalb das Modell der Festzuschüsse reformieren, indem wir den Anstieg der über die private Gebührenordnung der Zahnärzte abgerechneten Leistungen bremsen.“

Schleichende Privatisierung des Zahnersatzes

Die Wissenschaftler vom Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISEG) in Hannover weisen in der Studie den Trend zu steigenden Privatkosten beim Zahnersatz nach. So stiegen die Eigenleistungen für Zahnersatz zwischen 2005 und 2009 inflationsbereinigt um 18 Prozent. Der Privatanteil an den Gesamtkosten legte um einen Prozentpunkt von 55 auf 56 Prozent zu. Studienautor Professor Dr. Thomas Schäfer erklärt: „Für die darauffolgenden Jahre ist aus Daten der Gesundheitsausgabenrechnung des Bundes belegt, dass diese Entwicklung weitergegangen ist. Insgesamt müssen wir von einem noch höheren Niveau der Eigenleistungen ausgehen.“ In diesem Zusammenhang verweist der Autor auf die Dunkelziffer von Fällen, die komplett privat finanziert werden. „Die privaten Eigenleistungen werden daher in den von uns ausgewerteten Daten systematisch untererfasst.“

Quelle: BARMER GEK

 

Aktueller Kommentar der Bundeszahnärztekammer (BZÄK)

Versorgung mit Zahnersatz auf hohem Niveau – Patienten können zwischen einfacher und anspruchsvoller Versorgung wählen

Patienten stehen viele Wahlmöglichkeiten beim Zahnersatz zur Verfügung, resümiert die Bundeszahnärztekammer anlässlich der Daten des aktuellen BARMER GEK „Zahnreports“.

„Von einer kostengünstigen Versorgung über die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung (mehr als zwei Drittel aller Fälle) bis zur Zuzahlung in mehreren Abstufungen bei höherwertigen und höchst ästhetischen Lösungen hat der Patient eine breite Palette an Optionen“, erklärt der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel. „Hier kann weniger von einer Kostenbelastung gesprochen werden – denn hier entscheidet der Patient, welche Erwartungen und Ansprüche er an seinen Zahnersatz hat – als von wissenschaftlich anerkannten Therapieoptionen.“

Eine höherwertige Versorgung zieht in der Regel auch höhere Material- und Laborkosten nach sich, immerhin 60 bis 70 Prozent der Gesamtkosten. Das veränderte Entscheidungsverhalten der Patienten aufgrund neuer wissenschaftlicher und technischer Möglichkeiten ist ein Indiz für ein gestiegenes Gesundheits- und Qualitätsbewusstsein.
 
„Eine qualitativ hochwertige Behandlung und Teilhabe am wissenschaftlichen Fortschritt sollte für Patienten der privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen nach ihrer eigenen Entscheidung möglich sein“, so Engel.

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